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Sol Calero (*1982 in Caracas, Venezuela) nimmt jeden Ausstellungsraum ganz und gar in Beschlag. In ihren Environments – großen, ebenso konzeptuell tiefen wie sinnlich berauschenden Gesamtkunstwerken – vereint sie Installation und Malerei, Videokunst und Skulptur und schlägt damit stets auch eine Brücke zum „Draußen“, dem Leben außerhalb des Museums. Den Kunstraum in einen sozial funktionierenden, kommunikativen Ort zu verwandeln, in dem unterschiedliche Sphären zusammentreffen, ist das Prinzip ihrer Arbeit. Dafür richtete sie bereits Friseursalons, Tanzschulen, Internetcafés, Saunen und Wechselstuben in Galerien und Museen rund um den Globus ein.

Auf Weltreise können sich nun auch die Besucher des Kunstpalais begeben, denn für ihre Solo-Show in Erlangen holt Calero ein Reisebüro in die Ausstellungsräume – ganz in ihrer charakteristischen, farbenfrohen und musterreichen Ästhetik. Von den Mitarbeiterinnen des Reisezentrums Dr. Krugmann kann man sich beraten lassen und Flüge in die ganze Welt buchen. Caleros umfassende Gestaltung zieht sich hindurch bis zum Ausstellungsplakat, das ein exotisches Paradies für Pauschalurlauber anzupreisen scheint.

Indem Calero das Reisebüro als Ort thematisiert, wirft sie Fragen zur Idee von Tourismus auf. Es ist ein inhärent westliches Konzept, als Teil der eigenen Selbstverwirklichung zu fernen Kontinenten zu reisen. Die besuchten Länder werden zur Fremde, die dort lebenden Menschen zu „den Anderen“. Der eurozentrische Blick führt zu einem Exotismus, in dem von unvertrauten Kulturen meist nur Klischees übrig bleiben.

Für Sol Calero, die nach ihrer Kindheit in Venezuela und ihrem Studium in Spanien und England vor einigen Jahren nach Berlin kam, ist die Beschäftigung mit Migration und Geschichte ein essentieller Teil ihrer Arbeit. Sehr spielerisch und mit großer, durchaus augenzwinkernder Liebe zur karibischen Farbigkeit und Musterbegeisterung bringt Calero den Betrachter mit ihren Gemälden, Skulpturen und Installationen fast beiläufig zum Nachdenken über Zuschreibungen, Vorurteile, über Geschlechterrollen und Kultur. Wie sie selbst sagt, ist sie „politisch, ohne explizit politisch zu sein“.

Die Ausstellung integriert zudem Videoarbeiten der KünstlerInnen Joiri Minaya, Cristóbal Gracia und Josep Maynou.