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Eröffnung: Sa 19.07.08, 11:00 Uhr

Die Ausstellungstrilogie „Les Grands Spectacles“ wird diesen Sommer mit dem Thema der Musik in der bildenden Kunst abgerundet. Die Ausstellung zeigt Partituren, Objekte, Fotografien, Videos und Videoinstallationen, Aufzeichnungen von Aktionen und vieles andere mehr. Sie setzt gleich an ihrem Beginn jene Akzente, die zu ihrem Leitfaden gehören: die radikale Abwendung der Kunst in ihren Avantgardebewegungen am Beginn des 20. Jahrhunderts von der bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts. Virtuosität, Geniekult, klassische Instrumente, musikalische Harmonien und Melodien wurden radikal in Frage gestellt.

So setzen die jungen Künstler des italienischen Futurismus der harmonischen Musik die Geräusche des Alltags und der zunehmenden Technik gegenüber; Luigi Russolo erfindet dazu eigene Instrumente, die „Intonarumori“. Auf die politische Seite des Futurismus spielt sehr viel später wiederum Günther Uecker mit seinem „Terrororchester“ an, das sich aus Geräusche produzierenden Objekten zusammensetzt.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt der amerikanische Musiker John Cage eine neue Verschmelzung der Künste in Hinblick auf Klangorganisierung und Wahrnehmung der Zuhörer in die Musik und Kunstwelt ein. Zahlreiche Künstler widmen dieser zentralen Vermittlerfigur zwischen bildender Kunst und Musik in der Folge Objekte. Als wichtiger Anreger für die Fluxusbewegung werden jene Werke von Fluxuskünstlern gezeigt, die sich auf Cage direkt beziehen, seinen Hang sowohl zur Veränderung technischer Aspekte, wie auch der Einbeziehung des Elektronischen aufnehmen oder in den Aktionen der Fluxusbewegung das Prinzip eines „kalkulierten Zufalls“ weiterführen. 1959 entwickelt Nam June Paik in seiner „Hommage à John Cage“ erstmals das Konzept seiner Aktionsmusik: Hier haben zufällige Töne und Geräusche den gleichen Stellenwert wie etwa die klassischen Klänge eines Instruments oder die Augenblicke der Stille.

Aber auch die Korrespondenz von Körper und Instrument wird in der Fluxusbewegung sichtbar gemacht. 1967 tritt die Cellistin Charlotte Moorman in der Aufführung der „Opera sextronique“ (von Nam June Paik) halbnackt auf und macht damit die offenbar obszöne Korrespondenz zwischen dem anthropomorphen Cello und der Cellistin explizit. Diesen und weiteren Kunstwerken, welche die Verbindung von Körper und Instrument deutlich werden lassen, stehen die Bilder des 19. Jahrhunderts gegenüber, die noch Frauen am Klavier in entsprechender genormter Distanz und Haltung zeigen. Karikaturen auf Niccolò Paganini oder Ludwig van Beethoven am Ende des Ausstellungsparcours schließen den Kreis als frühe Vorboten einer Gegenbewegung, die zur künstlerischen Avantgarde am Beginn des 20. Jahrhunderts als Kunstprinzip den Dilettanten, das Anti-Virtuose hervorbringt.

Kuratorinnen: Brigitte Felderer, Eleonora Louis Kuratorische Mitarbeit: Andrea Hofinger, Tina Teufel