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Die Ausstellung Street & Studio. Eine urbane Geschichte der Fotografie präsentiert mit rund 300 Exponaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert erstmals die faszinierende Geschichte zweier zentraler Produktionsorte des fotografischen Mediums. Sie entstand in Kooperation mit der Tate Modern, London. Durch Arbeiten von Diane Arbus, Cecil Beaton, Brassaï, Walker Evans, Helen Levitt, Robert Mapplethorpe, Irving Penn, Cindy Sherman, Malick Sidibé, Jürgen Teller, Wolfgang Tillmans, Weegee u.a. legt die Ausstellung dynamische Wechselwirkungen der fotografischen Praxis auf der Straße und im Studio offen. Seit dem Beginn des 20. Jahrhundert prägt die Fotografie das Bild der sich herausbildenden westlichen Metropolen mit ihren unterschiedlichen Milieus. Street & Studio zeigt unterschiedliche Genres und Arbeitsweisen, die sich bedingt durch ihre räumliche Aufnahmesituation, bis heute entwickelt haben und erschließt die Fotografie als Medium der Stadt.

Die Studiofotografie kennzeichnet im späten 19. Jahrhundert eine oftmals formalisierte und standardisierte Herstellung von Porträts. Ehrgeizige Fotografen suchten in der Geschlossenheit des Studios ein ihren Ideen entsprechendes Porträt zu „konstruieren“, sowohl mit experimenteller Technik als auch in betont abbildungshaften Darstellungsweisen. In den 1920er und 1930er Jahren wurden diese Techniken der Inszenierung in den florierenden Porträts- und Modestudios weiter verfeinert. Der Einsatz von Hintergründen und ausgefallenen Requisiten ist bis heute Teil der Studiokultur, wie die zeitgenössischen Selbstporträts von Samuel Fosso, die großformatigen Bilder von Adrian Paci und die Auftragsfotografien von Lee To Sang zeigen.

Mit der Entwicklung kleiner und leicht zu verbergender Kameras um die Jahrhundertwende entwickelte sich die Straße zu einem wichtigen Terrain für die Fotografie. Es wurde möglich, Menschen in unerwarteten, momenthaften und sogar intimen Augenblicken zu fotografieren. Die Straße erweiterte das Studio und lud zu neuen visuellen Abenteuern und zur Erforschung des Alltaglebens ein, wie z.B. Jaques-Henri Lartigue’s Schnappschüsse im Bois de Boulogne in Paris, Walker Evans Porträts von anonymen Passanten in New York oder die zeitgenössischen Porträts von Valérie Jouve.

Straßen- und Studiofotografie haben ihre eigenen Geschichten und Darstellungsweisen entwickelt. Die Ausstellung im Museum Folkwang ermöglicht einen simultanen Blick auf die zwei Orte der Fotografie und zeigt grenzüberschreitende Themen und Arbeitsmethoden auf. Die in höchstem Maße inszenierten Fotografien von Robert Doisneau oder von Modefotografen der 1950er Jahre wie William Klein, zeigen wie die Straße zur Bühne wurde. Helmar Lerskis Serie Köpfe des Alltags und Andreas Serranos Porträts von Obdachlosen belegen, wie sich die Studiofotografie im Laufe der Zeit zur Straße hin öffnete und vielfach ihre Dynamik übernahm.

Im Zentrum der Ausstellung steht die Frage, inwiefern die Fotografie das Bild der modernen Metropole mit ihren unterschiedlichen sozialen Milieus geprägt hat. Anschaulich wird diese Dimension in den ausgestellten Zeitschriften und Büchern, die verdeutlichen, wie die Welten der Stars und Prominenten und die Welt des Alltags, das Ideal des Studios und der Realismus der Straße allmählich ineinander übergehen.

Zur Ausstellung erscheint die Publikation „Street & Studio. Eine urbane Geschichte der Fotografie“. Hg. Ute Eskildsen in Zusammenarbeit mit Florian Ebner und Bettina Kaufmann, Tate Publishing. Mit Texten von Susanne Holschbach, Florian Ebner, Michael Bracewell und Jeremy Millar.

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Street & Studio. Eine urbane Geschichte der Fotografie

Künstler: Diane Arbus, Cecil Beaton, Brassaï , Walker Evans, Helen Levitt, Robert Mapplethorpe, Irving Penn, Cindy Sherman, Malik Sidibé, Jürgen Teller, Wolfgang Tillmans, Weegee  ...

Kuratoren:
Ute Eskildsen, Florian Ebner