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Der Kurt-Schwitters-Preis 2009 für Bildende Kunst der Niedersächsischen Sparkassenstiftung wird in diesem Jahr an die 1965 in Canterbury geborene und in Berlin lebende Künstlerin Tacita Dean verliehen. Damit wird eine international renommierte Künstlerin geehrt, deren Kunst getragen ist „… von einem Sinn für Geschichte, Zeit und Ort, die Qualität des Lichts und das Wesen des Films selbst“ (aus der Begründung der Jury).

Erstmals in Deutschland zu sehen ist die vom Sprengel Museum Hannover anlässlich der Preisverleihung präsentierte Installation mit sechs Filmen Merce Cunningham performs STILLNESS (in three movements) to John Cage’s composition 4’33’’ with Trevor Carlson, New York City, 28. April 2007 (six performances; six films), 2008, von Tacita Dean. Darüber hinaus präsentiert das Sprengel Museum Hannover den neuesten Film der Künstlerin, Craneway Event von 2009, als europäische Premiere.

Für Merce Cunningham performs STILLNESS bat Tacita Dean den legendären Choreografen und Tänzer Merce Cunningham (1919 – 2009) eine Performance zur stillen Komposition 4'33'' von John Cage auszuführen. Er gab dieser neuen Performance und Choreografie den Titel STILLNESS. Jede der sechs Performances ist von unterschiedlichen Kamerapositionen aus aufgenommen und zeigt den amerikanischen Tänzer, der auf einem Stuhl in seinem Studio in Manhattan sitzt und seine Position während der drei Sätze von Cages Komposition leicht variiert. Die minimalistische Szenerie wird nur von Trevor Carlson, Direktor der Cunningham Dance Company, unterbrochen, der das Ende eines jeden Satzes mit der Hand anzeigt. Cunninghams Abbild ist jedes Mal in Lebensgröße projiziert und die sechs Leinwände schließen mit dem Boden ab, so dass sich so realitätsnah wie möglich seine Anwesenheit in der Installation vermittelt. Das Stück 4’33’’, mit dem John Cage Zufallsgeräusche als Musik deutete und die Stille ergründete, wurde 1952 uraufgeführt. Tacita Deans sechsteilige Installation wurde zuerst 2008 am Dia:Beacon im Bundesstaat New York gezeigt.

Craneway Event erweist sich leider als der letzte Film, der jemals mit und über Merce Cunningham gedreht worden ist. Dean zeigt Cunningham in Aufnahmen vom November 2008 in einer früheren Ford Fabrik in Richmond, wo er sich mit seinen Tänzern auf eine Aufführung vorbereitete. Die Fabrikanlage wurde 1930 von Albert Kahn entworfen, der mithilfe von durchgängig errichteten Glasfassaden die Arbeitsstunden bei Tageslicht zu erhöhen versuchte. Vorbeifahrende Tankfahrzeuge, Pelikane, die zu Sturzflügen ansetzen, und das fortwährend wandernde Licht werden zur atemberaubenden Kulisse für die Aktivitäten der Menschen im Innern des Gebäudes.

Der Kurt-Schwitters-Preis wird seit 1996 von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung vergeben. Mit dem Preis werden renommierte internationale Künstler ausgezeichnet, deren Schaffen von herausragender Bedeutung ist und denen die Kunst der Gegenwart nachhaltige Impulse verdankt. Die Preisvergabe berücksichtigt insbesondere Künstler, deren Werke durch die Berufung auf den in Hannover geborenen Künstler Kurt Schwitters (1887–1948) gekennzeichnet sind, die in neuen Bereichen künstlerischen Gestaltens arbeiten oder einen Beitrag zur Verbindung und Integration künstlerischer Gestaltung leisten.

Die Vergabe des Kurt-Schwitters-Preises 2009 an Tacita Dean basiert auf der Empfehlung einer international besetzten Jury, der unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Ulrich Krempel, Direktor Sprengel Museum Hannover, Prof. Dr. Beatrice von Bismarck, Prorektorin Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, Hendrick Driessen, Direktor De Pont museum voor hedendaagse kunst (Tilburg, Niederlande), Dr. Fabrice Hergott, Direktor Musée d'Art moderne de la Ville de Paris, Adrian Searle, Kunstkritiker, The Guardian London, und Prof. Thomas Wagner, Kunstkritiker (Heppenheim) angehören.

Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehören: Raymond Hains (1996), Thomas Schütte (1998), Gary Hill (2000), James Coleman (2002), Joep van Lieshout (AVL) (2004) und Rodney Graham (2006).

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Tacita Dean
Kurt-Schwitters-Preis 2009
Kuratoren: Ulrich Krempel, Isabelle Schwarz