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Tamara Grcic ist bekannt für serielle Fotoarbeiten und Videoprojektionen. Mit der Konzentration auf ein Motiv und dessen konsequenter Wiederholung in der Serie schärft sie den Blick für Menschen, Situationen, Farben, Formen, Details. In unserer dritten Einzelausstellung zeigt Tamara Grcic mit der Fotoserie still einen neuen Ansatz in ihrer Fotografie, verbunden mit einer speziell für die Galerie konzipierten akustischen Installation.

In still zeigt Tamara Grcic eine Vielfalt von Momentaufnahmen erstmals in Einzelbildern. Der Blickwinkel in dieser neuen Serie ist weiter gefasst, die Bilder erzählerischer. Die Szenen stammen aus der Peripherie des Alltags. Wir sehen einen Gartenarbeiter im Park, ein lesendes Mädchen am Tisch, einen Tiger in seinem Gehege, Mädchen am Strand. Auch Stilleben wie ein Besen im Schnee oder eine zerbrochene Lampe auf einer Mauer sind Bildanlässe. Tamara Grcic führt uns beiläufige Situationen vor, mit dem Blick für Details und ungewöhnliche Raumkompositionen. Sie fordert unsere gezielte Aufmerksamkeit, denn erst nach längerer Betrachtung erschließt sich der Reiz dieser Bilder, die von zarten Tönen und verborgenen Momenten leben.

Das Verbindende der Serie ist eine Stimmung, ein Klang, der die einzelnen Fotografien lose zur Serie verknüpft und den Tamara Grcic im Titel benennt: still. Die Menschen sind tief in ihre Tätigkeit versunken, die Gegenstände lange nicht benutzt. Die dargestellten Situationen, Menschen, Tiere und Dinge fallen aus dem Bewegungsfluss der Wirklichkeit heraus. Wie Standbilder aus einem Film sind sie der Unaufmerksamkeit des alltäglichen Lebens entrissen. Die Zeit scheint angehalten, auch im filmischen Sinn von still.

Die Serie besteht aus insgesamt 16 Fotografien. Für Tamara Grcic fungiert sie wie ein Baukasten, aus dem sie einzelne Fotos entnimmt und für die Ausstellung zu Sequenzen montiert. Die Bilder treten in Beziehung, Szenen verbinden sich zu Geschichten, die offen bleiben.

Zu den Fotoarbeiten entwickelt die Künstlerin eine akustische Installation. Vasen unterschiedlicher Größe, Farbe, Volumen und Textur verbergen Metronome, die ungleichen Takt schlagen. Ihre Zerbrechlichkeit, ihre fragile Aufstellung am Boden der Galerie fordern unsere Aufmerksamkeit, die Anordnung steuern Rhythmus und Bewegung im Raum. Der Klang der Fotos wird um eine weitere Frequenz ergänzt.

Tamara Grcic, geboren 1964 in München, lebt und arbeitet in Frankfurt/Main. 2006 erhielt sie den Preis der Günther-Peil Stiftung, verbunden mit einer Einzelausstellung im Leopold Hoesch-Museum in Düren. Im Kunstmuseum Bonn sind derzeit im Rahmen einer Sammlungspräsentation Haare, New York City, 1997/2006 und Kleiderblock, 2006 zu sehen. Im Sommer 2007 nimmt sie an der Triennale der Kleinplastik in Fellbach teil. Zur Serie still erscheint ein Künstlerbuch im Revolver Verlag.

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Tamara Grcic