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Die Werke der mexikanischen Künstlerin Teresa Margolles (*1963 in Culiacan, Sinaloa/Mexiko) leben auf den ersten Blick durch ihre poetische Einfachheit: Räume, in denen Seifenblasen schweben oder die durch Wasserdampf vernebelt sind, erzielen eine minimalistische und dematerialisierte Wirkung. Doch die abstrakte Schönheit nähert sich einer grauenhaften Irritation, wenn man über die Herkunft des künstlerischen Materials aufgeklärt wird: So wurden mit dem Wasser, aus dem die Blasen und Nebel geschaffen sind, zahllose, oftmals anonyme Leichen gewaschen – Tote, die wegen ungeklärter Todesursache autopsiert wurden, die am Rande der Gesellschaft lebten.

Tod und Gewalt sind die Fundamente der zart anmutenden Installationen von Teresa Margolles, und es ist der Gegensatz zwischen individuellem Schicksal und Anonymität, der die Kraft der Arbeiten ausmacht. Das durch die Leichenwäsche ‚verschmutzte‘ Wasser nimmt dem strahlend weißen Ausstellungsraum seine neutrale, unschuldige Aura und drängt sich dem Betrachter körperlich und psychisch unerbittlich auf. Die Wassernebel und Blasen sind Zeugen alltäglicher tragischer Praxis und bergen unheilvolle Botschaften. Soziale, politische und wirtschaftliche Aspekte spielen im Werk von Margolles ebenso eine Rolle wie Vergänglichkeit und Erinnerung. Der Körper gilt der Künstlerin als Hülle und Träger von Individualität, der Zeichen von Zugehörigkeit zu Rasse und Klasse birgt. Er ist zugleich abwesend und höchst präsent.

Margolles’ Werke verbinden das Persönliche mit dem Politischen, das Abstrakte mit dem Konkreten, westliche Codes mit lateinamerikanischer Realität. Ihre Werke kennzeichnen eine große Brisanz und Aktualität und gleichzeitig ein berührender Umgang mit Vergänglichkeit und Verschwinden. Die Frage der Auflösung – von gesellschaftlichen Strukturen, Wertesystemen, und, in einem physischen Sinne, auch des Körperlichen – ist für die Ausstellung im Kunstverein zentral. Teresa Margolles wird in ihrer Ausstellung eine neue, eigens entwickelte Arbeit präsentieren, die, in sehr reduzierter Form, den gesamten Raum einnimmt.

Zur Eröffnung der Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Vorwort von Hans-Georg Lohe, einem Grußwort von Dr. Vanessa Joan Müller, sowie Texten von Heriberto Yepez, Dr. Nike Bätzner und Patrizia Dander.

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Teresa Margolles
127 cuerpos
Im Rahmen der Quadriennale 06 ArtCity Düsseldorf