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Unter dem Titel THE PROBLEM OF GOD zeigt die Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen in Düsseldorf im kommenden Jahr eine Ausstellung, die sich mit der christlichen Bildsprache in den Werken international bedeutender zeitgenössischer Künstler beschäftigt. Anlass der Präsentation, mit der die nordrhein-westfälische Landesgalerie einer Einladung der Deutschen Bischofskonferenz folgt, ist das 50jährige Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils, das nach mehrjährigen Beratungen eine Öffnung der Kirche zur Gesellschaft und damit auch zur Kunst beschlossen hatte. THE PROBLEM OF GOD wird mit etwa 120 Werken vom 26. September 2015 bis zum 24. Januar 2016 im K21 Ständehaus zu sehen sein.

Beteiligt sind unter anderem die Künstlerinnen und Künstler Eija-Liisa Ahtila, Francis Alÿs, Pavel Büchler, Berlinde de Bruyckere, Francis Bacon, Andrea Büttner, Janett Cardiff, Tacita Dean, Marlene Dumas, Harun Farocki, Katharina Fritsch, Boris Mikhailov, Robert Rauschenberg, James Turrell und Bill Viola. „Die Auseinandersetzung mit der christlichen Symbolik spielt in der aktuellen Gegenwartskunst eine große Rolle, gerade auch in der nicht-europäischen Kunst“, erklärt die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann.

Die Ausstellung dokumentiert, wie sich Elemente der christlichen Ikonografie als Bestandteil des kollektiven Bild- und Textgedächtnisses vielschichtig und ambivalent in den Werken der Künstlerinnen und Künstler wiederfinden. „Auffällig viele Arbeiten widersetzen sich dabei einer einfachen Lesart. Vielmehr entfalten sie komplexe Geschichten und Bilder, die sich differenziert und hintergründig mit christlichen Motiven, Themen oder Fragestellungen auseinandersetzen“, erklärt Ausstellungskuratorin Dr. Isabelle Malz. Die Ausstellung handelt daher weder von sakraler Kunst noch von Religiosität im Allgemeinen. „Sie interessiert sich auch nicht für Werke mit rein illustrativem Charakter. Der Fokus der Ausstellung richtet sich vielmehr auf Arbeiten, die zwar auf christliche Symbole oder Themenfelder Bezug nehmen, diese jedoch kritisch reflektieren, transformieren und in neue inhaltliche wie bildästhetische Zusammenhänge überführen“, betont Malz.

Dementsprechend vielfältig ist die Bandbreite der in den Werken dargestellten Themen: Sie reichen von existentiellen Grundfragen des Lebens und den damit verbundenen philosophischen und spirituellen Herausforderungen bis zur humorvoll-kritischen Beschäftigung mit einzelnen Aspekten von Religion und Glauben. Auch Auseinandersetzungen mit der kunsthistorischen Bildtradition spielen ebenso eine Rolle wie aktuelle gesellschaftspolitische Probleme.

Dass sich viele Künstlerinnen und Künstler (wieder) mit Religion beschäftigen und Aspekte des Religiösen kritisch reflektieren, hat verschiedene Ursachen: Eine davon ist sicherlich, dass in Politik und Medien das Thema Religion derzeit allgegenwärtig ist. Diese Diskussion wird jedoch weniger unter theologischen Gesichtspunkten geführt sondern vielmehr unter dem Blickwinkel eines gesellschaftspolitischen Ereignisses. Verwiesen wird dabei oft auf die zahlreichen religiösen Radikalisierungstendenzen und die in manchen Weltgegenden damit verbundenen „Glaubenskriege“.

Hinzu kommt ein weltweites Ansteigen der Mitgliederzahlen bei einigen Weltreligionen: Während sich in Afrika und der „Neuen Welt“ der Katholizismus, der Islam, aber auch Glaubensgemeinschaften wie die Pfingstbewegung weiter ausbreiten, beklagen die großen christlichen Kirchen in Europa einen fortschreitenden Mitgliederschwund. Aber auch in diesem weitgehend säkularen Umfeld setzen viele auf dem Christentum beruhende ethische Werte – nun abgekoppelt von den Kirchen als Institutionen – Maßstäbe für das Handeln in unserem gesellschaftspolitischen System. Dieser Wertekodex ist damit ein beständiges Element unserer Kultur und Geschichte.

Die Ausstellung THE PROBLEM OF GOD wird im K21 Ständehaus, dem ehemaligen Landtag Nordrhein-Westfalens, auf einer Fläche von gut 2 000 Quadratmetern zu sehen sein. Die Auswahl der Werke konzentriert sich hauptsächlich auf die Kunst der vergangenen 25 Jahre und umfasst Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Holzschnitte, Skulpturen, Fotografien und Objekte, Video- und Filmarbeiten sowie komplexe, zum Teil eigens für diese Ausstellung geschaffene Rauminstallationen. Gut ein Drittel der ausgewählten Werke markiert zentrale Positionen der Kunstgeschichte der Jahre zwischen 1950 und 1980; sie sind zugleich wichtige Bezugspunkte für die zeitgenössische Kunst insgesamt. An ihnen lässt sich beispielhaft die bisweilen subtile Durchdringung des christlichen Zeichen- und Symbolsystems rückwirkend nachvollziehen und innerhalb eines kollektiven Bildgedächtnisses verorten.

Zum Programm der Ausstellung gehört ein zweitägiges international besetztes Kolloquium.