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Die Ausstellung präsentiert Fotoserien von 13 Fotografen und Künstlern aus der Sammlung des Museum Ludwig, erweitert um Leihgaben, die exemplarisch die Sammlung ergänzen. Hierunter befinden sich Arbeiten von Richard Adams, Derek Bennett, Joachim Brohm, David Goldblatt, Candida Höfer, Miyako Ishiuchi, Sanja Ivekovic, Ute Klophaus, Karl C. Kugel, Boris Mikhailov, Gabriele und Helmut Nothelfer, Thomas Ruff und Raghubir Singh.

Mit den Jahren um 1979 verbindet sich die Zeit umfassender gesellschaftlicher Umbrüche und Krisen, die das Dokumentarische zu einer künstlerisch wichtigen Haltung machte. Die Künstler und Fotografen beobachteten und dokumentierten den globalen Wandel über längere Zeiträume in der Regel dort, wo sie lebten. Zum Teil entstanden große Fotokonvolute. Daher steht in der Ausstellung nicht das Einzelbild, sondern die Serie im Mittelpunkt.

Die dokumentarische Haltung ist nicht in den Fotografien allein, sondern auch in ihrem Gebrauch zu entdecken. Fünf Fragen werden daher in der Ausstellung an jede Fotoserie gerichtet: Wer hat die Aufnahmen gemacht, wann und wo, in wessen Auftrag, an wen sind sie adressiert, wo und wie wurden sie erstmals veröffentlicht? Und welche Möglichkeiten der Annäherung an Fotografie können in der Gegenwart bestimmt werden?

Der Titel der Ausstellung geht zurück auf Roland Barthes Schrift Die helle Kammer von 1979. Hier unterschied Barthes zwei Umgangsweisen mit der Fotografie – ihre Zähmung durch ästhetische Kategorien wie Autorschaft, Oeuvre und Genre oder das Zulassen ihrer Verrücktheit, das in dem „Erwachen der unbeugsamen Realität“ in der Fotografie begründet liege. Etwa zwanzig Jahre später zeigten die documenta X und documenta 11 1997 und 2002, dass die zweifache Betrachtung der Fotografie als Kunst und als Abbild der Wirklichkeit sich nicht widersprechen muss. Im Gegenteil – nach Okwui Enwezor ist gerade die Fotografie als Dokument dazu in der Lage, Ästhetik und Ethik in ein neues Verhältnis zueinander zu setzen. Heute – 35 Jahre nach Erscheinen von Barthes’ Essay Die helle Kammer – zeigt die Ausstellung Unbeugsam und ungebändigt dokumentarische Fotografien, die um 1979 entstanden sind, um sie auf ihre ästhetischen und ethischen, performativen und politischen Bezüge zur „unbeugsamen Realität“ hin zu befragen.

Kuratorin: Barbara Engelbach

Dr. Barbara Engelbach betreut seit 2004 als Kuratorin die Sammlung zeitgenössischer Kunst, eingeschlossen die Fotografie ab 1960. Zur Fotografie kuratierte sie eine Reihe monografischer Ausstellungen u.a. von Ed Ruscha, Anna und Bernhard Blume, Jochen Lempert und Hugo Schmölz. In der Ausstellung What does the jellyfish want? Künstler & Fotografien (2007) arbeitete sie die Fotografien ab 1960 aus der Sammlung auf und publizierte einen Bestandskatalog.