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„Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtungen; ich habe kein Programm, keinen Stil, kein Anliegen,“ sagte Gerhard Richter einmal und brachte damit jene typisch postmoderne Haltung zum Ausdruck, die in gewisser Weise auch Viktors Svikis bisherigem Schaffen zugrunde liegt. Malerei und Zeichnungen sind die Medien, die der 1978 in Riga geborene Künstler in durchwegs figurativem Sinne bearbeitet. Doch fächert er dabei ein Spektrum an Techniken und Stilen auf, das von fotorealistischen Stillleben in Öl über szenisch anmutende Mischtechniken bis hin zu Zeichnungen in comic- oder graffitiähnlicher Reduktion reicht. All diese unterschiedlichen Ansätze markieren jedoch keine Etappen in Svikis’ Werkgenese, sondern existieren als gleichberechtigte Elemente nebeneinander – nicht selten in einem einzelnen Bild. Diesem Neben- und Miteinander unterschiedlicher Techniken und Stile entspricht die Vielfalt an Inhalten und Sujets, die der Künstler zur Darstellung bringt. Der pos tmodernen Forderung nach Pluralität kommt er damit im besten Sinne nach. Was seine unterschiedlichen Arbeiten zusammenhält, ist die experimentierende Auseinandersetzung mit einer Wirklichkeit, die sich aus flüchtig wahrgenommenen Realitätspartikeln speist und die der Künstler in seinen Werken spielerisch, in oftmals rätselhaften Kombinationen zusammenführt.

Die Arbeiten von Viktors Svikis wurden einmal als eine Art Collage oder Assemblage verschiedener Realitätsebenen beschrieben. Gut nachvollziehen lässt sich das in dieser Ausstellung etwa an der großformatigen Mischtechnik mit dem Titel „Wurfparabel“. Während die Motive in den oberen beiden Dritteln des Bildes mehr einem klassisch-akademischen Zeichenduktus folgen, franst die Darstellung nach unten hin ins Notizcharakterhafte (die mathematische Formel und Grafik der Wurfparabel) und in legeres, figuratives Gekritzel aus. Wir sehen unter anderem Fragmente einer Figur, die einen Golfschläger in Händen hält. Der Ball liegt zum Abschlag bereit. Daneben, ebenfalls fragmentarisch dargestellt und in einer um 90 Grad nach links gekippten Ansicht, wird der Betrachter einer weiteren Figur gewahr, die durch ein Fernrohr blickt. Das Geschehen, sofern es denn überhaupt ein einziges ist, scheint absurderweise in einem Innenraum angesiedelt zu sein, von dem aus eine Treppe ins Freie führt. Viktors Svikis fügt hier die Bruchstücke eines möglichen größeren Ganzen zusammen, ohne dem Betrachter einen in sich geschlossenen narrativen Interpretationsstrang anzubieten.

Das Zusammenfügen unterschiedlicher inhaltlicher Ebenen findet in Svikis Werk seinen unmittelbaren Ausdruck in der Bearbeitung des Bildgrunds. Auch diese basiert zunächst auf dem Prinzip des Collagierens. Svikis kaschiert die einzelnen Blätter auf Baumwollgewebe, lässt einzelne Partien teils über den Rand des Bildträgers hinausreichen, reißt das Papier an anderen Stellen wiederum ein und ab. Bleistiftzeichnungen wie „Chair Networking“ und „Playmob“ gewinnen dadurch enorme Plastizität. Der Eindruck verschiedener, einander überlagernder Realitätsebenen entsteht. Der Künstler versteht es in Arbeiten wie diesen bestens, das Fragile und Unantastbaren, das sich insbesondere mit dem Medium Zeichnung verbindet, zu unterlaufen. In Viktors Svikis jüngstem zeichnerischen Werk, auf das die Schau den Fokus legt, kommen vor allem die taktilen und haptischen Qualitäten des Papiers zum Tragen. So erscheint es letztlich nur konsequent, dass der Künstler für die Ausstellung (es ist seine zweite Solopräsentation in der Galerie Michaela Stock) eine raumgreifende, am Boden platzierte Zeichnung geschaffen hat. Eine aus wenigen Strichen bestehende Comicfigur ist darauf mannigfach abgebildet. Der Besucher ist aufgefordert das Bild zu betreten – auf dass die Distanz zwischen Betrachter und Kunstwerk endgültig falle! (Manisha Jothady, 2013)

VIKTORS SVIKIS NUTS AND BOLTS Malerei, Zeichnung 17. Jänner – 8. März 2014 Vernissage: Donnerstag, 16. Jänner 2014 ab 18 Uhr