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Die Gruppenausstellung Voice & Void [dt. Stimme und Leere] widmet sich der Darstellung der menschlichen Stimme – und der Abwesenheit der Stimme - in der bildenden Kunst. Die Stimme und ihr Verklingen, das Sprechen und der Verlust von Sprache, die Präsenz, aber auch Immaterialität der Stimme, das Verhältnis zwischen Stimme und Körperlichkeit sowie Ton und Bild sind nur einige der Schwerpunkte.

Die Ausstellung untersucht die Effekte, die entstehen, wenn eine Sinneswahrnehmung durch eine andere ersetzt wird und unter welchen Umständen die Stimme durch andere Medien vermittelt werden kann, sei es durch aufgeschriebene Notation, technische Aufnahmen oder visuelle Repräsentation. Zum einen besitzt die Stimme in ihrem unmittelbaren Ausdruck ganz spezifische Qualitäten, zum anderen "wird die besondere Medialität der Stimme oft erst dadurch sichtbar, dass sie in andere Medien übersetzt wird" (Thomas Trummer). Immer wieder setzen die Arbeiten das Verhältnis von Bild und Ton auf eine Weise ein, dass sich die Charakteristika und Eigenheiten der Bild- und Klangwelt wechselseitig definieren, hervorheben oder auch unterlaufen.

Die Ausstellung umfasst dreizehn sehr unterschiedliche Zugänge zum Thema "Stimme und Leere". Historische Referenzpunkte bilden dabei die legendäre Performance von Joseph Beuys "Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt" (1965), die in Fotografien von Ute Klophaus präsent ist; weiters die Textblätter "Lecture on Nothing (Silence)" (1959) von John Cage, der die Akustik einer mit "Präsenz" angefüllten Stille durch Text-Notationen verbal und visuell umsetzt; und die Arbeit "Tonfilm" (1969) von VALIE EXPORT, einem Entwurf für eine Performance, in der die Stimme über technologische Eingriffe an Stimmritze und Ohr manipuliert wird.

An diese frühen Arbeiten knüpfen eine Reihe von zeitgenössischen Untersuchungen zum Phänomen der Stimme – inklusive ihrer Abwesenheit – an. Dazu gehört eine Arbeit der amerikanischen Künstlerin Rachel Berwick, eine Installation mit zwei lebenden Papageien: Der Naturforscher Alexander von Humboldt war auf seinen Reisen durch Südamerika 1799 am Amazonas auf einen Papagei gestoßen, der als einziges Lebewesen noch die Sprache des kurz zuvor ausgerotteten indigenen Stammes der Mayporé sprach. Humboldt zeichnete die Phonetik von 40 Begriffen dieser verlorenen Sprache auf, die in der Arbeit von Berwick nun wiederbelebt wird.

Hans Schabus bezieht sich in einer ortsbezogenen Installation auf die spezifische akustische und visuelle Situation verborgener Räume, die er durch die Übertragung in den Ausstellungsraum wahrnehmbar macht. Die Arbeit von Asta Gröting dreht sich um den Prozess des Bauchredens, in dem der Redner nicht mehr nur Sprecher ist, sondern zum Zuhörer und Kommunikationspartner seiner eigenen "zweiten Stimme" wird.

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Arbeiten von Janet Cardiff/Georges Bures Miller, Anna Gaskell, Christian Marclay, Melik Ohanian, Nedko Solakov und Julianne Swartz, die sich mit der Stimme als Trägerin von Sprache, Kommunikation und körperlichem Ausdruck auseinandersetzen.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Thomas Trummer, der das Projekt im Rahmen eines internationalen Stipendiums des Aldrich Contemporary Art Museum in Ridgefield, CT (USA) ausgearbeitet hat, von wo die Ausstellung auch übernommen wird.

KATALOG Thomas Trummer (Hg.), Voice & Void, D.A.P. Publishers, New York 2007 Für die Ausstellung in Innsbruck erscheint ein Zusatzband mit deutschen Übersetzungen.

Übernahme der Ausstellung von The Aldrich Contemporary Art Museum, Ridgefield, Connecticut, USA