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Verzaubert von dem ersten Science-Fiction-Film der Geschichte „Le Vogage dans la Lune“ (Georges Méliès, 1902), schafft der zeitgenössische Künstler William Kentridge gut 100 Jahre später mit einem gleichnamigen Werk eine Hommage an den französischen Experimentalfilmer Georges Méliès. Auf neun Projektionsflächen verwandeln sich bei Kentridge Zeichenblätter in Szenen wimmelnden Lebens, munter treiben die Striche übers Papier, formen in eigentätiger und surrealer Manier semantische Verdichtungen. So gleitet das Alltägliche ins Absurde, um gleich wieder im Vertrauten aufzutauchen. Was eben noch unergründlich wirkte, gerinnt zur eindeutigen Form: Gerade wandert eine helle Figur übers nachtschwarze Papier, dann sehen wir sie schon nicht mehr, verschluckt von der alles verdichtenden Schwärze echten Kaffeepulvers. Stets in Kontrasten denkend, ist diese Methode bei Kentridge zum Sinnbild geworden. Denn er selbst verbindet seine künstlerische Annäherung mit den Erinnerungen an das System der Apartheid. Und seine Filme wirken wie Dokumente einer längst vergangenen Zeit, denn Kentridge ist kein Trickfilmer im eigentlichen Sinne. Er strebte mit seinen Filmen stets eine eigene Kunstform an, welche jenen Charme der Anfangszeit des Kinos wachruft, jenen Charme, den die Laterna Magica auszustrahlen vermochte. Und so wie bei Méliès die Rakete aufsteigt, im Flug auf den Mond, um dann mitten in dessen Auge zu landen, dampft in Kentridges Film die Espressomaschine auf in jene unergründeten Tiefen, bereit, die Vergangenheit in der Gegenwart zu suchen.