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Die Berliner Galerie Isabella Czarnowska zeigt Werke des in Zagreb lebenden, renommierten Künstlers Zlatko Kopljar (Jahrgang 1962). Es ist seine erste Einzelausstellung in Deutschland.

Seit 1997 arbeitet Zlatko Kopljar an einer Serie von Werken, die er unter dem Buchstaben „K“ zusammenfasst und chronologisch nummeriert, wobei „K“ für „Konstruktion“ steht (in der Muttersprache des Künstlers: „Konstrukcija“).

Die Werke von Zlatko Kopljar haben ihre ganz eigene Qualität, weil sie nicht nur Sinn, sondern den Wert menschlicher Existenz als kodierte Wahrnehmbarkeit definieren. Das Reale in den Werken von Kopljar ist das, was künstlerische Konstruktion ist und insofern Information zwischen die Zeilen trägt. Also das über Emotionen mittransportierte Unartikulierte, Formlose als Grenzfall der Kommunikation, insofern Metakommunikation.

Kopljars Videos und großformatige Fotografien basieren auf performativen Inszenierungen. Immer ist es dabei das fotografische Auge, das eindrucksvolle Bildmomente schafft. K 14 zum Beispiel wird geradezu dominiert von einer Kette von dramatischen fotografischen Einzelbildern, die durch einen daruntergelegten poetischen Sprechertext zusätzlich animiert werden.

Kopljars Werke sind, bis auf wenige Ausnahmen, wortlos – „ ... Nobody speaks, no talking. ...“ Der Betrachter folgt dem Künstler in die Stille, die Wahrnehmungsoffenheit ermöglicht. Der Kurzatmigkeit, dem schnellen Zeittakt und dem semantischen Geplapper erteilt er mit seinen ästhetischen Maßstäben eine deutliche Absage. Es ist unübersehbar, dass Kopljar als Künstler arbeitet, um eine Wertediskussion anzustoßen. Kopljar sieht den Künstler als starkes Individuum in der Masse, als Visionär, möglicherweise in einer quasi-religiösen Position. Seine Werke sind zu Monumenten geronnene künstlerische Gesten, in deren Impulszentrum ausdrucksstarke Handlungen liegen, verdichtet beispielsweise im rituell anmutenden Knien der K9-Serie Compassion+, vollzogen am Grab von Franjo Tuđman sowie vor den Parlamenten in Großbritannien, Rußland, China und Brüssel, dem politischen Zentrum der EU. Mit seinem öffentlichen Innehalten und Gedenken vitalisiert Kopljar Elemente traditioneller Denkmalkultur und nimmt gleichzeitig Bezug auf wirkungsvolle Gesten, wie sie von Politikern vollzogen werden oder wie wir sie aus der Bildenden Kunst, aus Film und Theater kennen. In diesem Zusammenhang steht auch das Video K15, welches den berühmten „Kniefall von Warschau“ (07.12.1970) thematisiert, das spontane Niederknien von Willy Brandt am Mahnmal zum Gedenken an die Helden des jüdischen Ghetto-Aufstands von 1943, vollzogen unmittelbar vor der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland, die am gleichen Tag stattfand.

Es handelte sich hierbei um den ersten Besuch eines deutschen Regierungschefs in Polen seit dem Zweiten Weltkrieg. Mit dem „Vertrag über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehung“ erkannte die Bundesrepublik Deutschland die Oder-Neiße-Grenze an – ein Meilenstein in der Geschichte beider Staaten. Mit seiner künstlerischen Aktion unterstreicht Zlatko Kopljar die überraschende Demutsbekundung Willy Brandts, die den Prozess der Aussöhnung beider Völker anstieß und die EU-Osterweiterung möglich machte. Kopljar wendet sich diesem Thema sicherlich auch vor dem Hintergrund der historischen Veränderungen seit dem Zusammenbruch des Sozialismus im ehemaligen Jugoslawien und dem sich anschließenden Balkankonflikt zu und plädiert für mehr individuelle Verantwortung (auch die des Künstlers). Seine Intention: Mögen sich die Betrachter nicht abwenden vom Grauen der Welt. Kopljars Werke sind darüber hinaus immer auch der Versuch einer Selbstvergewisserung in einem Moment, da das Ich angesichts katastrophischer Szenarien verloren zu gehen droht.

In K12 agiert der Künstler mit Gesten des Schützens und Bewahrens, eingebunden in ein stimmungsvolles Auf- und Ab zwischen Licht und Schatten zwischen Natur und Kultur. Gleichzeitig sieht er sich in einem Baum hängend, nach geglücktem Selbstmord. Das eigene Ich ist ihm Echokammer und Spielfläche zugleich. Nach beiden Seiten, mal traumwandlerisch als Weltreflektor in einem lumineszierenden Anzug (K14), mal radikal, lässt er sein Pendel ausschwingen.

Christoph Tannert

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Zlatko Kopljar