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Von den würdevollen Altmeistern bis zur klassischen Moderne, von der schwärmerischen Romantik oder dem lichterfüllten Impressionismus bis zu den Provokationen der unmittelbaren Gegenwartskunst: In einem Museum der bildenden Künste lässt sich durch die Jahrhunderte wandeln, begibt man sich auf eine phantastische Zeitreise durch die Vergangenheit. So beamt man sich virtuell von einer Epoche zur nächsten, verweilt für Momente im dunklen Mittelalter mit seinen mächtigen Altartafeln, um dann im nächsten Ausstellungssaal gleich bei den Frivolitäten der Rokokomalerei anzulangen. Obwohl man sich meist in vergangene Zeiten vertieft, erheischt man zumindest in den Räumen der Gegenwartskunst einen möglichen Ausblick in die Zukunft.

Die meisten Kunstsammlungen folgen heute noch einer traditionellen Hängung, begründet in der Kunstgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts. Chronologisch reihen sich die Epochen aneinander, um einen Einblick in die grossen Entwicklungslinien der Kunst und der kulturellen Identität zu vermitteln. Nicht so im Kunstmuseum St.Gallen! Als eines der ersten Häuser hierzulande hat man es sich zum Programm gemacht, die Kunst der Vergangenheit aus der Gegenwart heraus neu zu verstehen. In einer thematischen Reihe von Ausstellungen wie „Blickwechsel“, „Endgames“, „Striptease“ oder „Von Angesicht zu Angesicht“ wurde ein reiz-voller visueller Dialog zwischen den Epochen, Stilen und künstlerischen Haltungen inszeniert – ganz im Sinne des berühmten Zitats des Dada-Künstlers Francis Picabia: Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können.

„…durch die Jahrhunderte“: Der Titel verspricht einen klassischen Blick auf die Vergangenheit, eine Anreihung der künstlerischen „Highlights“ der St.Galler Sammlung von den bedeutenden Altmeisterbeständen des Goldenen Zeitalters über die erstrangigen Gemälde des 19. Jahr-hunderts bis zu den raumgreifenden Installationen der Gegenwartskunst. Doch weit gefehlt! „…durch die Jahrhunderte“ ist weder eine chronologisch Folge von Meisterwerke noch ein erholsamer Spaziergang durch die Kunstgeschichte. „…durch die Jahrhunderte“ wird zum Gang der ganz besonderen Art, zum schwindelerregenden Schweben, zum wagemutigen Surfen oder hilflosen Tasten…. Unter dem Aspekt unterschiedlichster Bewegungsmodi treffen bedeutende Werke aus verschiedenen Epochen unmittelbar aufeinander, umschlingt Arnold Böcklins sehnsüchtiger „Triton, eine Nereide auf dem Rücken tragend“ Matthew McCaslins wellenreitenden Surfer, wandelt Robert Zünds berühmter „Gang nach Emmaus“ direkt zu Roman Signers nicht minder bekannter „Aktion mit einer Zündschnur“. Oder man schwebt in Felix Stephan Hubers „Rotem Flügel“ grenzenlos über den Wolken und schaut – wie in der Warteschlaufe des Flughafens Zürich – auf die unberührte Appenzeller Landschaft, wie sie die Appenzeller Bauernmalerei so trefflich in Bilder zu fassen verstand. „…durch die Jahrhunderte“ wird zu einem erlebnisreichen Parcours durch die verborgenen Schatzkammern des Kunstmuseums St.Gallen.

Ergänzt wird die Ausstellung während der Sommermonate durch ein „Schaulager“, das in Petersburger Hängung einen vertieften Einblick in die St.Galler Sammlung gewährt. Zudem eröffnen wechselnde Projekte zeitgenössischer Kunst als Inserts immer wieder neue Ein- und Querblicke auf die Ausstellung „…durch die Jahrhunderte“. Auftakt für diese Ausstellungsreihe bildet die medienkritische Installation „Side Effects (1)“ des bekannten, in Barcelona und Genf lebenden Performance-Künstlers Yan Duyvendak (*1965), der 2004 mit dem renommierten Namics-Kunstpreis für Neue Medien ausgezeichnet wurde.

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... durch die Jahrhunderte
Kurator: Konrad Bitterli

Werke von Arnold Böcklin, Felix Anton Brander, Gustave Courbet, Yan Duyvendak, VALIE EXPORT, Anselm Feuerbach, Sylvie Fleury, Felix Stephan Huber, Urs Lüthi, Matthew McCaslin, Pablo Picasso, Dieter Roth, Roman Signer, Carl Spitzweg, Bernard Tagwerker, Erwin Wurm, Robert Zünd ...