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18.September bis 23. Oktober 2021 Schloss Dätzingen

150 Jahre Landschaftsmalerei

Die Ausstellung beginnt zeitlich mit einer Arbeit von Christian Morgenstern, entstanden im Revolutionsjahr 1848. Dass die späteren Arbeiten aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts (Braith, Mali) schon vor der aufziehenden Industrialisierung stehen, macht das Spannungsfeld spürbar, in dem Adolf Hölzel sich um 1905 einer sich auflösenden Noch-Landschaft bedient, um zur selben Zeit in die gegenstandsfreie Welt vorzudringen. Wirkungsmächtig strahlt demgegenüber aus Worpswede die Naturlandschaft zurück, die auch Künstler wie Felix Hollenberg inspirierte. Es folgen zunehmend expressive oder versachlichte Landschaften (Altherr, Landenberger, Heckel, Schmidt), welche tatsächlich in den 1930er und 40er Jahren eine Art inneren Widerstand gegen das national instrumentalisierte und übersteigerte Naturbild beflügelten (Bräckle, Geyer). Expressiv und im Bewusstsein der dominierenden Nachkriegsabstraktion positionieren sich Landschafter gewissermaßen zwischen den Welten (Wais, Lehmann, Henninger). Man muss sich nicht wundern, dass nach 1960 das gängige Landschaftsmotiv nicht mehr recht passen wollte. Umso mehr entstehen experimentelle Parallelwelten (Schreiner, Imkamp, Kitzel, Schoofs, Dahmen, Cimiotti), die zur Gegenwart hin auch existenzialistische oder ironische Züge annehmen können (Brodwolf, Güdemann, Lehnert, Kupke). Man bekommt den Eindruck, als hätten sich die zeitgenössischen Künstler der klassischen Heimat-Idee entledigt, um auf mal nüchterne, mal sinnliche Weise genau wieder da zu landen, wo das Heimische eine neue Sogwirkung entwickelt: vor der Kulisse der Umweltzerstörung, des Klimawandels und der Naturkatastrophen drängt sich Landschaft wieder ins Bild, mal flüchtig, mal dystopisch, mal narrativ, mal schlichtweg schön. Fotografisch-digitale Techniken (Masuyama, Simons, Esser, Boelsums) konkurrieren mit dem malerisch-expressiven Pathos (Fleck, Drühl, Celayir, Bittersohl, Zimmer, Weiss). Stiller geht es bei anderen Künstlern zu, die das landschaftliche Motiv zum Anlass ganz anderer, übertragbarer Ideen machen (Willikens, Vlaming, Anklam, Muche, Blumkowski, Zhu, Gemeinhardt). Nicht zuletzt in den jüngeren Arbeiten nimmt der Bezug zur Romantik, namentlich auch zu Caspar David Friedrich, innovative Züge an (Masuyama, Zhu). Landschaft wird mehr und mehr zum gestalteten und erzählten Raum, im Blick zurück nach vorn.

Künstlerinnen der Ausstellungen:
Heinrich Altherr; Axel Anklam; Willi Baumeister; Anna Bittersohl; Volker Blumkowski; Saskia Boelsums; Jakob Bräckle; Anton Braith; Jürgen Brodwolf; Mahmut Celayir; Emil Cimiotti; Lovis Corinth; Karl Fred Dahmen; Sven Drühl; Elger Esser; Hans Fähnle; Ralph Fleck; Jan Gemeinhardt; Wilhelm Geyer; Riccarda Gohr (Ps. Ralf Gregor); Cordula Güdemann; Friedemann Hahn; Erich Heckel; Manfred Henninger; Heinz E. Hirscher; Gerhard Hoehme; Felix Hollenberg; Adolf Hölzel; Wilhelm Imkamp; Ida Kerkovius; Fritz Ketz; Herbert Kitzel; Paul Kleinschmidt; Kurt Kühn; Joachim Kupke; Christian Landenberger; Alfred Lehmann; Volker Lehnert; Franz Lenk; Christian Mali; Hiroyuki Masuyama; Christian Morgenstern; Jan Muche; Willi Müller-Hufschmid; Reinhold Nägele; Otto Reiniger; Leonhard Schmidt; Peter Jakob Schober; Rudolf Schoofs; Hans Schreiner; Luzia Simons; Miriam Vlaming; Alfred Wais; Kurt Weinhold; Rudi Weiss; Ben Willikens; Walter Wörn; Xianwei Zhu; Bernd Zimmer