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HGB Galerie
Wächterstraße 11
04107 Leipzig
www.hgb-leipzig.de/einrichtungen/galerie

1937 - 2017: Von Entarteter Kunst zu Entstellter Kunst
16.12.2019 – 31.01.2020

Eröffnung: 16.12.2019, 18:00 Uhr mit Einführung von Adam Szymczyk
Öffentlicher Vortrag/Workshop: 22. – 24.01.2020 Dorota Sajewska, Artur Żmijewski

Den Auftakt zum 40-jährigen Jubiläum der HGB-Galerie bildet das Ausstellungsprojekt „1937 – 2017: Von Entarteter Kunst zu Entstellter Kunst”. Ein Projekt von Felix Almes, Sophia Eisenhut, Tobias Fabek, Marc-Anton Gnädinger, Julie Hart, Christian Kölbl, Ilse Lafer, Oscar Lebeck, Adrian Lück, Benedict Reinhold, Jonas Roßmeißl, Carsten Saeger, Andrėja Šaltytė, Ramona Schacht, Johanna Maj Schmidt, Stephen Stahn, Adam Szymczyk, Kilian Schellbach, Jens-Martin Triebel, Matteo Visentin, Arthur Zalewski und der Teilnahme von Frankfurter Hauptschule, Eiko Grimberg, Frank Holbein, Susanne Kontny, Henrike Naumann, Olu Oguibe, Charlotte Ruppert, Dorota Sajewska, Robin Stretz, Artur Żmijewski

Auszug aus dem Statement von Adam Szymczyk: „Ich wurde 2018 von Ilse Lafer eingeladen, ein Seminarkonzept an der HGB Leipzig vorzuschlagen. Als Antwort auf diese Einladung habe ich den Studierenden einen Vorschlag unterbreitet, der eine Brücke schlägt vom Sprach- und Bildgebrauch im öffentlichen Raum der Nazizeit zu aktuellen sozio-politischen und ästhetischen Diskursen. Anlass für die Themenwahl des Seminars sind die Ereignisse und Debatten, die zur Entfernung von Olu Oguibes ‚Denkmal für Fremde und Flüchtlinge‘, dem so genannten Obelisken mit dem Satz ‚Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt‘, viersprachig auf deren vier Seiten wiederholt, vom ursprünglichen Standort, dem Königsplatz in Kassel, wo er als Beitrag des Künstlers zur documenta 14 (2017) errichtet wurde. Die Beseitigung des Obelisken von dem vom Künstler gewählten Platz und sein Umzug an einen anderen, von der Gemeinde vorgeschlagenen, Ort wurden in einem demokratischen Prozess genehmigt, an dem der Künstler, der amtierende Oberbürgermeister, der Kulturausschuss und die Stadtverordneten der Stadt Kassel beteiligt waren, während die Medien zu jedem Detail dieses Falls Bericht erstatteten. Im Vorfeld dieser Debatte wurde der Satz ‚entstellte Kunst‘, der auf die berüchtigte ‚entartete Kunst‘-Prägung der Nazis beziehbar ist, 2017 von einem hessischen AfD-Mitglied bewusst verwendet, um Oguibes Werk und andere künstlerische Arbeiten in der documenta 14 zu beschreiben. Dieser Satz forderte eine Antwort.

Ein einjähriges Seminar begann, das für Studierende aller Klassen an der HGB Leipzig offen war, und von Ilse Lafer, Kilian Schellbach und Arthur Zalewski begleitet wurde. Die Ausstellung ‚1937 – 2017: Von Entarteter Kunst zu Entstellter Kunst‘ ist ein mögliches Ergebnis daraus. Sie beschäftigt sich mit der Erforschung historischer und zeitgenössischer Sprachen und mit Bildern nationalistischer, fremdenfeindlicher und reaktionärer politischer Parteien und sozialer Gruppierungen. Die in diesem Jahr entstandenen, und in der Ausstellung präsentierten Werkkomplexe versuchen eine Antwort auf die Gewalt im normativen Sprachgebrauch zu verkörpern. Werke und diskursive Interventionen von eingeladenen Gästen, darunter Olu Oguibe, Henrike Naumann, Dorota Sajewska und Artur Żmijewski, sind Teil des Lernprozesses und teilweise in der Ausstellung präsent. Die Frage nach der ‚Norm‘ wird hier zum Thema, um eine Konstruktion zu stören, in der das ‚Normale‘ über das als ‚entartet‘ oder ‚entstellt‘ Bezeichnete herrscht: über die neue schöne Welt ohne Fremde.“Diese Form der Kollektiven, experimentellen Ausstellungspraxis zeigt zugleich den Kurs für das 40-jährige Jubiläum der Galerie an: Geplant ist, den Galerieraum für ein Jahr von seiner klassischen Repräsentationsfunktion zu entkoppeln, und ihn primär als einen „Ort der gemeinsamen Arbeit am Inhalt“ zu begreifen. Demgemäß steht das kommende Jahr in vielfältiger Weise unter dem Vorzeichen der künstlerischen Forschung: Es ist eine Zusammenarbeit mit der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK Berlin) sowie der Gesellschaft für künstlerische Forschung, Deutschland in Planung. Zugleich sollen die institutionellen wie auch infrastrukturellen Bedingungen des Ausstellens und Zeigens durch eine Ausstellungsserie mit dem Arbeitstitel „How to make/ de-make/ re-make an institution“ (Institut für Alles Mögliche) untersucht werden. Ein Schwerpunkt dieser Serie gilt dem Archivieren, der zugleich Anlass gibt, das neue, 40 Jahre umfassende, digitale Galeriearchiv öffentlich zu präsentieren. Darüber hinaus liefert dieses Jahr den idealen Startpunkt für „Ausstellen als künstlerische Form“, das Studierende dazu einlädt eigene Ausstellungsprojekte zu entwicklen.

Eröffnung: 16.12.2019, 18:00 Uhr mit Einführung von Adam Szymczyk
Öffentlicher Vortrag/Workshop: 22. – 24.01.2020 Dorota Sajewska, Artur Żmijewski

Mit Unterstützung des Support-Büros der HGB.