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Vorwort Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest zeigt dieses Jahr aus der Rekordzahl von 1800 Einreichungen 206 dokumentarische und experimentelle Arbeiten aus 28 Ländern, darunter 36 Langfilme. Knapp 40% der gezeigten Arbeiten feiern hier ihre Deutsche Premiere, die Hälfte davon sind zudem Weltpremieren. Mit dem Start von European Docuzone wird außerdem das digitale Kino während des Festivals Realität. In diesem Jahr hat das Festival sein Profil weiter geschärft. Im Filmladen steht der dokumentarische deutschsprachige Langfilm im Vordergrund. Die BALi Kinos zeigen genreübergreifende internationale Kurzfilmkompilationen. Neu ist die Reihe POP.DOCS, die das Gloria Kino als dritten festen Spielort einbezieht. Mit „poppigen“ Filmen und populären Themen sollen neue Besuchergruppen für das Festival gewonnen werden. POP.DOCs in einem großen Kino zu attraktiven Zeiten – das ist zugleich eine Reaktion auf das gewachsene Zuschauerinteresse am Dokumentarfilm beim Festival wie auch im Kinoalltag.

Programmschwerpunkte Ein Schwerpunkt des diesjährigen Festivals ist Osteuropa. So zeigt das Mediawave Festival Györ in zwei Programmen einen Querschnitt durch das aktuelle ungarische Film- und Medienschaffen sowie Festivalpreisträger. Weitere Langfilme widmen sich den Ländern im Osten. So erzählt KÖNIGSBERG IS DEAD dynamisch und klug montiert die Geschichte der russischen Enklave Kaliningrad, die eingeschlossen von Polen und den baltischen Staaten ist. Auf eine cineastische Reise durch die Slowakei, Polen, die Ukraine und Rumänien mit Alltagsberichten aus einer längst vergangen scheinenden Welt nimmt CARPATIA die Zuschauer mit. Die Situation osteuropäischer Jugendlicher behandeln gleich zwei Filme, die hier ihre Weltpremiere feiern. In der No-Budget-Produktion PUR SI SIMPLU versuchen vier Jungs in Rumänien, mit Witz und Optimismus ihren Alltag zwischen Plattenbauten und schlecht bezahlten Jobs zu meistern. Das Erwachsenwerden im diktatorisch regierten Weißrussland zeigt 89 MILLIMETER. Die gesellschaftliche Diskussion um Jugend und ihre Zukunft in unserem Land kommentiert das Programm TEENAGER-AMBITIONEN. So begleitet WIR LEBEN IM 21. JAHRHUNDERT drei Jugendliche, die es wenigstens schaffen wollen, ihren Hauptschulabschluss nachzuholen.

Die Wirtschaft als scheinbar alles bestimmende Größe beleuchten mehrere Arbeiten von ganz unterschiedlichen Seiten. So analysiert der Eröffnungsfilm des Festivals WELTMARKTFÜHRER – DIE GESCHICHTE DES TAN SIEKMANN von Klaus Stern Aufstieg und Fall der New Economy am Beispiel der Firma Biodata. Das Programm GESUCHT WIRD EINE PERSÖNLICHKEIT zeigt konträre Lebensökonomien – vom völligen Verzicht auf Geld (ANTTI’S WORLD) bis zum Ethos jungdynamischer Consultants (BE 2 BE). Sich selbst verkaufen, darum geht es im Programm DIE HAUT ZU MARKTE TRAGEN, wo u. a. CASTING die Schattenseiten des Einzugs privatwirtschaftlicher Strukturen in Osteuropa aufzeigt. COPY ME – I WANT TO TRAVEL führt nach Bulgarien, einer der High-Tech-Schmieden des ehemaligen Ostblocks, wo vor allem Frauen an der Produktion perfekt geklonter Apple-Computer wie auch der ersten Computerviren beteiligt waren.

Ebenfalls einen festen Platz im Programm des Kasseler Festivals haben Künstlerporträts. Die Verschmelzung von Kunst und Leben verkörperte DIETER ROTH, der gleichnamige Film widmet sich seiner facettenreichen Persönlichkeit und seinem titanenhaften Werk. CALLING HEDY LAMARR porträtiert die Hollywood-Diva der 40er Jahre. THE NOMI SONG beleuchtet die Ikone des New Yorker Undergrounds der 70er Jahre, Klaus Nomi, der sich einen Namen als Countertenor wie durch seine schrillen Outfits machte. Starke Frauen zeigen die Porträts ICH BIN EIN DOKTOR AUF EXPEDITION über Eva Reich, Tochter des Arztes und Analytikers Wilhelm Reich und FÜR MICH UND DIE ANDEREN – PAOLA BEATE VON PÜCKLER UND ÄGYPTEN, das mit seinem Blick auf Ägypten ein Gegenbild zu den gängigen Islam-Klischees zeichnet.

Berichte unabhängiger Filmemacher aus den Krisenregionen dieser Welt leisten einen wichtigen Beitrag zur objektiven Meinungsbildung. KONFLIKTLINIEN ISRAEL/PALÄSTINA geht über den alltäglichen Umgang mit Gewalt und Bedrohung vor Ort hinaus, denn in dem schwedischen Film SNOW WHITE AND THE AMBASSADOR wird der durch den israelischen Botschafter in Schweden ausgelöste Kunst- und Politikskandal minutiös analysiert. Auch der heiß diskutierte Film ROUTE 181 – FRAGMENTE EINER REISE IN PALÄSTINA – ISRAEL von Eyal Sivan und Michel Khleifi wird in Kassel zu sehen sein. In SIYAMO – THE BLACK HAIRED GIRL gelingt es dem iranischen Regisseur Mahmoud Reza Sani, in nahezu abgeschottete Regionen Afghanistans vorzudringen. Die Gespräche, die er führt, drehen sich nicht um Krieg und Terrorismus, sondern um seine Suche nach einem Mädchen, von dem er träumte.

Regionales Film- und Medienschaffen Wir bemühen uns seit vielen Jahren um die Förderung und Präsentation des regionalen wie des gesamthessischen Nachwuchsschaffens. Neben den Student / innen der Film- und Videoklassen der Hochschulen in Kassel und Offenbach sind ebenso freie Autor/innen aus Hessen mit ihren Arbeiten im Programm vertreten. Insgesamt zeigen wir in diesem Jahr 33 Filme und Videos sowie vier Installationen von Hessischen Künstler/innen in der Ausstellung MONITORING. In diesem Zusammenhang präsentieren wir auch eine Werkschau von Yana Drouz und David Safarian, den beiden neuen Filmprofessoren an der Kunsthochschule Kassel.

MONITORING In der Ausstellung MONITORING, die vor allem im Südflügel des KulturBahnhofs zu sehen sein wird, werden Medieninstallationen von 16 Künstlerinnen und Künstlern aus sechs Nationen präsentiert, die aus über 300 Installationsvorschlägen ausgewählt wurden. Vier thematische Knotenpunkte verbinden die ausgestellten Arbeiten, zwei formale: die Erzählung und das Bild, und zwei inhaltliche: Beziehungen und Migration.

European DocuZone Ein entscheidender Schritt in Richtung Digitales Kino wird während des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes mit dem Projekt „European DocuZone“ gemacht, einem Filmtheater-Netzwerk aus 182 Kinos in acht europäischen Ländern, das in Zukunft dokumentarische Filme auf digitalem Weg in die Kinos bringt. Dank der Unterstützung durch die Multimedia-Initiative Hessen sind auch die BALi Kinos Kassel mit dabei. Zum europaweiten Startschuss am 12. November wird hier Werner Herzogs in HD-Qualität produzierter Film THE WHITE DIAMOND digital projiziert. Somit werden die Dokfest-Gäste Zeugen eines neuen Kapitels zum Thema D-Cinema, das momentan in aller Munde ist.

interfiction Zur Reflektion über die Neuen Medien lädt die Fachtagung interfiction. Führende PraktikerInnen und TheoretikerInnen treffen sich zu einem zweitägigen Seminar zum Thema „trans:fictions – Übertragungen – Übersetzungen – Überschreitungen“.

DokfestLounge Zum ersten Mal vertreibt die eigens eingerichtete DokfestLounge im KulturBahnhof allen Festivalbesuchern die schwere Zeit zwischen Spät- und Frühprogramm. Am Mittwoch, Freitag und Samstag der Festivalwoche beginnt um 23 Uhr am Abstellgleis hinterm Südflügel die Dokfest-Nacht zum Talken und Tanzen. Verschiedene DJs, feine Getränke und Cocktails laden zum Gespräch, auf der Experimentierbühne für ambitioniertes VJing werden diverse Live-Acts die Verbindung von Bewegtbild und Musik pflegen.

Pressetext

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21. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

Die Preisträger 2004:
Alexandra Gulea, Nicola Hochkeppel, Sebastian Heinzel, Renzo Martens, Kanal B , Britt Dunse, Hector Jesus Gutierrez Rodriguez, Hyekung Jung, Mahtab Ebrahimzadeh

MONITORING
Ausstellung im Rahmen des Festivals
Ort: KulturBahnhof Kassel, Bahnhofsplatz 1

mit Christian Barthelmes, Michaela Binder, Franziska Cordes, Silvia Götz, Kanal B, Thomas Köner, Renzo Martens, Mirko Martin, Michael Maziere, Agnes Meyer-Brandis, Joanne Moar, Benny Nemerofsky Ramsay, Anny & Sibel Öztürk, Oliver Pietsch, Andreas Rose, Nasan Tur