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Unter das frei nach Joseph Beuys zitierte Motto 5 Tage bis zum Ende der Kunst stellt die Kunsthalle Fridericianum ab Anfang Juni 2006 fünf Ausstellungen. In dieser Reihe, die thematisch und zeitlich ineinander greift, geben vier Mitglieder der Kuratorenwerkstatt und der künstlerische Leiter René Block in je eigenständigen Ausstellungen Einblick in ihre aktuelle Arbeit.

Der apodiktische Titel der Ausstellungsreihe 5 Tage bis zum Ende der Kunst möchte hier keineswegs das schon so häufig beschworene „Ende der Kunst“ proklamieren, sondern sucht nach den Bedingungen einer zeitgemäßen künstlerischen und kuratorischen Praxis. Welche gesellschaftliche und politische Relevanz hat zeitgenössische Kunst? Worin liegt die Zukunft des Ausstellens und Kuratierens? Wie kann eine Kuratorenausbildung heute aussehen?

Von Anfang an Die Diskussion praktischer und theoretischer Fragen des Kuratierens und Ausstellens sowie die Umsetzung einer umfassenden Ausstellungskonzeption sind seit der documenta 5 von Harald Szeemann 1972 fester Bestandteil der internationalen Großausstellung und haben sich von hier aus schnell in alle Welt weiter getragen. Die Position des Kurators ist aus zeitgenössischen Ausstellungsprojekten heute nicht mehr wegzudenken. Das lässt sich nicht nur auf den starken Wunsch nach weiterer Professionalität zurückführen, sondern ist als Reaktion auf neue Anforderungen im Zusammenhang mit den Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst zu sehen. Noch immer schwankt das gängige Kuratorenbild zwischen zwei gegensätzlichen Polen. Auf der einen Seite der Kurator als Künstler, der Ausstellungen im Sinne es Gesamtkunstwerkes inszeniert – zu Lasten der Autonomie der Künstler – und auf der anderen Seite die Vorstellung des nur wenig eingreifenden und lenkenden Kurators, der den Künstlern das Feld überlässt. Diese Dichotomie aufzubrechen ist ein zentrales Interesse der Kuratorenausbildung bzw. deren Vermittlung nach außen sein. Kassel als Ort der documenta ist somit nicht nur ein wichtiger Ort für neueste Entwicklungen und Tendenzen der zeitgenössischen Kunst, sondern auch ein Ort für neue Perspektiven und Ansätze in der Vermittlung der Kunstproduktion und des Kuratierens.

Die Kuratorenwerkstatt In diesem Sinne ist die Kuratorenwerkstatt die praktische Umsetzung der Idee René Blocks, an der Kunsthalle Fridericianum – als einer der großen internationalen Institutionen für zeitgenössische Kunst – einer jungen Kuratorengeneration, Wissen zu vermitteln und ihr die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen zu sammeln und erste eigene Projekte zu realisieren.

Seit 2003 nimmt die Kuratorenwerkstatt einen zentralen Bestandteil der Kunsthalle Fridericianum ein. Junge internationale Kuratoren und Kuratorinnen haben in dieser Zeit das Programm der Kunsthalle begleitet und um eigenständige Ausstellungsprojekte erweitert. Der Ansatz der Kasseler Kuratorenwerkstatt ist die praxisnahe Einbindung junger Kuratoren in den kuratorischen Alltag der Institution Kunsthalle Fridericianum. Über den theoretischen Diskurs universitärer Kuratorenprogramme hinaus ermöglicht sie die Erprobung des eigenen kuratorischen Handelns und Experimentierens im Bereich der Ausstellung von der ersten Skizzierung einer Idee bis hin zur Realisierung der Ausstellung und unterscheidet sich hierin deutlich von anderen Programmen.

Das Projekt Im letzten Jahr unter der künstlerischen Leitung von René Block und bevor die documenta 12 die Arbeit der Kunsthalle für ein Jahr unterbricht, geht die Kuratorenwerkstatt noch einen Schritt weiter und gestaltet mit einem gemeinsamen Projekt das gesamte Ausstellungsprogramm von Juni bis Dezember 2006. Die offene Struktur der Kuratorenwerkstatt ermöglicht es jedem Mitglied für die Reihe 5 Tage bis zum Ende der Kunst, eine eigene Ausstellungsidee zu entwickeln und umzusetzen. Der gemeinsame Dialog im Entstehungsprozess der individuellen Projekte schafft den Rahmen, der sich in der Struktur der Ausstellungsreihe niederschlägt. Alle fünf Ausstellungen werden zeitlich ineinander greifen und so auch die inhaltlichen Bezüge und Querverweise, die sich aus dem prozessualen und gemeinschaftlichen Arbeiten der Werkstatt entwickeln, sichtbar werden lassen. Gleichzeitig wird die Unterschiedlichkeit der individuellen Ansätze die verschiedenen Perspektiven, Interessen und Vorgehensweisen einer jungen Kuratorengeneration spiegeln.

Workshops Begleitet wird die Arbeit der Kuratorenwerkstatt von theoretischen Workshops und Tagungen, die sich zeitgenössischen kuratorischen Fragestellungen widmen und unterschiedliche Konzepte präsentieren. Im Vordergrund steht dabei der Austausch mit anderen Kuratoren und Kuratorenprogrammen. Im Oktober 2006 erfolgt in Vorbereitung des diesjährigen Oktobersalons in Belgrad ein erster Workshop. Neben der Recherche der lokalen Kunstszene in Belgrad wird die Kuratorenwerkstatt mit den vorhandenen Gegebenheiten arbeiten und ortspezifische Modelle der Ausstellungsorganisation entwickeln.

Pressetext

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5 tage bis zum ende der kunst
indirect speech
Projekt der Kuratorenwerkstatt Kunsthalle Fridericianum
Kuratiert von Alina Serban

mit Nevin Aladag, Victor Alimpiev, Stefan Constantinescu, Ciprian Muresan, Ioana Nemes, Ovekk Finn, Pablo Pijnappel