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Festival

Im Kurzfilm ist alles möglich, formal, inhaltlich, ästhetisch. Schwer greifbar, extrem offen und gerade dadurch faszinierend, bleibt der Kurzfilm das unerschöpfliche Reservoir, aus dem Kino, Fernsehen, Internet und selbst das Museum neue visuelle Sprachen schöpfen. Die Kurzfilmtage haben sich von Anfang an dieser Offenheit verschrieben.

Auch mit seiner 55. Ausgabe bietet das Festival ein Diskussionsforum, ein Laboratorium, eine lebendige Plattform für kurze Arbeiten, die sich den gängigen Definitionen entziehen – ein „Workshop der Wahrnehmung, wilder Diskurs-Hiphop und Festival der cine-philosophischen Fragen“, schrieb die Süddeutsche Zeitung im Mai 2008, während das kanadische Cinema-Scope Oberhausens „bewundernswerte Tradition kuratierter Programme“ lobte. „Spannend und leidenschaftlich wie ein Rodeo“, konstatierte die Hannoversche Zeitung, „Für die funkelnde Vielfalt der kurzen Filme bleibt Oberhausen der perfekte Ort.“

An sechs Tagen zeigen die Kurzfilmtage über 400 kurze Filme in Wettbewerben, Themenprogrammen und Retrospektiven. Mit der Video Library und den Screenings bieten sie eine der größten Ressourcen aktueller Kurzfilme für Einkäufer und Verleiher. Mit Diskussionsreihen und Rahmenveranstaltungen schaffen sie dazu eine Atmosphäre für Gespräche, Gedankenaustausch, Kontakte und Auseinandersetzung mit den Filmen, die 2008 knapp 1 100 Fachbesucher aus 50 Ländern wahrgenommen haben.

Wettbewerbe

Mit dem Internationalen, Deutschen, Kinder- und Jugendfilmwettbewerb sowie dem MuVi- Preis für das beste deutsche Musikvideo bietet Oberhausen traditionell einen Querschnitt durch die aktuelle internationale Kurzfilmproduktion. 2009 führen die Kurzfilmtage zwei Neuerungen ein:

NRW-Wettbewerb 2. und 3. Mai Ein Schaufenster der aktuellen Produktion aus Nordrhein-Westfalen, Heimat der Kurzfilmtage und einer der fruchtbarsten Filmproduktionsstandorte in Deutschland. Der Wettbewerb ersetzt und erweitert das traditionelle Profil NRW, die Preise sind mit insgesamt 1 500 Euro dotiert.

Open Screening 1. Mai Eingereicht und nicht ausgewählt? Wer seinen Film dennoch bei den Kurzfilmtagen zeigen will, hat jetzt die Möglichkeit: Beim Open Screening können alle abgelehnten Filme gezeigt werden, Hauptsache, die Filmemacher stellen sie persönlich dem Publikum vor. Insgesamt vergeben die Kurzfilmtage über 40 000 Euro an Preisgeldern. Der Hauptpreis des Festivals ist der Große Preis der Stadt Oberhausen im Internationalen Wettbewerb, dotiert mit 7 500 Euro. Der Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs ist mit 5 000 Euro ausgestattet. Dazu werden unter anderem der mit 2 500 Euro verbundene ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm und der ebenfalls mit 2 500 Euro dotierte 3sat- Förderpreis vergeben. Medienpartner der Wettbewerbe sind ARTE, 3sat und INTRO.

Die Jury des Internationalen Wettbewerbs 2009 João Garção Borges, TV-Redakteur (Lissabon) Amrit Gangar, Autor und Kurator (Mumbai) Angela Haardt, Kuratorin und Autorin (Berlin) Mike Hoolboom, Filmemacher und Autor (Toronto) Kathy Rae Huffman, Kuratorin und Autorin (Berlin)

Die Jury des Deutschen Wettbewerbs 2009 Maike Mia Höhne, Filmemacherin und Kuratorin (Berlin) Rainer Komers, Filmemacher (Mülheim a.d. Ruhr) Isabella Reicher, Autorin (Wien)

Die MuVi-Jury 2009 Elke Buhr, Autorin (Berlin) Diedrich Diederichsen, Autor (Berlin/Wien) Sasha Nixon, Musikvideo-Produzentin, Partizan (London)

Kontakte Wettbewerbe Internationaler Wettbewerb: Hilke Doering ‹iw@kurzfilmtage.de› Deutscher und NRW-Wettbewerb: Carsten Spicher ‹dw@kurzfilmtage.de› Kinder- und Jugendfilmwettbewerb: Anja Schmid ‹kiju@kurzfilmtage.de› MuVi-Preis: Jessica Manstetten ‹muvi@kurzfilmtage.de›

Thema

Unreal Asia 1. - 5. Mai Unreal Asia ist ein Programm von Kurzfilmen und -videos aus Südostasien und anderswo, die sich mit dem postkolonialen Erbe dieser Region auseinandersetzen. Dazu gehören alte wie neue Arbeiten von Filmemachern wie Dinh Q. Le (Vietnam/USA), Ho Tzu Nyen (Singapur), Apichatpong Weerasethakul (Thailand), Johan Grimonprez (Belgien/USA), Forum Lenteng (Indonesien), Chris Chong (Malaysia), Lin + Lam (USA) u.a. Was macht ‚die Realität’ real? Und wird diese Frage an jedem Ort der Welt gleich beantwortet? In Südostasien ist das, was der Westen für selbstverständlich hält – Demokratie etwa oder das Individuum – oft nicht viel mehr als eine Hypothese. Was macht also in dieser Region ‚die Realität’ aus? Familie? Tod? Der Staat? Ethnizität, Religion oder Sprache? Standort und Vertreibung? Wie wird die öffentliche und private Erinnerung geformt, und welchen Beitrag leisten bewegte Bilder dazu? Wie würde ein von konfuzianischen Familienwerten, islamischer Bildung oder paternalistischen asiatischen Diktaturen geprägter Realismus aussehen? Diese Fragen stellen sich vor allem im Kontext bewegter Bilder, nicht nur wegen der besonderen Beziehung des Films zur Realität, sondern auch, weil Film bei der Modernisierung Asiens eine so wichtige Rolle gespielt hat. Aber in dem Maße, wie der ‚nationale Film’ von den hybriden Perspektiven der Videokultur verdrängt wird, werden offizielle Geschichte und Mythen aufgeweicht. Erfindung vermischt sich mit zufälliger Geschichte, Dokumentation flirtet mit Fiktion. Filmische Codes werden umgewidmet, um Traditionen zu erneuern, mündliche Überlieferungen neu zu generieren und sich den unruhigen Geistern des globalen Konflikts und des Staatsterrorismus zu stellen. Vom uralten Rhythmus des Dorflebens bis zur beklemmenden Geographie der asiatischen Megastädte – Unreal Asia hebt einige altbekannte Klischees asiatischer Kultur aus den Angeln und macht den Blick frei für eine Vielzahl erstaunlicher Phänomene, von frommen Punks bis zu Transvestiten-Migranten, von selbst gebastelten Helikoptern bis zu tanzenden Geistern und subversivem Karaoke.

Die Kuratoren: Gridthiya Gaweewong ist künstlerische Leiterin des Jim Thompson Art Center in Bangkok. Sie ist Kuratorin zahlreicher Ausstellungen und Festivals, darunter Politics of Fun (HKW, Berlin, 2005), das Bangkok Experimental Film Festival (1997–2007) und Saigon Open City (Vietnam, 2006–07). David Teh arbeitet als Kritiker und Kurator in Bangkok. Zu seinen Projekten gehören Platform, ein Schaufenster für thailändische Installationskünstler (2006), und The More Things Change … Das 5. Bangkok Experimental Film Festival (2008). Er gehört zur Leitung der ChalkHorse Gallery, Sydney. Kontakt: Kristina Henschel ‹henschel@kurzfilmtage.de›

Profile

Nicolás Echevarría 1. Mai Nicolás Echevarría begann nach dem Massaker von Tlatelolco 1968 mit dem Filmemachen. Einer der wichtigsten Filmemacher Mexikos, verbindet Echevarría einen postkolonialen Blick und einen sehr bewussten Umgang mit Musik, Kamera und Montage. Vom Performance-Super8-Film über einen Schlangenmenschen bis zu involvierten Dokumentationen indianischer Schöpfungsmythen, seine Haltung zu seinen Sujets ist immer von Empathie geprägt und definiert so Innen und Außen neu.

Factory of Found Clothes 4. Mai „Factory of Found Clothes“ das sind die russischen Künstlerinnen Natalia Pershina-Yakimanskaya und Olga Egorova, die seit Mitte der 1990er Jahre in St. Petersburg zusammen arbeiten. In der Kunstszene wurden sie bekannt durch Installationen und Performances, in denen immer wieder die ‚abgelegte Haut’ getragener Kleider eine Rolle spielte. Die Kurzfilmtage zeigen erstmals eine umfassende Retrospektive ihrer Videoarbeiten, ergänzt durch eine eigens für Oberhausen entwickelte Performance.

Herbert Fritsch 1. Mai Seit mehr als 20 Jahren ist der Ausnahmeschauspieler Herbert Fritsch auch als Filmemacher und Medienkünstler tätig, die Kurzfilmtage zeigen nun erstmals sein filmisches Gesamtwerk. Seit seinen ersten Arbeiten rüttelt Fritsch an filmischen Dogmen, experimentiert mit Bildsprachen ebenso wie mit digitalen Techniken. In Oberhausen werden frühe Werke wie Die Suppe (1984) oder Der Ohrenwurm (1986) zu sehen sein und parallel dazu die 55 Kurzfilme, die bislang im Kontext des wuchernden und zu einem eigenen Kosmos werdenden Vorhabens hamlet_X entstanden sind. – In Kooperation mit dem Theater Oberhausen.

Matsumoto Toshio 1., 2. + 4. Mai Eine überfällige Würdigung Matsumoto Toshios, als Theoretiker wie Regisseur eine Schlüsselfigur des japanischen Films, in drei Programmen. Seit seinem Debüt 1956 realisierte er über 50 Werke verschiedenster Längen wie Formate: Sein Schaffen reicht von politisch-poetischen Essays wie Ishi no uta (1963) über spektakuläre Beispiele für das Expanded Cinema wie Tsu-burekatta migime no tame ni (1969), strukturalistische Exerzitien wie Âtman (1975) bis hin zu Höhepunkten der Videokunst wie Trauma (1989).

Sarajevo Documentary School 3., 4. + 5. Mai Eine Wiederentdeckung: Nach Programmen zu Žilnik, Godina und Makavejev führen wir unsere Auseinandersetzung mit dem jugoslawischen Dokumentarfilm der 1960er und 70er Jahre fort. Zeitgleich zur ‚schwarzen Welle’ entstanden bei Sutjeska Film in Sarajevo leisere, sensible Arbeiten wie Dva Zakona (1968) oder Fasade (1971) – ebenso engagiert und kritisch, aber durch ihre Poesie und Ironie immer wieder überraschend. Ein Programm mit Filmen, die teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr außerhalb Sarajevos zu sehen waren.

Künstlerliste / artists’ list Stand: 11.03.2009

International Competition: Apichatpong Weerasethakul (Thailand) Khavn de la Cruz (Philippines) Sun Xun (PR China) Zhang-Ke Jia (PR China) Amit Dutta (India) Jem Cohen (USA) Victor Alimpiev (Russia) Eija-Liisa Ahtila (Finland) Jayne Parker (UK) Robert Frank (USA) Wei Liu (PR China)

German Competition: Christoph Girardet Matthias Müller Bjørn Melhus Eske Schlüters Jochen Kuhn Heinz Emigholz

Other programmes: Rirkrit Tiravanija Factory of Found Clothes (Gluklya and Tsaplya) Matsumoto Toshio Nicolás Echevarría Herbert Fritsch

PODIUM discussions: Julieta Aranda, Künstlerin, e-flux (Berlin/New York) Leonie Baumann, Direktorin Neue Gesellschaft für bildende Kunst (Berlin) Dinh Q. Lê, Künstler (Ho Chi Minh City) Paul Domela, Programme Director der Liverpool Biennale Brian J. Frye, Künstler, Kurator und Anwalt (New York) Andrea Geyer, Künstlerin (New York) Mike Hoolboom, Filmemacher (Toronto) Henriette Huldisch, Autorin und Kuratorin (Berlin/New York) Bjørn Melhus, Künstler (Berlin) u.a.

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55. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
"Unreal Asia"

Künstler / Filmemacher: Apichatpong Weerasethakul, Khavn de la Cruz, Sun Xun, Zhang-Ke Jia, Amit Dutta, Jem Cohen, Victor Alimpiev, Eija-Liisa Ahtila, Jayne Parker, Robert Frank, Liu Wei, Christoph Girardet, Matthias Müller, Bjørn Melhus, Eske Schlüters, Jochen Kuhn, Heinz Emigholz, Dinh Q. Le, Ho Tzu Nyen, Apichatpong Weerasethakul, Johan Grimonprez, Forum Lenteng , Chris Chong, Lin + Lam , Nicolas Echevarria, Factory of Found Clothes  (Natalia Pershina-Yakimanskaya / Olga Egorova), Herbert Fritsch, Natalia Stürz, Matsumoto Toshio, Sarajevo Documentary School  ...