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Die 8 Künstler der Galerie, geboren zwischen 1946 und 1955, verbindet zum einen die gemeinsame Altersstufe eines Jahrzehntes, aber auch der Aufbruch der späten 60er Jahre, also der Abschied von bisherigen Normen und die Formulierung neuer emanzipatorischer Ideen. Ein Individualisierungsbegehren erfasste die Künstlerschaft. Es galt sich der Freiräume, die das Plädoyer für die Autonomie der Kunst forderte, zu bedienen. Ausstellungsdauer

Jo Niemeyer 1946 geboren in Alf / lebt und arbeitet in Schluchsee und in der Provence Jo Niemeyers künstlerisches Bestreben ist vor allem darauf gerichtet, dekonstruktivistische Beliebigkeiten zu unterlassen und sich bedingungslos auf die elementarsten Grundsätze der konkreten Kunst zu besinnen. Wie nur wenige ordnet er sich der formalen und farblichen Begrenzung der »de Stijl«-Bewegung unter. Als primäre und einzige Gestaltungsmittel seiner Objekte lässt er die Linie, die Fläche, die Proportion und die Farbe gelten, beschränkt sich auf Quadrate und Rechtecke in den Grundfarben Rot, Blau, Gelb und Schwarz auf weißem Grund. In ihrer formalen Konstruktion sind die Objekte nach den Regeln des Goldenen Schnitts gebaut. Die künstlerische Intention unterliegt mathematischer Ordnung. Er ordnet seine plastischen Objektkästen zu Serien an und erweckt spielerische Momente, die auch zur Kombination einzelner Bildreihen mit- und untereinander verleiten.

Werner Pokorny 1949 geboren in Mosbach / lebt und arbeitet in Ettlingen und Stuttgart Werner Pokorny arbeitet mit den Materialien Corten-Stahl und Holz. Seine stringente Entwicklung geht von zeichenhaften Gegenständen menschlicher Kultur aus, die im »Haus« kulminieren. Seine frühen Holzskulpturen machen den Prozess der Entstehung des Werkes sichtbar. Aus dem Stamm des Baumes schälte sich die Form, das Motiv, Stuhl, Haus oder Gefäß heraus. So wie die frühen Arbeiten den Zusammenhang mit dem Ursprung der Entwicklung deutlich werden ließen, so verbindet Pokorny die jüngsten Arbeiten mit abstrakten Qualitäten, wie Linie, Kreis, das Durchbrechen, das Motiv der Wiederholung, die Spiralbewegung. Aushöhlungen, Durchbrechungen, die Dialektik von Innen und Außen sind kennzeichnend. Das Miteinander der Formen spielt eine tragende Rolle. Das Zeichen, das Symbol, ist hier in die Kunst zurückgekehrt. Im Zusammenhang mit der abstrakten Interpretation gewinnt es seine entscheidende Aussage.

Platino 1948 geboren in Öhringen / lebt und arbeitet in Stuttgart Platino bewegt sich 1979 im »Niemandsland« der Gattungen zwischen den Grenzen von Tafelbild, Skulptur, Installation, Work in Progress und Happening. In seinem Projekt RED SPACE 1 in Stuttgart lebt er sieben Jahre in Räumen, die ganz in Rot verwandelt werden. Darin vereinen sich die von Platino aufwendig komponierten Töne mit fertigen Gegenständen des Alltags. Kompakt geschlossene Flächen klingen neben transluziden sowie Lichtreflexen. Im Laufe der Arbeit an SPACE 2 (1991–2003) gibt Platino die ausschließliche Bindung an die Farbe Rot auf. Subtile Grenzen und Differenzierungen in Farben, Objekten und Raumteilen werden nun wichtig. Ab 1982 entwickelt sich aus den Räumen heraus ein zusätzlicher, eigenständiger Werkteil: aus dokumentarisch beabsichtigten, fotografischen Aufnahmen entstehen die EXTERNs, großformatige, mit Acrylglas verbundene Cibachrome-Abzüge, die mit ihren spiegelnden Oberflächen den Ort und Betrachter mit ins Bild nehmen: das fotografisch fixierte Vergangene (der Moment im Raum) erscheint so als zeitlich und räumlich Gegenwärtiges.

Sibylle Wagner 1952 geboren in Stuttgart / lebt und arbeitet in Berlin Malerei, das war für Sibylle Wagner für viele Jahre die Beschäftigung mit der Farbe Weiß. Ein Weiß, so die Künstlerin, »was heute das Thema Licht geworden ist.« Die Arbeit mit Weiß, die zentrale Bedeutung des Lichtes und die intensiven Erfahrungen mit ihren Performances verschmelzen zu den neuen Bildern. Die Lichtstreifen haben den Charakter eines aktiven Leuchtens, die Fotografie behält den szenischen Habitus einer Performance: »mir gefällt es, wenn das Bild die Aktion noch aus-atmet.« Das Aufmerken beginnt häufig mit der Frage nach der Ursache dieser Wirkung. Wie ist es gemacht? Es gibt keine aktive Lichtquelle. Allein durch die Verbindung von Farbe (Licht) und der Plexiglasscheibe (Material) entsteht diese Intensität. Licht, Glut oder Leuchtkraft bersten aus dem Verborgensten hervor. Entgegen der Natur des Lichtes nicht sichtbar zu sein, sondern sichtbar zu machen, wird Licht selbst zur Form. Das Verborgene aber, woher dieses Licht kommt oder wohin es uns führen könnte, bleibt gewahrt.

Hubertus Giebe 1953 geboren in Dohna / lebt und arbeitet in Dresden Hubertus Giebe, ist von Kenntnis des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit gleichermaßen geprägt und souverän genug, in der Erfahrung des Alltags und des Traums auch absolut Realist und Surrealist zu sein. Er ist ein intellektueller und sinnlicher Künstler und fähig, rasch die klassischen Disziplinen zu wechseln: Menschenbild, Dingbild, Landschaft und freie Komposition (das moderne »Historienbild «). Seine nicht stillen Stillleben künden von der »Tücke des Objekts«. Ihm ist die Malerei so wichtig wie die Zeichnung, die Lithografie und die Radierung, seit einiger Zeit auch die Plastik. Meisterhaftes Handwerk, reiche Inspiration unterstützen ihn bei jedem neuen Kampf um ein werdendes Bild. In der Dresdner Malkultur aufgewachsen, sucht Giebe unter den politischen Voraussetzungen des Ostens eigene Wege, seiner inneren Erregung, dem besorgten Protest in gleichem Maße wie der Suche nach Wahrheit, bildhaften Ausdruck zu geben. 1989 hält er in Dresden eine vielbeachtete Rede zur Verteidigung künstlerischer Freiräume.

Cordula Güdemann 1955 geboren in Wehr/Baden / lebt und arbeitet in Stuttgart Die Malerei von Cordula Güdemann fesselt mit kräftigen Farben, leuchtenden Akzenten, zusammengefügten Splittern und Passagen. Mal geben große Formenkomplexe den Ton an, mal herrscht eine dschungelhafte Undurchdringlichkeit vor. Immer sind die Themen und Zeichen politisch brisant und aktuell, verraten die tiefe Anteilnahme einer Künstlerin, die nicht gleichgültig ist und nicht gleichgültig lässt. Die Professorin einer Malklasse an der Stuttgarter Akademie vertritt eine viel beachtete Position engagierter Malerei. Ihre Requisitenkammer enthält Objekte unserer modernen Welt vom bürgerlichen Wohnambiente bis zum Automobil, Artefakte vergangener Kulturen und Elemente der Natur. Aber sie entdeckt nicht Dinge, die für andere unsichtbar wären, sondern sie »ent-deckt« dieselben, sie nimmt ihnen ihre Erfolg und Wohlergehen vortäuschende Oberfläche und baut daraus ein ambivalentes Szenarium. Das Vergnügen an der reinen Malerei öffnet den Blick für das Befremdliche, denn diese Kunst wildert tief im verdrängten Alltag.

Beate Knapp 1952 geboren in Reutlingen / lebt und arbeitet in Achern Malerei ist für Beate Knapp erlebter Vorgang, von dessen Lebendigkeit das Pulsierende ihres bildnerischen Vortrags Zeugnis gibt. Das ausgewählte Motiv ist nicht Selbstzweck, es will auch nicht Ab- oder Vorbild sein, sondern gibt Anlass zur Entdeckung von Farben und Formen, die sich zu einer Bildgestalt fügen. Thematisch beleuchtet handelt es sich um eine ästhetisch überhöhte Existenzbefragung: die Serien der Kameras, Schreibmaschinen oder Hasen auf Rädern stehen sinnbildhaft für Inhalte, wie Wachsamkeit, Geschwindigkeit und Vitalität. Scheinbar belanglose Gegenstände unseres Alltags wandeln sich zu Bildgeschichten und reflektieren in ihrer neu gesteigerten Präsenz das Zeitgeschehen als in Malerei spürbare Erfahrung. Wesentlich für Beate Knapp ist das große Pas de deux von Intuition und Ratio. Die Form- und Farbelemente gehorchen der Folgerichtigkeit eines inneren Gefühls und führen durch den bewussten Prozess einer auf großer Erfahrung beruhenden malerischen Gestaltung zur Gesamtheit des bildnerischen Ausdrucks.

Christoph M. Gais 1951 geboren in Stuttgart / lebt und arbeitet in Torre San Severo, Orvieto Die Entwicklung des Werkes von Christoph M. Gais basiert auf der Tradition einer gestisch-gegenstandsfreien Malerei. In den Werken der 90er Jahre setzt Gais seine Mittel kontrollierter ein und nährt seine bildnerische Erfahrung aus elementaren und gefestigten Formen. Die Bewegung entsteht nicht aus eruptiver Entladung im Augenblick, sondern ist vielmehr eine ertastende, als wäre sie sichtbare Folge von Ordnungsstrukturen. Die Suche nach dem Bleibenden führt Gais zu seriell gestalteten Bildern: immer atmend schweben Strukturen als reine Farberscheinung über der Substanz des geschichteten Farbpigments und werden gleichzeitig von diesem durchdrungen. Harmonie und Ausgewogenheit in Ruhe und Bewegung, Zufall und Struktur, Farbmaterie und Farberscheinung, Vielfalt und Einheit stehen als Kennzeichen für die malerische Konzeption seiner »ornamenti«. Bild heißt für ihn, »dass die Farbe eine Erscheinungsform bekommt, die einen inneren Sinn, eine Logik hat.«

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8 Positionen der Gegenwart

Künstler: Christoph M. Gais, Hubertus Giebe, Cordula Güdemann, Beate Knapp, Jo Niemeyer, Platino , Werner Pokorny, Sibylle Wagner