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Am 5. September 2012 jährt sich der 100. Geburtstag von John Cage. Wie kaum jemand vor ihm hat Cage die Frage nach den Grenzen der Musik und ihren Verbindungen zu anderen Kunstfeldern und der Alltagswelt immer wieder neu gestellt. Gemeinsam mit Satie, Duchamp, Paik und Beuys gehört er zu den großen Strategen und Grenzgängern der Musik und Kunst im 20. Jahrhundert. Ausgehend von diesen Schlüsselfiguren wird die interdisziplinäre Großausstellung auf der Mathildenhöhe Darmstadt parallel zur documenta 13 in Kassel mit ebenso faszinierenden wie erhellenden Klangräumen, Projektionen, Objekten, Partituren, Gemälden und Installationen von 110 bildenden Künstlern, Musikern und Komponisten – von Laurie Anderson über Robert Filliou, Anri Sala, Dieter Roth und Iannis Xenakis bis hin zu Frank Zappa – zwölf Grundstrategien der Musik und Kunst seit 1900 erfahrbar machen. Der Komponist Heiner Goebbels wird eigens für das Wasserreservoir der Mathildenhöhe eine von Cage inspirierte Sound- und Videoinstallation realisieren.

Nach den national wie international gefeierten interdisziplinären Ausstellungen Russland 1900. Kunst und Kultur im Reich des letzten Zaren und Gesamtkunstwerk Expressionismus. Kunst, Film, Literatur, Theater, Tanz und Architektur 1905-1925 realisiert das Institut Mathildenhöhe Darmstadt mit A House Full of Music. Strategien in Musik und Kunst von 13. Mai bis 9. September 2012 das nächste ambitionierte Großprojekt. Diesmal wird gleich ein ganzes Jahrhundert auf neue Art und Weise präsentiert.

A House Full Of Music geht grundsätzlich anders vor als einschlägige Musik und Kunst-Ausstellungen der letzten Jahrzehnte, die sich meist vor allem mit den synästhetischen Fragen „Wie klingt das Bild?“ oder „Welche Farbe hat der Klang?“ auseinander gesetzt haben oder aber die Klangkunst als neue Hybridgattung beziehungsweise gattungsübergreifende soziokulturelle Kontexte von Kunst und Musik oder einzelne Medien – wie etwa die Schallplatte – in den Fokus rückten.

Auf der Mathildenhöhe Darmstadt werden nun erstmals die inneren Zusammenhänge zwischen den Gattungen Musik und Kunst thematisiert: Dies geschieht durch die epochenübergreifende Präsentation wirkmächtiger Strategien. Speichern, collagieren, schweigen, zerstören, rechnen, würfeln, fühlen, denken, glauben, möblieren, wiederholen, spielen – das sind zwölf Strategien, die sowohl die Musik als auch die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts markant geprägt haben und bis heute prägen. In kontrastreichen Strategieräumen wird die Ausstellung auf der Mathildenhöhe Darmstadt diese parallelen Vorgehensweisen von Musik und Kunst in Geschichte und Gegenwart erfahrbar machen. Damit bietet A House Full of Music zugleich genuine Möglichkeiten zur (Wieder)Entdeckung von Musik- und Kunstwerken und wirft einen neuen Blick auf die vielfältigen Zusammenhänge der beiden künstlerischen Disziplinen, die sowohl auf thematischer, formaler als auch personeller Ebene verfolgt werden können.

Das Jubiläum des 100. Geburtstags von John Cage, einem der wichtigsten Komponisten und Musikdenker des 20. Jahrhunderts, ist zugleich äußerer wie innerer Anlass zu dieser groß angelegten Ausstellung: Wie kaum jemand vor ihm hat John Cage die Grenzen der Musik gesprengt und auf die Kunst und das Leben hin geöffnet. Zusammen mit Erik Satie, Marcel Duchamp, Joseph Beuys und Nam June Paik ist Cage eine der Schlüsselfiguren der Ausstellung, die nicht umsonst den Namen einer seiner Performances trägt: A House Full of Music.

Rund um diese Strategiepioniere – den frühen Grenzgängern Satie und Duchamp ist ein eigener Prolog gewidmet – werden 110 Künstler, Musiker und Komponisten von Nevin Aladag, Pierre Boulez und Miles Davis über Brian Eno, Bruce Nauman und Steve Reich bis hin zu La Monte Young in einem spannungsreichen Ausstellungsparcours quer durch Kunst- und Musikstile sowie Medien die zwölf Grundstrategien der Kunst und Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ausloten. Gewissermaßen gegen den Strich entsteht so auch ein Jahrhundertpanorama der Kunst und Musik.

Aus Anlass der Ausstellung realisiert der Komponist, Musiktheaterregisseur und diesjährige Intendant der Ruhrtriennale Heiner Goebbels eigens für das historische Wasserreservoir unterhalb des Ausstellungsgebäudes Mathildenhöhe auf insgesamt 1000 Quadratmetern der beiden Speicherkammern die von Cage inspirierte Sound- und Videoinstallation Genko-an 64287.

Die Bildhauerateliers des Museums Künstlerkolonie verwandeln sich für die Dauer der Ausstellung in ein kontrastreiches Cage-Kino. Im Schwarzraum läuft der Künstlerfilm Sound?? von 1966, der John Cage mit dem Jazz-Saxophonisten Rashaan Roland Kirk in einen kreativen Dialog setzt. Im benachbarten Weißraum ist Nam June Paiks filmisch-künstlerische Hommage A Tribute to John Cage von 1973/76 zu erleben.