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60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Mauerfall und Wiedervereinigung. 2009 und 2010 wird in Deutschland vieler historischer Ereignisse gedacht, die die Entwicklung des Landes entscheidend bestimmt haben. Die Weserburg, Bremens Museum für moderne Kunst, nimmt dies zum Anlass einer zweiteiligen Ausstellungsreihe, in deren Zentrum der künstlerische Gesellschaftsentwurf steht. Den Auftakt dieser thematischen Fokussierung bildet die Ausstellung „A.R. Penck – Deutschland“, der im kommenden Jahr die Schau „Freibeuter der Utopie“ folgen wird.

Ende der 1960er Jahre wird man im Westen auf ihn aufmerksam: Der deutsche Maler, Grafiker, Zeichner und Bildhauer Ralf Winkler, bekannt unter dem Künstlernamen A.R. Penck, kann in der DDR nur innerhalb der Untergrundszene wahrgenommen werden, da ihm die offizielle Anerkennung als Künstler versagt ist. Im Jahr 1980 wird seine Ausbürgerung in den Westen erzwungen. Nach kurzem Aufenthalt in der Bundesrepublik verlässt Penck 1987 schließlich auch den Westen Deutschlands und zieht nach Dublin. Seine Begründung: „Deutscher Immigrant in Deutschland – das geht nicht. Wenn man schon ein Immigrant sein muss, dann auch ein richtiger.“

Penck, 1939 in Dresden geboren, zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. In seinen Arbeiten hat er sich wie kaum ein anderer Künstler - und wie neben ihm nur Jörg Immendorff - mit dem deutschen Thema auseinandergesetzt. Mit den seit den 1960er-Jahren entstehenden Standart-Bildern (aus Standard und Art) entwickelte Penck eine auf einfachen Zeichenstrukturen basierende künstlerische Sprache, die die gesellschaftliche Befindlichkeit im Zeitalter der Spaltung Deutschlands und im Zentrum der Teilung der Welt in zwei feindlich gesonnene Blöcke auf unverwechselbare Weise zum Ausdruck bringt. Die Ausstellung in der Weserburg stellt die Künstlerpersönlichkeit A.R. Penck mit Werken aus der Sammlung Böckmann, Berlin vor. Mit ca. 40 zumeist großformatigen Bildern aus den Jahren 1956 bis 2007 zählt die Sammlung Böckmann zu den bedeutendsten Penck-Sammlungen Europas. Von den frühen Portraits, über die Standart-Bilder bis zu den TM-Bildern und Werken aus den letzten Jahren besitzt die Sammlung Böckmann herausragende Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffensperioden des Künstlers. Ergänzt wird die Ausstellung durch Künstlerbücher und Schallplatten aus Bremer Privatsammlungen und dem Archiv des Studienzentrums für Künstlerpublikationen in der Weserburg.

„Ausgehend von Pencks Existenz als politischer Künstler zwischen den Blöcken versteht sich die Ausstellung im Jahr 20 nach dem Mauerfall als ein Diskussionen anstiftendes Forum,“ erläutert Direktor Carsten Ahrens. „Penck steht mit seiner Biografie und seinem Werk beispielhaft für den Konflikt zwischen der Vision einer anderen besseren Welt und den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen, sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik. Sein Denken über eine Gesellschaft jenseits von Sozialismus und Kapitalismus gewinnt gerade jetzt an Schärfe und Aktualität, da wir eine der größten weltweiten Systemkrisen der jüngeren Zeit erleben.“

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen und Texten.

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A. R. Penck
Deutschland
Werke aus der Sammlung Böckmann und anderen Sammlungen
Ein Künstler zwischen Ost und West