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Traditionell ist die Vorstellung von Skulptur stark geprägt durch den Gedanken an die Dreidimensionalität von Objekten, die sich formal mittels ihrer physischen Präsenz und den ästhetischen Eigenschaften ihrer Materialität auszeichnen. Abstraktion, Massivität und Haltbarkeit sind weitere Zuschreibungen, die sich mit diesem Medium verbinden. Die von Philipp Ziegler in der Galerie Reinhard Hauff kuratierte Gruppenausstellung „About the possibility of a sculpture“ versucht anhand der Arbeiten von Gedi Sibony, Falke Pisano, Lasse Schmidt Hansen und Rosalind Nashashibi / Lucy Skaer einen kritischen Blick auf gängige Wahrnehmungskonventionen zu werfen, die unser Bild dieses künstlerischen Mediums, das seit einiger Zeit wieder verstärkt im Zentrum des Interesses steht, nach wie vor bestimmen. Dabei sollen Fragen nach dem Wesen der Skulptur nicht objektbezogen, sondern vielmehr aus einer rezeptionsästhetischen Perspektive behandelt werden. Ohne notwendigerweise selbst der Skulptur zugerechnet werden zu müssen, stehen die in dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten – Installation, Film, Fotografie und Performance – in erster Linie in einem reflexiven Zusammenhang zum Medium Skulptur. Exemplarisch drückt die holländische Künstlerin Falke Pisano dieses Nachdenken über die verschiedenen Möglichkeiten und Sichtweisen von Skulptur in ihrer Arbeit „A sculpture turning into a conversation“ mit den Worte aus: „Things can sometimes turn into other things (...): Friendship can turn into love and the other way round, situations transform into completely different situations regularly, a book can be turned into a film, solid materials into liquid materials in many cases and sometimes into gas.”

Aus gefundenen Materialien wie Pappe, Sperrholz, Teppichböden und Stöcken schafft der in New York lebende Künstler Gedi Sibony (1973) reduzierte Konstruktionen, deren minimalistische Bearbeitung Spuren der ursprünglichen Herkunft und Verwendung dieser Gegenstände in sich speichert. Wie bei seiner vielbeachteten Installation auf der Whitney Biennale 2006, wo er die Überreste der vorausgegangenen Retrospektive Robert Smithsons für seine Arbeit weiterverwendete, erzeugt die sensible Ästhetik der von ihm benutzten Materialien zusammen mit dem Wissen um die Geschichtlichkeit seiner Objekte eine subtile poetische Sprache, die ebenso auf unsere Sinne wie auf unser Erinnerungsvermögen zielt. Falke Pisano (1978), die bis Ende 2006 an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht studiert hat und die parallel zu dieser Ausstellung auch an einer Gruppenausstellung im Künstlerhaus Stuttgart teilnimmt, ist mit einer Auswahl an Arbeiten vertreten, in denen sie die Wirkmechanismen der abstrakten Formensprache modernistischer Skulptur in theoretischen Texten, spekulativen Modellen und Vortrags-Perfomances reflektiert. Der in Frankfurt lebende dänische Künstler Lasse Schmidt Hansen (1978), der bereits 2005 in der Galerie Reinhard Hauff an einer Gruppenausstellung teilgenommen hat, beschäftigt sich anhand von gebräuchlichen Designobjekten aus dem alltäglichen Leben mit der Umdeutung standardisierter Systeme. Häufige Referenz seiner subversiv-konzeptuellen Arbeiten ist dabei die minimalistische Skulptur der 60er Jahre. In Zusammenarbeit der beiden Künstlerinnen Rosalind Nashashibi (1973) und Lucy Skaer (*1975), die in diesem Jahr Schottland auf der Biennale in Venedig vertreten, ist der 16 mm-Film „Flash in the Metropolitan“ entstanden, der im Eingangsbereich der Galerie gezeigt wird. Unvermittelt reißt der bei Nacht in der Skulpturen-Abteilung des ehrwürdigen New Yorker Metropolitan Museums gedrehte Film verschiedene geheimnisvolle Objekte aus dem Dämmerzustand ihrer Vitrinen, um sie vor unseren Augen für einen kurzen Moment im Blitzlicht der Scheinwerfer in ihrer ursprünglichen Pracht und Schönheit wiederauferstehen zu lassen.