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Der Bilderflut in Filmen und TV-Nachrichten, Zeitungen und Internet entnimmt Achim Hoops einzelne Motive und zeichnet sie mit Buntstift auf Holz. Er löst die Medienbilder bewusst aus ihren Handlungssträngen und inhaltlichen Kontexten heraus. Hoops (1953 geboren in Tornesch/Holstein, lebt und arbeitet in Hamburg) konfrontiert den Betrachter mit menschenleeren Szenerien, die wie Bühnen wirken. Unweigerlich ergänzt unsere Phantasie diese Settings, gleicht sie mit dem eigenen Bilderpool ab und bespielt sie neu. Nächtlichen Schaufenstern und Straßen, poten - tiellen Tatorten und Schauplätzen der Weltpolitik verleiht der zeichnerische Duktus, die poröse Struktur des von Hand gefertigten Bildes eine schemenhafte Präsenz. Leicht unscharf, wirken die in langjähriger Ausein andersetzung mit dem Film entstandenen Zeichnungen (Werkgruppe Film, 2004–2009) wie Kondensate filmischer Erinnerungen, vergleichbar mit den Standbildern, die sich nach dem Kinobesuch im Kopf festsetzen und die zum Teil dann auch in das kollektive Bild - gedächtnis eingehen. Personen oder allzu konkrete Hinweise auf Ort und Zeit des Geschehens spart Hoops hier ebenso aus wie in seinen Zeichnungen nach Nachrichtenbildern (Werkgruppe News, seit 2010). Wenn er hinter der Oberfläche der in den News wiederkehrenden Bilder vertraute Grund - szenarien aufscheinen lässt und uns hie und da ein Déjà-vu-Erlebnis bereitet, verweist er auf den Hang der Branche zu Stereo typen, wie sie auch die Archive der großen Agenturen zur Bebilderung von Nachrichten anbieten. Er hinterfragt die Grundeinstellungen, auf deren Basis die Arbeit mit und das Verständnis von Bildern funktionieren. Im Prozess der künstlerischen Aneignung, der Über - setzung aus den technischen Repro duktions - medien in die künstlerische Produktion gewinnen die Bilder ein Eigenleben, eine Relevanz jenseits einzelner filmischer Erzählungen und bestimmter tagesaktueller Berichte. Der in Zeiten universeller Bildmanipulation verdächtig gewordenen Faktizität des technisch erzeugten Bildes setzt Hoops eine Art subjektiv gestimmter Verdichtung entgegen, die Suche nach künstlerischer Wahrheit. Dass das „Wahre“ für Achim Hoops aber nicht am Buntstift hängt, dessen Spitze alleine fähig wäre, den Bildern auf den Grund des Wesentlichen zu gehen, zeigt eine 2013 begonnene Werkgruppe. Für diese begibt sich der Hamburger in das Labor der digitalen Bildgene ra tion. Hoops aufwändige digitale Bearbei - tungen von Medienbildern werden in der Ausstellung erstmalig präsentiert.

Kurator ist Fritz Emslander, Leiter der Grafischen Sammlung.

In der Reihe von Publikationen zu den Ausstel lun gen der Grafischen Sammlung im Museum Morsbroich erscheint ein Katalog mit einem Text von Fritz Emslander (40 S., zahlr. Farbabb.)

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Achim Hoops. Basic Settings
Zeichnungen nach Medienbildern

Künstler:
Achim Hoops

Kuratoren:
Fritz Emslander