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“The first title published by Magic Centre in 1965 that caught my attention was ‘bagaimana mendjadi kaja’ (“How to Be Rich”), originally written by Marvin Small. I was particularly drawn to the publishing house because of my interest in the era of social change in the 1960s, when Indonesia was in transition after independence and inundated with nationalistic propaganda by the government. Magic Centre mostly published translated books by American and European authors that would nowadays be classified as ‘motivational.’ These tracts illustrate the hidden history of how the ideology of capitalism was introduced to Indonesia in the early days of the republic. Over the past three years, I have collected more than thirty books by Magic Centre at flea markets in several cities, which I will bring to Portikus as part of my exhibition in Frankfurt.” - Ade Darmawan

Im Mittelpunkt von Ade Darmawans Ausstellung Magic Centre im Portikus, seiner ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland, steht das gleichnamige indonesische Verlagshaus, das vor allem in den 1960er Jahren tätig war. Gleichzeitig bezieht sich der Künstler auf die gesellschaftlichen wie politischen Veränderungen in seinem Land in den aktiven Jahren von Magic Centre. Von der Unabhängigkeit Indonesiens im Jahre 1945 bis zum Putschversuch 1965 und dem Massaker an der Zivilbevölkerung durch das Militär unter General Suharto war das Land von politischer Instabilität und Spannungen zwischen kommunistischen und islamistischen Kräften und der nationalistischen Propaganda des damaligen Präsidenten Sukarno geprägt. Parallel entwickelte sich aber auch die Wirtschaft und Käuferschicht des Landes und wurde für Investoren sowie ausländische Firmen immer interessanter. An diesem Punkt setzt Ade Darmawan mit Magic Centre an. Bekannt wurde der Verlag durch Publikationen, die zur Verbesserung der eigenen intellektuellen Fähigkeiten dienen sollten. Selbstoptimierung, die Beeinflussung Anderer, Charakterbildung, die Kunst des Geschäftemachens sowie ein erfolgreiches Leben waren Themen der Druckerzeugnisse, die später vor allem aus Übersetzungen amerikanischer Originale bestanden. Die Bücher sollten „Antworten“ liefern, wenn es darum ging, ein erfülltes Leben zu führen und erfolgreich den modernen Kapitalismus zu meistern. Sie spiegeln dabei die Produktion und Verteilung von Wissen wider und heben die ideologische Problematik hervor, die für diese Zeit der Umbrüche und die damalige Gesellschaft typisch war. Für seine Ausstellung im Portikus bedient sich Ade Darmawan des Inhalts der einzelnen Publikationen von Magic Centre, die er über die letzten Jahre zusammengetragen hat, und arrangiert diese mit anderen gefundenen Objekten zu einer Installation. Die Ausstellung erinnert dabei an einen Messestand und schlägt die Wiedergeburt des Verlagshauses vor.

Die Ausstellung findet im Rahmen des Indonesia LAB statt, eine Produktion der sechs Partner des Frankfurt LAB: Ensemble Modern, Künstlerhaus Mousonturm, Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule und Portikus, Hessische Theaterakademie, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und Dresden Frankfurt Dance Company. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Indonesien lenkt Indonesia LAB den Blick auf eine der dynamischsten zeitgenössischen Kunstszenen Südostasiens. Mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und der KfW Stiftung initiieren die renommierten Kulturinstitutionen künstlerischen Laboratorien in den Bereichen Musik, Tanz, Performance und bildende Kunst.

Ade Darmawan (*1974) ist Künstler, Kurator und Gründungsmitglied des indonesischen Künstlerkollektivs ruangrupa, welches sich im Medium der bildenden Künste mit den soziokulturellen Entwicklungen einer urbanen Gesellschaft beschäftigt. Er studierte am Graphic Art Department des Indonesia Art Institute (I.S.I.). Ein Jahr nach seiner ersten Einzelausstellung in der Cemeti Contemporary Art Gallery, Yogyakarta, im Jahr 1997 zog Darmawan für eine zweijährige Residenz an der Rijksakademie van beeldende kunsten nach Amsterdam. Darmawan lebt und arbeitet in Jakarta.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.