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Agnieszka Brzezanska (*1972 in Gdansk, lebt und arbeitet in Warschau und Berlin) präsentiert im Kunsthaus Baselland ihre erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz und schliesst einen im Jahre 2009 begonnenen Werkkomplex ab. Cosmic Equation vereint erstmals die Werke aus den Ausstellungen Venus Conjunct, gezeigt in der Galerie Kamm in Berlin, 528 Hz aus der Galerie Karma International in Zürich, Galactic Resonance, präsentiert in der Galerie Hotel, London und ihre im März eröffnete Ausstellung Playlist in der DAAD Galerie, Berlin.

In ihrem Werk vereint Agnieszka Brzezanska zahlreiche Medien, die einander gleichwertig gegenüberstehen. Sie nutzt die Mittel der Malerei, ebenso wie jene der Fotografie, der Zeichnung, des Films. Während sie in der Malerei die Themen Körper, Geist und Wahrnehmung prozesshaft erforscht, sind die Fotografien und Zeichnungen schnellere und spontanere Ausdrucksmittel. Auch die Filme sind zufällig aufgenommene oder spielerisch inszenierte Aufzeichnungen von Aktivitäten und beiläufig Entdecktem zu ihren Themenstellungen. Die spezifische Qualität der Fotografien, Zeichnungen und Filme liegt in ihrer Direktheit, welche die technische Perfektion nicht an oberster Stelle platziert. Manche der Filme sind beispielsweise mit einem i-Phone aufgenommen, einem technischen Gerät, das eine ganze Generation visuell ästhetisch vernetzt.

Agnieszka Brzezanska greift in ihrem Werk auf zahlreiche Quellen zurück wie Physik, Energie, DNA-Forschung, Astronomie oder andere aktuell diskutierte Themen der Wissenschaft, ohne diese abzubilden oder direkt auf eine der vielen Thesen einzugehen. Vielmehr ist sich die Künstlerin der grossen Bandbreite wissenschaftlicher Theorien und Diskussionen bewusst, die allesamt neue Wissenswelten erschliessen, und sie auch wieder verwerfen. Sie greift diese wissenschaftlichen Untersuchungen und Auseinandersetzungen auf, um ein generelles Wissen über das, was wir unter Umständen auch nicht begreifen können, mit ihren Mitteln der Kunst zu untersuchen. Dabei geraten die kosmische Ordnung und der Einfluss der Planeten auf unser Leben in ihren Fokus, aber auch beispielsweise die der Esoterik entstammende Behauptung, dass die Frequenz von 528 Hz, auch Solfeggio-Frequenz bezeichnet, auf die menschliche DNA-Struktur einwirkt und eine heilende Wirkung ausüben soll. Das Internet listet zahlreiche Einträge zu dieser Theorie auf. Die Künstlerin näherte sich diesen Diskussionen mit einer Reihe von Malereien, welche die Herzform aufgreifen. In Fotografien und Filmen sind Überlegungen und theoretische Auseinandersetzungen zum Thema Herz inhalts- und formgebend. Im asiatischen Raum glaubt man beispielsweise, dass die Gedanken im Herzen produziert werden und nicht im Gehirn. Die Künstlerin versuchte darüber hinaus, in ihren Malereien und Zeichnungen einem „natürlichen“ Gestus zu folgen, welcher sich meist in spiralförmigen Bewegungen manifestiert und sich letztlich zu Herzformen zusammenfügt. Im Film Heart-Play begegnen wir einer spielerischen Auseinandersetzung: Zwei menschliche Figuren (eine davon ist Agnieszka selber, die andere Marek) spielen und toben mit verschiedenen roten und schwarzen Herzform im Raum, begleitet von einem speziell komponierten Klavierstück von Marek Raczkowski, einem polnischen Comiczeichner. In der Reihe von Werken, die für die Ausstellung Venus Conjunct entstanden, konzentrierte sich die Künstlerin auf das grosse Feld des Unsichtbaren und nicht Erklärbaren des galaktischen Systems. Ihre Malereien suggerieren Himmelsausschnitte, thematisieren aber gleichzeitig die Illusion, welche diesen Eindruck hervorbrachte. Mit ihren Fotografien hält sie von ihr entdeckte und bis dahin im Verborgenen existierende Konstellationen fest, die Verbindungen zwischen der Erde und dem Himmel schaffen. So könnte auf einer Fotografie der Mond eine kugelrunde Strassenlaterne sein, die sich in eine Reihe weiterer Laternen einfügt. Ebenso gut könnten die Laternen aber eine Vervielfältigung des Mondes sein.

Ihre neueste Arbeit Playlist, erstmals präsentiert in der Berliner DAAD Galerie, besteht aus 39 Youtube-Filmen, die auf mehreren Screens nebeneinander ablaufen. Dabei treffen Meditationsanleitungen in Spektralfarben, ein Mitschnitt von Forschungskonferenzen und Musikvideos mit psychedelisch wabernden Ornamenten aufeinander. Alle Filme beschäftigen sich direkt oder indirekt mit Grauzonen der Wissenschaften, mit übernatürlichen Kräften und Philosophien. Für Brzezanska ist Playlist eine Art Referenzliste, welche die unterschiedlichen Wissens- und Weisheitssysteme, derer sie sich bedient, aufzeigt.

Der Titel der Ausstellung, Cosmic Equation (dt. kosmisches Gleichgewicht), erinnert an das gleichnamige Album des amerikanischen experimentellen Jazzmusikers Sun Ra. Er lässt aber auch daran denken, dass Brzezanskas Werke der letzten Jahre nunmehr erstmals in einem „Gleichgewicht“ zusammen treffen.

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Agnieszka Brzezanska
Cosmic Equation
Kurator: Sabine Schaschl