press release only in german

AI WEIWEI wurde 1957 in Peking, China geboren, wo er heute lebt und arbeitet. 1978 begann er sein Studium an der Beijing Film Academy, er wurde zum Mitbegründer der Avant-Garde Künstlergruppe The Stars. Von 1981 bis 1993 lebte er in den USA, meist in New York, 1993 kehrte er nach Peking zurück. 1997 wurde er Mitbegründer und künstlerischer Direktor des China Art Archives & Warehouse (CAAW) in Peking. 1999 zog Ai Weiwei nach Chaochangdi nordöstlich von Peking, wo er sein Studio als sein erstes Architekturprojekt verwirklichte. 2003 gründete er das Architekturbüro FAKE Design in Peking. 2003-2008 erhielt er den Auftrag, gemeinsam mit Herzog & de Meuron das Olympische Stadion (2008) in Peking zu entwerfen. 2008 erhielt Ai Weiwei den Chinese Contemporary Art Awardund 2010 das Honorary Doctorate Degreeder Faculty of Politics and Social Science der Universität Ghent, Belgien.

Der chinesische Künstler Ai Weiwei ist einer der spannendsten Künstler unserer Zeit. Seine Tätigkeitsfelder umspannen Architektur, Design, Kunst, kuratorische Arbeiten, Schreiben, Publizieren und vieles mehr. Für seine erste Einzelausstellung in Österreich ersuchte ihn die Galerie um dokumentarische Foto- und Videoarbeiten, welche die rasanten Veränderungen in China anhand seiner ganz persönlichen Beobachtungen und Erlebnisse mit der Regierung skizziert. Ai Weiwei fordert öffentlich und in seinen zahlreichen, immer wieder gesperrten Blogs, Pressefreiheit und die Wahrung der Menschenrechte, um eine echte Zivilgesellschaft, eine demokratische Gesellschaft, aufbauen zu helfen. Voraussetzung dafür wäre, dass die Menschen Verantwortung übernehmen, was in China durch die mächtige Tradition des konfuzianischen Denkens noch immer verhindert wird. Die gegenwärtige Regierung unter Hu Jintao benutzt den Begriff der Harmonie sogar als ideologisches Leitmotiv und Steuerungsinstrument. Denn seit Jahrhunderten sind die Chinesen darin geübt, vielfältige Wege (tao) gleichzeitig zu gehen, ohne zu werten oder zu wählen. Seine Verantwortung als Künstler sieht Ai Weiwei daher in der Rolle des unermüdlichen Aufzeigens und Recherchierens von Missständen und der Verbreitung von Information darüber.

Als 2008 tausende Schulkinder bei einem Erdbeben in der Provinz Sichuan starben, versuchte die chinesische Regierung, die Umstände, die zum Einsturz der Schulbauten (nicht der Regierungs- und Verwaltungsgebäude) führte, zu vertuschen. Ai Weiweis große Arbeit REMEMBERING, bestehend aus 9000 Kinderrucksäcken auf der Fassade des Münchner Haus der Kunst bildete den chinesischen Satz einer Mutter beim Anblick ihres toten Kindes: “Sie lebte sieben Jahre glücklich auf dieser Welt”. Nach Ai Weiweis öffentlichem Aufruf, dieses Unglück genau zu untersuchen, wurden er und die zahlreichen freiwilligen Helfer ständig Drohungen und Überfällen ausgesetzt. Die großformatigen Fotos in der Ausstellung und einer der Filme zeigen das Ausmaß dieser Agressionen.

Die Filme Chang’an Boulevard und Beijing: The Second Ring dokumentieren das Stadtbild Pekings und dessen Veränderungen zur Zeit der Aufnahmen (2004 und 2005). Peking, seit über 600 Jahren Hauptstadt Chinas, hat eine zentrale architektonische Ausrichtung und Ordnung des Stadtgefüges. Die Filme zeigen die hoffnungslose Logik der Stadtstruktur, in der Veränderung jenseits jeglicher Kontrolle liegt und unverhandelbar ist. Andererseits lassen die Arbeiten Peking auch als organisches Ganzes erkennen, sie halten die Rythmen der Stadt und Teile einer vielschichtigen urbanen Collage fest. Die Videos fungieren wie einfache Monitore, die Aufzeichnungen sind also minimalster Natur, fokussiert auf die reine Beobachtung und den natürlichen zeitlichen Ablauf.

LAO MA TI HUA (Disturbing the Peace) ist die filmische Dokumentation eines Vorfalls, der sich ereignete, während der Menschenrechtsaktivist Tan Zuoren im August 2009 vor Gericht stand. Ai Weiwei reiste nach Chengdu, um bei diesem Prozess auszusagen. In der Nacht zum 12. August brach die Polizei in sein Hotelzimmer ein und verletzte ihn durch einen Schlag auf den Kopf so schwer, dass er nicht vor Gericht erscheinen konnte.

Die Fotos, die in der Ausstellung gezeigt werden, wurden rund um Ai Weiwei’s Studio aufgenommen und reflektieren die täglichen Lebensbedingungen des Künstlers. Die Geheimpolizei beobachtet jeden seiner Schritte - Vorgänge, die eine weitverbreitete Praxis von Überwachung in dieser schnelllebigen und modernen Gesellschaft Chinas repräsentieren.

only in german

Ai Weiwei
Hurt Feelings