press release only in german

Aino Kannisto (geb. 1973, lebt und arbeitet in Helsinki) konstruiert Bilder, die aufgeladen durch eine besondere Atmosphäre oder Stimmung, dem Medium Fotografie neue Dimensionen der Anschaulichkeit vermitteln. Ihre "inszenierten Fotografien" zeigen fiktive Szenen, in denen die Künstlerin stets selbst die Hauptrolle spielt. Dennoch sind Kannistos Bilder keine Selbstportraits im traditionellen Sinne. Vielmehr handelt es sich bei den in wechselnden Rollen auftretenden Frauenfiguren um fiktive Erzählerinnen, an deren Kleidung, Körperhaltung, Mimik und Gestik sich das ganze Drama menschlicher Sehnsüchte, Leidenschaften, Ängste und Emotionen ablesen läßt.

Kannistos fotografische Dramaturgie versetzt die Hauptdarstellerinnen in ein karges Bühnengeschehen, das in seiner vielschichtigen Erlebnisdichte an die Intensität eines Kammerspiels erinnert. Die Zeit scheint stillzustehen, die Handlung erstarrt zu einem ausschnitthaften Moment, befangen zwischen angedeuteter Aktion und passiver Erwartung. Der Raum wirkt in seiner gezeigten Frontalität statisch. Spiegelungen und Reflexe führen zu einer optischen Verschränkung von Innen und Außen. Kein noch so nebensächlich wirkendes Accessoire scheint verrückbar, ohne den szenischen Zusammenhalt und damit die innere Logik der dramaturgischen Erzählung zu zerstören. Alles fügt sich den präzisen Regieanweisungen der Fotografin, die neben Kunst und Literatur auch den Film zu ihren erklärten Inspirationsquellen zählt.

Traumverloren, den Blick nach Innen gewandt, abgeschieden von der Außenwelt - Kannistos Frauenfiguren sind ganz auf sich allein gestellt, beschäftigt mit den eigenen, tief sitzenden Ängsten, Gefühlen und Gedanken. Ihre einsamen Protagonistinnen agieren an Orten der Kommunikationslosigkeit und inneren Abgeschiedenheit. Trotz strahlender Sonne, blühender Natur und einer zuweilen paradiesisch anmutenden Unberührtheit lassen diese jede Art von Wärme und Geborgenheit vermissen.

Subtile Anzeichen von Verzweiflung, Einsamkeit und Gewalt, die sich in Kannistos Selbstinszenierungen finden, schüren beim Betrachter Beunruhigung, Ungewißheit und Irritation. Dabei verfährt die Künstlerin virtuos mit der ihren Arbeiten entgegengebrachten Erwartungshaltung. Kannisto taucht das unprätentiös inszenierte Geschehen in eine fast unerträgliche Spannung, die sich jeden Moment entladen kann, mit welchen Auswirkungen und Konsequenzen auch immer. Am Ende bleibt für den Betrachter stets ein Rest von Unerklärbarkeit, der sich weder auflösen noch genauer definieren läßt.

Uwe Schramm Pressetext

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 104 Seiten und 32 Farbabbildungen.

Pressetext

only in german

Aino Kannisto - Staged Photographs