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Albert Oehlen (* 1954, Krefeld) gehört zu den wichtigsten deutschen Malern seiner Generation. Seine zentrale Bedeutung erlangt sein 30 Jahre umspannendes OEuvre nicht zuletzt dadurch, dass es - in diesem Punkt ähnlich wie das Werk Gerhard Richters - seine grundlegende Skepsis gegenüber dem Medium Malerei innerhalb des Mediums selbst artikuliert, anstatt sich von der Malerei abzuwenden. Angefangen bei den rüden, neuwilden Attacken der 80er Jahre, über die kühle Künstlichkeit der Computerbilder bis hin zu den übermalten Werbeplakaten und der luftigen informellen Gestik der neuesten Bilder, sucht diese Malerei nach dem Punkt, an dem heißes, unmittelbare Bildbegehren und kalte, analytische Distanz so verbinden, dass Malerei immer zugleich beides ist: Ihre eigene Behauptung und ihre eigene Durchstreichung.

Das Kunstmuseum Bonn zeigt vom 1. März bis zum 3. Juni 2012 in seiner Albert Oehlen gewidmeten Ausstellung rund 35 Arbeiten aus allen Phasen des Werks, von den frühen 80er Jahren über die Computerbilder und die grauen Bilder der 90er Jahre bis zu den aktuellen, abstrakt-expressiven Arbeiten des Künstlers sowie einer Gruppe von eigens für Bonn entstehenden Werken. Ausdrücklich ist diese Schau nicht als Retrospektive angelegt, sondern als ein offenes Feld, in dem die verschiedenen Bezüge und grundlegende Fragestellungen des Gesamtwerks anhand der ausgewählten Arbeiten spannungsvoll aktiviert werden sollen.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Untersuchung zweier, miteinander verknüpfter Themenkomplexe. Zum einen geht es darum, durch eine pointierte Auswahl Albert Oehlens spezifischen Umgang mit malerischer Abstraktion deutlich zu machen, der sich nicht zuletzt in seinem vielfach zitierten Begriff der „postungegenständlichen“ Malerei widerspiegelt. Dabei werden Arbeiten aus dem Frühwerk mit Werken aus den 90er Jahren und aktuellen Bildern in eine dialogische Korrespondenz gebracht, die deutlich machen soll, dass das gesamte Werk einer Dialektik folgt, welche die konventionelle Unterscheidung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit aufhebt, zugunsten der Entscheidung, jedes Bildthema so formalisiert zu behandeln, dass es zum puren Artefakt wird, zur Verwandlung von Wirklichkeit in eine reine autonome Malbehauptung. Zum anderen reflektiert die Schau das Verhältnis zwischen Linie und Fläche in dem weitgespannten Werk, und damit das Verhältnis zwischen Zeichnung und Malerei, das bislang in der kunsthistorischen Beschäftigung mit Albert Oehlens OEuvre noch keine zusammenfassende Würdigung erfahren hat. Das ist umso verwunderlicher, als gerade die Kombination aus einer labyrinthischen, um sich selbst kreisenden Lineatur, wie sie paradigmatisch in den Computerbildern der 90er Jahre sichtbar wird, und opaker, flächiger Malerei, im gesamten Werk eine tragende Rolle spielt. Ähnlich wie im Falle der Verwischung der Gegensätze zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, behandelt Oehlen auch die Kontrastpaare Linie und Fläche, Zeichnung und Malerei in einer grundsätzlichen ambivalenten Weise, welche eine Vermischung und Verwischung der zwei Ebenen anstrebt und eine grundsätzlicher Unklarheit über den Status des Bildes.

Entsprechend dieser Fragestellungen verzichtet die Ausstellung auf eine chronologische Ordnung und versucht vielmehr jeweils Bilder aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen und Werkabschnitten so miteinander ins Gespräch zu bringen, dass das tragende Grundgerüst dieses auf den ersten Blickes so heterogenen Werkes deutlich wird, das bei allem Bekenntnis zu den Strategien des Hybriden, Antipuristischen doch zugleich an einem eigentümlichen Begriff von malerischer Schönheit arbeitet.

Mit der Präsentation Albert Oehlens im Kunstmuseum Bonn setzt das Haus seine Reihe zu zentralen Malereipositionen fort, die unter anderem Brice Marden, Blinky Palermo, Helmut Federle, Willem de Kooning, Philip Guston, Robert Ryman und Raoul de Keyser umfasst. Zugleich reflektiert die Schau die programmatische Sammlungs-Identität des Kunstmuseum Bonn als Museum für deutsche Malerei nach 1945 und nimmt in diesem Zusammenhang auch Bezug auf ein seit 2009 in die Sammlung integriertes größeres Konvolut von Arbeiten Albert Oehlens aus den Jahren 1983 – 2006.

Ausstellungskurator: Dr. Stephan Berg

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag HatjeCantz (29 €), der alle gezeigten Arbeiten und vertiefende Essays zum Werk von Christoph Schreier und Stephan Berg sowie ein Interview mit Albert Oehlen von John Corbett enthält.

Mit Unterstützung der Kunststiftung NRW und Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung

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Albert Oehlen
Kurator: Stephan Berg