Galerie Kamm

Rosa Luxemburg-Str. 43/45
10178 Berlin

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Die Erfahrung des Moments und die verschiedenen Aspekte des Augenblicks stehen im Zentrum der Ausstellung at the moment. Albrecht Schäfer richtet mit einer raumgreifenden Lichtinstallation, einer Projektion und Malerei den Blick auf diese kurze Zeiteinheit und macht sie für den Betrachter erfahrbar.

Im Eingangsbereich zeigt die Ausstellung mit der Arbeit Objektiv den Moment zunächst als eingefrorenes Standbild. Durch ein umgedrehtes Objektiv wird das Innere eines Diaprojektors, das kleine technische Detail eines Glühdrahtes, als Motiv auf die Wand projiziert. Das Instrument wird zum Motiv und seine eigene Lichtquelle nach außen gekehrt. Das Objektiv gleicht einem Auge, das gleichzeitig den Blick nach innen erlaubt.

Im Gegensatz dazu beeinflussen in der Hauptinstallation der Ausstellung buchstäbliche Augenblicke die Beleuchtung im Raum. Auf einem Monitor ist das Gesicht des Künstlers selbst in einer Nahaufnahme zu sehen. Die einzige Bewegung ist das Blinzeln seiner Augen. Dieser Moment wird simultan auf die Lichtquellen im Raum übertragen und so flackert bei jedem Augenblinzeln im Video das Licht im Ausstellungsraum. Als ein ungesteuerter und unbewusster Reflex stellt sich in der Installation, die den Titel Augenblick trägt, das Blinzeln als kurzes Verschwinden der sichtbaren Umgebung dar.

Den Moment des Verwischens von Farbe auf Papier thematisiert eine Serie von Acrylmalereien mit dem Titel Scheibenwischer. Als Malinstrument - das in seiner Funktion dem Blinzeln der Augen verwandt ist - benutzt Albrecht Schäfer einen handelsüblichen, auf den Arbeitstisch montierten Scheibenwischer. Was einem einzigen großen Pinselstrich gleicht, ist durch die Beschaffenheit des Werkzeuges in Größe und Duktus begrenzt. Aus dem Zeichen, dass wir aus dem Alltag kennen, wenn der Scheibenwischer im Auto Bögen an die Scheiben malt und sie dann wieder verwischt, wird eine abstrakte malerische Spur.

Albrecht Schäfers Werke beschäftigen sich mit der Beobachtung von alltäglichen Situationen und deren Transformation in Kunstwerke durch einfache, aus der jeweiligen Situation heraus gewonnene Aneignungsprozesse. Dies ist ein Anliegen, das der Lyriker Francis Ponge in seinen Textsammlungen, die Albrecht Schäfer seit langem begleiten, in der Sprache verwirklicht. Im Notizbuch vom Kiefernwald beschreibt er ein bestimmtes Stück Wald in unterschiedlichsten Wahrnehmungsfragmenten und Stimmungen, die er in jedem Moment der Beobachtung neu formuliert. Wie beim Blinzeln der Augen entsteht so eine Folge immer neuer Eindrücke, bei denen abwechselnd der Gegenstand und dann wieder das Schreiben über ihn im Vordergrund stehen. Eine dieser Momentaufnahmen, Ihre Anordnung bestimmte diese Bäume, bei Lebzeiten Totholz zu schaffen. Ihre Anordnung, bei Lebzeiten Totholz zu schaffen, bestimmte diese Bäume ... verwendet Schäfer als Titel eines weiteren Werkes der Ausstellung. In einer Linie, die auch wie eine Fußnote zur gesamten Ausstellung gelesen werden kann, hängen Buchstabenwürfel aus Kiefernholz von der Decke. Thematisieren die anderen Arbeiten der Ausstellung Momente der Wahrnehmung und Bewegung, verweist diese Arbeit auf Momente der Reflektion eines vergangenen Augenblicks.