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Frankfurt am Main, März 2005 – Soziale Konflikte, Selbstverteidigung und Gewalt sind die Themen, mit denen sich Alejandro Vidal (*1972, Palma de Mallorca) auseinandersetzt. Die Galerie Adler, Frankfurt am Main, zeigt vom 15. April bis zum 11. Juni 2005 Fotografien, Videos und eine Installation des jungen spanischen Künstlers in einer Einzelausstellung.

Aus kritischer Distanz untersucht Vidal die „Ästhetik“ in der Gewalt, kurz vor der Eskalation. Dabei führt er Einflüsse und Konzepte aus Videoanleitungen zur Selbstverteidigung, aus 80er-Jahre Punk, aus frühem Techno-Rave und aus Kultfilmen der 90er-Jahre zusammen.

Vidal sieht die Verbindungen zwischen radikalisierter Politik über Musikrichtungen wie Punk, Rock oder Hip-hop bis hin zum Suicid. Allen gemeinsam ist das Bedürfnis nach Publikum und nach Inszenierung. Für Vidal kann Musik so mächtig sein, dass sie sowohl den Menschen zum besseren Verständnis seiner selbst bringt und dass sie auch, in Verbindung mit einer politischen Organisation, zu einer politischen Kraft werden kann. Er inszeniert Erscheinungsformen von Hass und Gewalt, wie sie heute in den Großstädten zu finden sind. Dabei modifiziert er die Angreifer-/Opfer-Rollen, insbesondere wenn der Aggressor in Reaktion zu Macht- und Staatsgewaltstrukturen agiert.

Vidal beobachtet kritisch, wie Medien und Politik unser Verhalten gegenüber der Gewalt verzerren. Vorsichtig untersucht er "staatliche Sicherheit" und ihre Codes des Terrors. Er spricht von einer "Kultur der Angst"; je mehr Furcht uns das System einflößt und je mehr die Gesellschaft Furcht instrumentalisiert, desto oberflächlicher werden unsere Werte.

„A thousand lonely suicides“ ist Alejandro Vidals jüngste Werkreihe. Die - in der Ausstellung gezeigten - Fotografien zeigen einen Ex-Sträfling; dieser wollte sich nach einem Totschlagsversuch der Verhaftung durch Selbstmord entziehen, durch Harakiri vor den Augen der Polizei. Vidal fasziniert dieses Ritual des Harakiri, diese letzte Vorstellung vor einem ausgesuchten Publikum. Das Publikum partizipiert am Ritual, ohne es wäre es kein Harakiri, sondern die Aktion wäre nur ein „Sich-selbst-töten“.

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