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Kunstmuseum Gelsenkirchen - Alte Villa
Fr., 13.05.2022 bis So., 31.07.2022
Eröffnung: 13.5. 19:00

Aljoscha. Wesen für Frieden und Freiheit

Aljoscha, mit bürgerlichen Namen Aleksey Alekseevich Potupin, ist geboren 1974 und aufgewachsen im Osten der Ukraine, im Bezirk Sumy, nahe der russischen Grenze. Sein Vater ist Russe, seine Mutter Ukrainerin.

Nach einem Wirtschaftsstudium wendet er sich der bildenden Kunst zu, die er, wie er es formuliert, für spannender hält. Seit 2003 lebt und arbeitet er in Düsseldorf als freischaffender Künstler, nachdem er zunächst an der Düsseldorfer Kunstakademie als Gasthörer bei Konrad Klappheck und darauf bei der internationalen Sommerakademie in Salzburg bei Shirin Neshat studiert hatte. Sein künstlerischer Arbeitsschwerpunkt liegt auf Skulpturen, Objekten und Installationen.

Er schafft dabei zartfarbige, filigrane Gebilde, Objekte und Rauminstallationen aus Plexiglas und Kunststoff, die einen Eindruck von schwebender Beweglichkeit und flirrender Lebendigkeit vermitteln, die an zarte, transparente, zerbrechliche, sowohl pflanzliche als auch tierische Organismen erinnern.

Diese seine künstlerische Ausdrucksweise bezeichnet er selbst als Biofuturismus, die Werke als Bioismen, als utopisch-ästhetische Schöpfungen unbekannter, neuer oder zukünftiger potentieller Lebensformen.

Der Ausstellungstitel „Wesen für Frieden und Freiheit“ bezieht sich auf diese Ausdrucksweise, ist aber auch bedingt durch die biografischen Bezüge des Künstlers sowie auf die aktuelle weltpolitische Lage.

Dabei geht es Aljoscha nicht um einen Aufruf zur bewaffneten Solidarität mit seiner angegriffenen Heimat, nicht um die allgegenwärtige Forderung nach Waffen und militärische Unterstützung für die Ukraine. Ganz im Gegenteil, als überzeugter Pazifist lehnt er bewaffneten Wiederstand um jeden Preis kategorisch ab. Er selbst würde, wie er sagt, als ukrainischer Präsident sofort kapitulieren, denn jedes einzelne Leben, das durch den Abwehrkrieg verloren geht, wiegt für ihn schwerer als die in seinen Augen oft allzu formelhaft beschworene Freiheit.

Der russischen Aggression, der Kriegsrhetorik beider Seiten, der drohenden Katastrophe begegnete Aljoscha am Vorabend des Krieges, am 23. Februar, mit einer künstlerischen Performance, mit einer, wie er es formuliert, pazifistischen Intervention.

Völlig nackt, als Ausdruck seiner Wehrlosigkeit und Schutzlosigkeit, trat er einem Kriegsdenkmal in Kiew sowie bereits davor aufgefahrenen Panzern, mit gekreuzten Armen und nur „bewaffnet“ mit zwei seiner zarten, rosa eingefärbten bionistischen Objekte, entgegen. Ein symbolischer Akt, um die martialische Aura von Denkmal und aufgefahrenen Waffen, um deren kriegerische Botschaft mit den Mitteln der Kunst und des Humanismus quasi zu bannen und zu neutralisieren.

https://www.aljoscha.org/english/b-meetings/2022-Ukraine/intervention.html