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Galerie K&S präsentiert den dritten Teil des Projekts Her und Hin, das sich in Kooperation mit zeitgenössischen Kunstzeitschriften zum Ziel gesetzt hat, die Beziehungen zwischen der Stadt Berlin und verschiedenen osteuropäischen Regionen zu festigen. Die Ausstellung along the gates of the urban ist der Beitrag des in Istanbul ansässigen Magazins art-ist und vereinigt Künstler aus Istanbul mit Künstlern der Stipendiatenprogramme des Künstlerhauses Bethanien und der Akademie Schloss Solitude. Im thematischen Mittelpunkt der Ausstellung steht die soziale Spaltung, die derzeit die urbane Erfahrung definiert.

Die Künstler untersuchen die Auswirkungen von Problemen wie übermäßiger Konsum, Gentrifizierung, Grundstückspekulation, Arbeitslosigkeit und Entfremdung auf das Alltagsleben und das Stadtgefüge. Statt eine allgemeine Analyse oder Dokumentation dieser Probleme zu liefern, verweisen sie vielmehr auf einzelne Beispiele und Strategien, in / mit denen Menschen den entstehenden Barrieren im sozialen Raum entfliehen oder widerstehen.

Nevin Aladag arbeitet mit den subkulturellen Ausdrucksformen junger Menschen, die insbesondere in der Hiphop-Szene in Berlin und München zu Hause sind. Ihre humorigen Kompositionen betrachten die Techniken, mit denen diese subkulturellen Formationen ihre Rolle bei der Hinterfragung, Störung und Definition des öffentlichen Raumes beanspruchen. Im Zentrum der fotografischen Panoramas von Seçil Yersel stehen die psychologischen Dimensionen, die das Leben in den großen Städten definieren und sie vor allem auf die Melancholie verdichtet, die die Stadt Istanbul ausstrahlt.

Die in der Ausstellung gezeigte Serie visualisiert die unbequemen und inadäquaten Behausungen alter Menschen in Neubaugebieten, die für das hegemoniale Modell der Kleinfamilie gestaltet wurden.

In ähnlicher Weise konzentrieren sich die fotografischen Kompositionen von Tea Mäkipää auf die Methoden, mit denen verschiedene unterprivilegierte Bevölkerungsschichten den Existenzkampf führen, um in einer stark vom Wettbewerb bestimmten Umwelt zu überleben. Die für die Ausstellung ausgewählten Fotografien beschäftigen sich mit den physischen Grenzen der urbanen Expansion. Heman Chongs Furniture Skins of the Breeders ist eine humorvolle Skulptur, die aus einem Haufen Ikea-Möbelkartons besteht und die das Konsumverhalten eines jungen Paares und den erschreckenden Müllberg, den sie produzieren, offenbart. Eine weitere Arbeit von Chong, Walking Long and Hard, koppelt Beschriftungen, die Richard Longs Walking-Performances auf ironische Weise in ein psychologisch aufgeladenes urbanes Umfeld übertragen.

Erinç Seymen dehnt das Thema seiner früheren Malerei (traumatische Erfahrungen mit Sex, Familienleben, Krieg und Politik) auf den öffentlichen Raum Istanbuls aus und untersucht in seinen Fotografien die Isolation des urbanisierten Individuums inmitten der kollektiven Lebensform seiner/ihrer Umgebung. Die jüngsten Arbeiten von Esra Ersen beschäftigen sich mit Minderheiten und sozial marginalisierten Gruppen in verschiedenen europäischen Milieus. Ersens Videos verwenden eine Methode der Feldforschung, haben aber daneben in erster Linie das Ziel, den Interviewten in die Rolle des Autors zu versetzen. Brothers and Sisters konzentriert sich auf illegale afrikanische Einwanderer, die auf ihrem Weg in die privilegierteren europäischen Städte in Istanbul zurück geblieben sind. Die Videoarbeiten des Künstlerduos Bankleer behandeln diverse sozio-ökonomische Themen, indem sie mit Menschen in direkte Interaktion treten. In seinen Videoinstallationen überschreitet das Duo die Grenzen des Dokumentarfilms, integriert häufig den Begriff des Spiels und lädt so das Publikum ein, vor Ort auf die Arbeit zu reagieren.

Das internationale Kulturprogramm „Her und Hin" für osteuropäische Künstler und Kunstvermittler wurde ermöglicht durch die Förderung der Allianz Kulturstiftung.

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