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Amelie von Wulffen
Kurator: Philipp Kaiser

Stationen:
20.08.05 - 16.10.05 Museum für Gegenwartskunst, Basel
12.03.06 - 11.06.06 Kunstverein Düsseldorf (modifizierte Ausstellung)

Die deutsche Künstlerin Amelie von Wulffen (geb. 1966) beschäftigt sich in ihren Collagen, Zeichnungen und fotografischen Überblendungen mit biographischen Recherchen. Trau-matische Räume, Ruinen und Erinnerungsgegenstände spannen ein sehnsuchtserfülltes, imaginäres Koordinatennetz zwischen dem russischen Dissidenten Solschenizyn, dem adoleszenten Mädchenschwarm John Travolta oder der eigenen Grossmutter auf, wobei sich der Erfahrungszusammenhang stets seiner geschichtlichen Dimension vergewissert: "Die Rekonstruktion von Einflüssen", so die Künstlerin über die 70er und 80er Jahre, "und die Suche nach Bildern, die diese Jahre für mich mitgeprägt haben und meine Assozia-tionen dazu, machten mir erst richtig klar, wie sehr diese Zeit noch Nachkriegszeit war".

Amelie von Wulffen eignet sich avantgardistische Praktiken an, um unterschiedlichste Wirklichkeiten, Fotografie und Malerei einerseits, offizielle Historie und fiktive Geschichten andererseits, nahtlos ineinander übergehen zu lassen. So kollidieren Zitatfetzen Albrechts Dürers mit Eduard Zimmermann, Rächer aller Verbrecher aus 'Aktenzeichen XY ungelöst', und imaginierten Erinnerungen, um als nationale und xenophobe Dispositive reflektiert zu werden. In der Serie der Stadtcollagen (1999) zersplittern funktionalistische ostdeutsche Architekturen in kubistische Sequenzen. Amelie von Wulffens Auseinandersetzung mit Architektur war zunächst einmal eine Auseinandersetzung mit der spezifischen städte-baulichen Situation in Berlin, vor allem aber eine Analyse gesamtgesellschaftlicher Deter-minismen und der eigenen unmittelbaren Lebenswirklichkeit. Deren soziale, ökonomische, politische und historische Rahmenbedingungen materialisieren und verdichten sich nicht zuletzt in gebauter Realität. Aus diesem Grund sind die Stadtcollagen weniger reine Urbanismus- und Funktionalismuskritik denn frühe soziologische Sonden eines Autobio-graphismus.

Amelie von Wulffens Werk war in den letzten Jahren in zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen unter anderem der Biennale in Venedig und der Manifesta in San Sebastian zu sehen, wie auch kürzlich im Centre Pompidou in Paris. In ihrer ersten Museumsausstellung sind sowohl frühe, als auch noch nie gezeigte Arbeiten versammelt.

Die Ausstellung wird später in modifizierter Form vom 11. Dezember 2005 bis 19. Februar 2006 im Kunstverein für die Rheinlande und Westfahlen in Düsseldorf zu sehen sein.

Katalog Zur Ausstellung erscheint im Hatje Cantz Verlag ein Katalog mit einem Interview zwischen Rita Kersting und Amelie von Wulffen sowie Textbeiträgen von Philipp Kaiser, Josef Strau und Manfred Hermes, ca. 200 Seiten.

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