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Galerie Nordenhake zeigt eine Gruppenausstellung junger schwedischer Künstler, die seit einigen Jahren international Beachtung gefunden haben. Alle sechs Künstlerinnen und Künstler besitzen internationale Ausstellungserfahrung, haben an verschiedensten Atelierprogrammen teilgenommen und wurden mit Preisen ausgezeichnet. Im Moment sind Arbeiten von Andersson, Böttcher, Dahlberg, Klingberg, Namazi, und Wallin auch in der umfangreichen Überblicksschau zur zeitgenössischen schwedischen Kunst im Moderna Museet Stockholm zu sehen.

In Christian Anderssons Arbeit Soft Drink Stand (2001) projiziert ein Diaprojektor einen Sciene Fiction Text von 1959 auf eine freistehende Wand. Der Text des Autors Philip K. Dick beschreibt, wie sich die Wirklichkeit der Hauptfigur langsam in die bloße Beschreibung ihrerselbst verwandelt. Die Ungewißheiten und Erfahrungen der Romanfigur finden eine recht unmittelbare Übertragung auf den Betrachter, wenn in der Installation der Eindruck erzeugt wird, als würde der projizierte Text durch die solide Wand hindurchstoßen und auf der Rückseite spiegelbildlich hervortreten. Für einen Augenblick wird eine dritte Art von Realität erfahrbar, ein Zwischenraum, der weder physische Realität besitzt, noch intellektuell begreifbar ist.

Christian Andersson wurde 1973 in Stockholm geboren und lebt und arbeitet in Malmö. Er hat weltweit ausgestellt. Zu seinen Ausstellungen im Jahr 2005 zählen eine Einzelausstellung in der Galerie Nordenhake sowie More than this!, Internationale Kunstbiennale Göteborg, OK/OKAY, Swiss Institute and Grey Art Gallery, New York und Adam, Smart Project Space, Amsterdam.

Die junge Künstlerin Ann Böttcher hat für die Ausstellung eine Gruppe von außerordentlich feinen Bleistiftzeichnungen angefertigt, die den Titel Germania und die Trauerfichten (2006) tragen. Drei Blätter zeigen Trauerfichten, und die vierte gibt neoklassizistischen Säulen wieder, die mit zahlreichen Einschusslöchern übersäht sind. Mit ihren Baumzeichnungen verweißt Böttcher auf Beschreibungen des Dritten Reichs, die deutsche Soldaten mit Fichten vergleichen. Ihre Arbeit widmet sich dem Verhältnis von Nationalismus und Natur, und untersucht die Ikonographie der Natur hinsichtlich ihrer symbolischen Funktion in der Formulierung von Gebietsansprüchen und der Bildung Nationaler Identitäten.

Ann Böttcher wurde in 1973 in Bruzaholm geboren und lebt und arbeitet in Stockholm und New York. Böttcher hatte 2005 eine Einzelausstellung im Moderna Museet, Stockholm und war an Ausstellungen beteiligt wie Delayed on Time, Museum of Contemporary Art, Zagreb, 2004 und Le Songe d’une nuit d’été, Magasin 3 Stockholm Konsthall/Centre Culturel Suédois, Paris, 2003. Augenblicklich absolviert sie das ISCP Atelierprogramm in New York.

Die Installation “Safe Zones No 9” (2004) von Jonas Dahlberg spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters. In der Arbeit stellt der ehemalige Architekturstudent zwei Wege, sich auf Raum zu beziehen, nebeneinander: Filme und Architekturmodelle. Die Installation besteht aus einem Monitor, auf dem die Überwachungskamerabilder einer Toilette zu sehen sind, und vier Modellen von Männer- und Frauentoiletten. Dahlberg stellte die Modelle aus den einfachen Materialen her, die üblicherweise im Modellbau verwandt werden, und führte sie mit höchster Präzision sowie Augenmerk für Details, wie etwas die genaue Nachbildung der Türklinken, aus. Es handelt sich dennoch nicht um exakte Trompe l’oeils. Wie an Einzelheiten zu erkennen ist, wie der rauen Oberfläche der Waschbecken und Urinale oder der variierenden Genauigkeit, mit der die Spühltasten aus Plastik geschnitten wurden, entspricht die Nachbildung den Parametern eines Kameraauges. In der Tat werden die Monitorbilder nicht in einem real existierenden Toilettenraum aufgenommen, sondern in den Modellen. Was wir sehen, ist ein fiktionaler Architekturraum. Dahlberg widmet sich wiederholt den Methoden der Überwachung. Sehen oder gesehen werden, Realität oder Fiktion — der Wechsel zwischen diesen Positionen erzeugt in seiner Arbeit ein ambivalentes Raumgefühl und ein Zusammenspiel von aktiver und passiver Überwachung.

Jonas Dahlberg wurde 1970 in Uddevalla geboren und lebt und arbeitet in Stockholm. Er hatte weltweit zahlreiche Ausstellungen und hat u.a. an der São Paulo Bienniale 2004, der Biennale von Venedig 2003 und der Manifesta 2002 teilgenommen. Letztes Jahr wurde seine Arbeit in einer umfassenden Ausstellung im Moderna Museet Stockholm präsentiert, und zusammen mit Jan Mancuska hatte er eine Ausstellung im Bonner Kunstverein, die im April auch in der Neuen Kunsthalle St. Gallen präsentiert wird. 2004 war eine Einzelausstellung von ihm in der Galerie Nordenhake zu sehen.

In einer Nische des Galerieraums hat Gunilla Klingberg den Boden mit reich ornamentierten Linoleumfliesen bedeckt. Die Arbeit Repeat Pattern (2004) bildet ein geschlossenes Environment aus einer minimalistischen Landschaft mit Kuben, die ebenfalls mit Linoleum bedeckt sind, und einer hängenden Spiegelkugel, die aus zwei gewöhnlichen Supermarkt-Überwachungsspiegeln zusammengefügt ist. Das schwarze Linoleumornament ergeben die aneinandergesetzte Logos von Discountern wie Aldi, Lidl, oder Spar. Auf den Wänden hat Klingberg zwei Textobjekte aus Spiegelglas angebracht, die New Age-Weisheiten von Deepak Chopra zitieren. Die Künstlerin arbeitet sehr oft mit Symbolen aus unserem Alltag und verweist so auf unsere langweiligen, einfachen Bedürfnisse und die vielen alltäglichen Verrichtungen, die wir unternehmen, um sie zu stillen. In ihren Arbeiten verfolgt Klingberg die komplexe Fragestellung, ob es möglich ist, noch so gewöhnlichen Ritualen wie dem Einkauf von Lebensmitteln im Supermarkt etwas Spirituelles zu verleihen.

Gunilla Klingberg wurde 1966 in Stockholm geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Seit 1997 hat Klingberg regelmäßig ausgestellt. Zu jüngsten Ausstellungen gehören: Mantric Mutation ll - A Whiter Shade of Pale, Stade, 2005, What Business Are You In, Atlanta Contemporary Art Center, 2005, KIASMA Museum of Contemporary Art, Studio K, Helsinki, 2004, ReShape!, Biennale von Venedig 2003 (in Zusammenarbeit mit Peter Geschwind, kuratiert von IASPISl), Kunstverein Langenhagen, 2003, Mantric Mutation, Galerie Nordenhake Stockholm, 2003 und Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 2002.

Sirous Namazis Ästhetik gründet auf der Auseinandersetzung mit formalen und malerischen Problemen und Fragestellungen des Minimalismus. Sein Augenmerk liegt ebenso auf dem Prozess hinter einer Arbeit wie auf dem endgültigen Produkt. Namazi zeigt eine seiner phantasievollen und extrem fragilen Porzellansäulen aus der Serie Patterns of Failure (2005). Eine wesentliche Entwicklungslinie in Namazis Arbeit ist seine Auseinandersetzung mit Fehlern oder Scheitern im künstlerischen Werkprozeß, und ein “faux pas" spielt eine wesentliche Rolle bei der Herstellung der Säulen. In einem ziemlich unkontrollierten Akt zerschmetterte Namazi die dekorativen Porzellangefäße, die er gebraucht gekauft hatte, um die Fragmente später auf der Suche nach perfekter Balance zu einer Säule zusammenzusetzen. Die zerstörerische Geste bildet den Anfangspunkt für etwas Neues und steht im starken Kontrast zur Präzision und Sensibilität, mit der Namazi die schlanke fragile Säule aufbaute, und zu ihrer überaus malerischen Komposition. Der Titel der Serie stammt von einer Internetseite zu Fallstudien über eingestützte Bauten.

Sirous Namazi wurde 1970 in Kerman, Iran geboren. Er lebt und arbeitet in Malmö. Seine Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungen präsentiert, darunter Carnegie Art Award, Henie Onsad Kunstsenter, Oslo, 2005, Momentum, Moss, Norway, 2004, Udda veckor, Moderna Museet, Stockholm und Nya namn, Kunstmuseum Malmö, beide 2003. Er hatte 2005 und 2004 Einzelausstellungen in der Galerie Nordenhake.

Für sein jüngstes Projekt Horizon (2005) ließ Magnus Wallin zwei Prothesen aus Glas anfertigen, die exakte seine eigenen Augen kopieren. Die Arbeit nimmt ihren Ausgang in der Medizingeschichte und bezieht sich auf das Bild eines weinenden Skeletts aus Andreas Vesalius’ Anatomieatlas “De Humani Corporis Fabrica” von 1543. Die Glasaugen hat Wallin auf Augenhöhe an der Wand angebracht. Das Weiß des Auges ist leicht rosa gefärbt, da es von zahlreichen feinen Äderchen durchzogen ist. Es sind angeschwollene Blutadern, die beim Weinen entstehen, was dem medizinischen Objekt eine emotionale Dimension verleiht. Seinen Animationsfilm Anatomic Flop (2003) hat Wallin mit einer einzigen Aufnahme, ohne Schnitte, so als ob es Realzeit wäre, gefilmt. Er zeigt eine Aschenbahn mit acht Anatomiemodellen, die sich auf ein 100-Rennen vorbereiten. Eine riesige Sanduhr mit Flügeln gibt den Startschuß, aber die Läufer werden plötzlich durch den heftigen Flügelschlag der Sanduhr getroffen und zurück auf die Startlinie geschleudert, so dass das Rennen von vorn beginnen. Wie in vielen von Wallins Filmen sind die Protagonisten in einem sich endlos wiederholenden Kreislauf gefangen, und sie erreichen niemals die Ziellinie. Die beflügelte Sanduhr symbolisiert das unvermeidliche Verrinnen der Zeit und agiert im Film wie eine Art Unbewegter Beweger.

Magnus Wallin wurde 1965 in Kåseberga geboren und lebt und arbeitet in Malmö. Wallin hatte weltweit zahlreiche Ausstellungen zu seinen letzten gehören Kiss the Frog!-The Art of Transformation, Nationalmuseum Oslo, 2005, Firewall, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart / Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, Germany, 2005/4 und die Biennale von Sevilla 2004. 2001 nahm er an der Biennale von Venedig teil. 2003 und 2001 waren Einzelausstellungen von ihm in der Galerie Nordenhake zu sehen.

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Christian Andersson, Ann Böttcher, Jonas Dahlberg, Gunilla Klingberg, Sirous Namazi, Magnus Wallin