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Karlsplatz
Eröffnung: Di 7. Juni 2016, 19 Uhr

Andrea Büttner beschäftigt sich in technisch-medial vielfältigen Formulierungen mit nonverbalen Artikulationen des Menschen, die einem (Spannungs-)Verhältnis zwischen Innenleben und äußeren, sozialen und kulturellen Kontexten entspringen. Eines ihrer Hauptinteressen gilt körpersprachlichen Gesten und Haltungen, die, in Bild-Zeichen übersetzt, weit über den Zeitpunkt ihres Entstehens hinaus les- und verstehbar bleiben, wie z.B. Gestiken des sich Beugens, Verhüllens oder Hände Ausstreckens. So reduziert Büttner etwa Ernst Barlachs Figur der Verhüllten Bettlerin aus dem Jahr 1919 über das prämodernistische Medium des Holzschnitts auf deren primäre Ausdrucksträger. Trotz der damit erfolgten mehrfachen „Abstraktion“ und der Historizität des Vor-Bilds bleibt deren Inhalt verständlich.

Eine neue, massenhaft angewandte „Geste“ ist die des manuellen Berührens von Touchscreens. In ihren iPhone etchings verwandelt Büttner die vom Gerät aufgezeichneten, für die User unsichtbar bleibenden Berührungsspuren in großformatige Farb-Prints, die an informelle bzw. „gestische“ Malerei oder Zeichnung erinnern.

In ihrer Stereoscopic slide show from the Whitehouse collection (mosses and field trips) hinwiederum sind zwei Personen zu sehen, die sich in unterschiedlichen Posen – sich beugend, am Boden kriechend – forschend mit dem unter ihnen befindlichen Wiesengrund befassen. Dabei kommt auch ein Potenzial des Fallens und Laufenlassens zum Ausdruck, das Andrea Büttner prinzipiell als ein Mittel der Überwindung und Unterwanderung von Grenzen der Form, der Stabilität und Autorität dient.

In der Kunsthalle Wien Karlsplatz wird Andrea Büttner auch inszenatorisch eine Situation schaffen, in der gängige Vorstellungen von Innen und Außen, vom Wahrnehmbaren und Verborgenen umgekehrt werden.

Kurator: Lucas Gehrmann