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"Es entsteht keine Form außer der, die aus dem Raum hervorgeht. Der Raum bestimmt die Gegebenheiten ..." (Andrea Ostermeyer) In der von Andrea Ostermeyer für den Flurbereich des "Haus der Kultur" konzipierten Installation bestimmen die Wände und die Funktionalität des Gebäudes das formale Grundmuster. Analog zur Architektur des Treppenhauses verschränkt sie die drei Etagen, indem sie auf jeweils unterschiedliche Art die den Treppen gegenüberliegenden Seitenwände verändert und so eine Spannung von unten nach oben aufbaut. Im Erdgeschoß überziehen Ausstellungs-Plakate, die ständig aktualisiert werden, die gesamte Fläche der Wand. Im Gegensatz zur ursprünglichen Plakatwand, die wesentlich kleiner und deren Größe von den dahinter verborgenen (und optisch nicht sehr ansehnlichen) Sicherungskästen abhängig war, bestimmen nun Wandbreite und -höhe das Ausmaß der Informationsflut. Die unregelmäßig und teilweise überlappend aufgeklebten Plakate werden von einem gleichmäßigen Raster aus Edelstahlknöpfen überzogen. Dieses Raster verbindet die Informationen einzelner Ausstellungen und Vorträge zu einem die Wand überspannenden unruhigen Muster von Zahlen, Buchstaben, Bildern und Farben und nivelliert dadurch wiederum den Informationsgehalt.

Beruhigend wirkt dagegen - zumindest auf den ersten Blick - das im ersten Stock der Wand vorgeschraubte rosafarbene Polster. Die Edelstahlknöpfe des Erdgeschosses sind hier locker über die Fläche verteilt und pressen das wattierte Kissen punktuell an die Wand; daneben quillt es dann weich und wattig. Der Besucher wird in kuscheligen rosa Plüsch gehüllt und will in der heimeligen Atmosphäre des Kissen-Komforts versinken. Doch der glatte, wachsartig beschichtete Stoff verhindert - gepaart mit der kalten Farbigkeit - diese Verführung. Er nimmt die warme Geborgenheit des Wohlig-Weichen zurück und offenbart das Polster als Suggestion, "... nichts anderes als umspannte Watte und Luft" (Ostermeyer).

Im Obergeschoß liegt der Flur brach, die Künstlerin setzt diesen Stock pur gegen die darunter liegenden Etagen. Keine Kaschierung der elektrischen Leitungen, keine Verschönerung durch Pflanzen und Bilder. Dieser Purismus bereitet den Blick ins Freie vor, auf die das Grundstück begrenzende Mauer, über die eine neongelbe Decke geworfen ist.

Neben die bisher vertikale Verbindung der drei Stockwerke tritt die Verschränkung des Innenraums mit dem Außenbereich. Hier oben gleitet der Blick weich über den Gelben Horizont.

Andrea Ostermeyer, geboren 1961, lebt in Köln und Prag.

Andrea Ostermeyers Installation im Treppenhaus war zu sehen von Juni 1998 bis Mai 1999 und wurde unterstützt von der VG BILD-KUNST.

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Andrea Ostermeyer
Gelb am Horizont