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Über die zeichnerischen Qualitäten des Walter Stöhrer Meisterschülers gab es noch nie Zweifel. Immerhin wurden Andreas Amrhein seit 1987, also bereits kurz nach Beendigung seines Studiums an der Hochschule der Künste Berlin, zahlreiche Preise zugesprochen, und man hat ihn zu internationalen Stipendien- und Studienaufenthalten im In- und Ausland geladen.

Diese willkommenen Reiseaktivitäten hatten immer auch direkten Einfluss auf die Wahl seiner Themen. In seiner letzten Ausstellung bei uns, “The Soundless Singing Sea”, fand sich die Got-Milk-Kuh, die als Symbol nationwide die Milchverpackungen in den USA ziert, auf fast allen Arbeiten wieder und wurde somit auch fern ihrer Heimat zur Ikone. Nicht immer sind es Tiere - um genau zu sein, Haustiere - denen sich Andreas Amrhein in seinen Arbeiten annimt. Aber auch bei unserer diesjährigen Ausstellung “Chicken-Run” verrät bereits der Titel, was uns erwartet. Nicht der stolze Löwe oder der erhabene Flug des Adlers inspirieren ihn zu künstlerischem Ausdruck, sondern in diesem Fall das gemeine Federvieh. Also wieder ein sogenanntes Nutztier!

Namenlos, dem Stadtmenschen nur noch als Symbol auf der Verpackung der entsprechenden Produkte bekannt, nimmt es an unserem Alltag teil. Kuh wie Huhn begleiten uns ein Leben lang, was ihnen undankbarer Weise jedoch keinen Ruhm beschert, sondern eher Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber ihrem gnadenlosem Schicksal zeitigt.

Dagegen muss etwas getan werden! - findet Andreas Amrhein, und widmet sich mit dem, was er am besten kann, der gering geschätzten Kreatur. Er macht sich hierbei die durch Werbung und Alltag geschliffene Symbolhaftigkeit und deren einfache Wiedererkennbarkeit zu Nutze. Mit äusserster Akribie schafft er dann - meisterhaft - zeichnerische Situationen, die dem Federvieh das einhauchen, was man ihm am allerwenigsten zubilligt: Individualität. Man spürt die Neigung in einem aufwachsen, dem Tier ein eigenes Wesen zuzubilligen. Und unversehens rückt man näher an ES heran und - findet sich emotional mitten im “Chicken-Run” wieder. Die Sensibilität von Andreas Amrhein gegenüber der schlichten Kreatur hat noch eine weitere, historische Ursache. Er stammt von einer sehr alten Bauernfamilie aus der Nähe Marburgs ab. Nun war ihm nie danach, eine bäuerliche Laufbahn einzuschlagen. Aber einerseits empfindet er eine gewisse Dankbarkeit dafür, dass diese sich über Jahrhunderte fortsetzende Linie gerade an seiner Person eine Unterbrechung fand - und würdigt diesen glücklichen Umstand gern durch thematische Bezugnahme.

Andererseits geniesst er die Freiheit des Künstlerdaseins, indem er sich die genetisch bedingte Nähe zur Scholle bildnerisch gestalten kann, ihr aber physisch fern bleiben darf. Ein Zeichen dafür sind die in einige Arbeiten eingezeichneten schwarz-weiss Fotografien, die den gemalten Bildern zu einer lokalisierbaren Komponente verhelfen. Diese bleibt vage, da es sich nicht um konkrete Orte handelt, aber die Idee des Verhaftetseins wird sichtbar.

Überraschend ist, dass Andreas Amrhein nun seinen geliebten Zeichengrund, das Papier verlassen hat! Es ist ihm mit Bravour gelungen, seine hervorragenden zeichnerischen Fähigkeiten verlustfrei in die Malerei auf Leinwand zu übersetzen. Egal ob im kleinen Format oder auf Bildern bis zu 2 Metern Grösse, alle sind von höchster Qualität und Dichte - und damit auch genügend Platz für die Freilandhaltung.

Pressetext

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Andreas Amrhein: Chicken-Run
Malerei und Zeichnungen