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Eröffnung: Freitag, 16.01.2009, 19 Uhr

Der Bielefelder Kunstverein eröffnet das Ausstellungsjahr 2009 zeitgleich mit zwei Einzelausstellungen der Künstler Andreas Bunte (1970, D) und Aloïs Godinat (1978, CH). Beide Künstler haben national wie international – zumeist im Kontext von Gruppenausstellungen – bereits auf sich aufmerksam gemacht. Im Bielefelder Kunstverein werden sie die Möglichkeit zu einer ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland haben.

Die Künstler sind beide zur Eröffnung und zum Pressegespräch anwesend.

Andreas Bunte 17.01.–08.03.2009

Die Werke von Andreas Bunte basieren auf umfangreichen, thematischen Recherchen, die mit Hilfe literarischer, auditiver und visueller Mittel zu räumlichen Erzählcollagen verknüpft werden. Im Mittelpunkt seiner 16mm Filme und installativen Raumarbeiten steht die kritische Beschäftigung mit vergangenen Kapiteln der westlichen Kultur und deren Ideengeschichte. Dabei erforscht er insbesondere die historischen Veränderungen durch technologische Innovationen, gesellschaftliche Umbrüche und deren Symbole im 19. und 20. Jahrhundert. Ausgehend von seinem Interesse für Utopien, Visionen und die Idee des Gesamtkunstwerks, entwickelt Bunte hybride Erzählungen, künstlerische Fort- und Umschreibungen, die dem Betrachter unterschiedliche Lesarten ermöglichen. Die Vielfalt seiner thematischen Motive reicht von einer Untersuchung des sich wandelnden Spannungsverhältnisses von Gesellschaft, Mensch und Natur, der Bedeutung von Parkanlagen, der Entwicklung des künstlichen Lichts, bis hin zu der Beschäftigung mit Architektursymbolen und gesellschaftlichen Randfiguren. Seine 16mm Filme zeugen von ihrer eigenen Mediengeschichte: Buntes Filme basieren zum einen auf analogen Produktions-, Montage- wie Präsentationstechniken und wirken zum anderen von dem frühen Experimental- oder Amateurfilm inspiriert. Teil seiner filmischen Raumkompositionen sind ebenfalls Foto- und Materialcollagen, die in ihrer Formensprache und durch ihre wissenschaftliche wie künstlerische Inszenierung an klassisch museale Präsentationsmuster erinnern. So subjektiv seine Erzählungen auch sein mögen, lassen seine Filme und Papierarbeiten die Frage nach dem Autor der Geschichte dennoch offen und stellen das Konglomerat aus gesammelten Fakten und fiktiven Elementen, die (vergangene) Geschichte, die gesellschaftliche Entwicklung sowie deren Zustände zur Diskussion. Sie schärfen damit beim Betrachter den Blick für das aktuelle Zeitgeschehen und fordern ihn zu einer eigenen Stellungnahme auf.

Die Ausstellung gibt anhand von vier Filminstallationen einen facettenreichen Einblick in Buntes künstlerisches Schaffen seit 2005. Der Bielefelder Kunstverein präsentiert damit erstmalig alle vier Filminstallationen in einer Ausstellung: „May the circle remain unbroken“ (2005), „Die letzten Tage der Gegenwart (2006), „La Fée Electricité“ (2007) und „Der Garten des M. Leretnac“ (2008).

Andreas Bunte, geboren 1970 in Mettmann, lebt und arbeitet in Berlin. Er hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. Seine Arbeiten waren zuletzt in den Ausstellungen „Die letzten Tage der Gegenwart“ in der Galerie Ben Kaufmann (Berlin 2006), im Jahre 2008 unter anderem in „Wessen Geschichte“ im Kunstverein Hamburg, „Blick nach vorn. Ankäufe der Sammlung Zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland 1998-2008“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin und „After October“ in der Elizabeth Dee Gallery in New York zu sehen. Andreas Bunte wird im Bielefelder Kunstverein seine erste institutionelle Einzelausstellung ausgerichtet. Zeitgleich zur Ausstellung erscheint im Januar 2009 eine Monografie im Berliner Verlag argobooks.

Aloïs Godinat 17.01.–08.03.2009

Die künstlerische Geste als Motiv zieht sich durch die aktuelle Kunstproduktion von Aloïs Godinat: Umformungen, Bedeutungs- und Kontextverschiebungen, das Spiel mit Perspektiven und Neuordnungen, die Verwendung von Mitteln der Kommunikation als kulturelles Material. Godinat greift auf Elemente der Kunst- und Objektgeschichte zurück, bindet diese konkret in seine Untersuchung von Form und Funktion ein, wobei dieser Akt als eine Beschäftigung mit dem Wesen kultureller Information an sich verstanden werden kann. Ausgehend von der Beschäftigung mit der Formensprache der Kunst, insbesondere mit Kunstauffassungen der Moderne wie zum Beispiel Minimalismus, Formalismus, Abstrakter und Konkreter Kunst, benutzt er im Gegensatz zu seinen künstlerischen Vorläufern ein eher leises, visuelles Vokabular. Die Besonderheiten seiner Arbeiten finden sich im Detail wieder: In der Farbauswahl, der Materialstruktur, dem Umgang mit dem Fragment, dem Bild oder der Typografie. In seine Objekte sind die Prozesse von Aktion und Transformation sichtbar eingeschrieben. Durch die Verwendung von einfachen Materialien wie Papier, Karton, Gummi, Holz, aber auch durch den sensiblen Umgang mit Fragen der Präsentation, verschafft der Künstler seinen Ausstellungen eine besondere Leichtigkeit und Klarheit. Godinat erzeugt ein Spannungsgefüge zwischen Subjekt, Objekt, Raum, Zeit, Zeichendichte und Leere. Seine Installationen, Raumensembles, Objekte, Wandarbeiten, Serigrafien, Collagen und Assemblagen, die häufig in-situ entstehen und gezeigt werden, basieren auf Strategien der Aneignung, Re-Kombination und spielen mit der Bedeutung eines kunstgeschichtlichen Kanons. Mit humorvollen, minimalistischen Werken entzaubert er mitunter die Ideen der Avantgarde und schlägt damit eine Brücke zu einer möglichen Formensprache der heutigen Zeit. Godinat entwickelt auf diese Weise einen subjektiven Werkkanon, der auf Grund seiner Referentialität einerseits ein Gefühl des Wiedererkennens beim Betrachter auslöst und andererseits seine künstlerische Eigenständigkeit behauptet.

Neben bereits bestehenden Arbeiten wird Godinat eine Reihe neuer Werke speziell für die Ausstellungssituation im Bielefelder Kunstverein entwickeln.

Aloïs Godinat, geboren 1978, lebt und arbeitet in Lausanne (Schweiz). Er studierte bis 2005 an der ECAL/Ecole cantonale d’art de Lausanne und wurde kürzlich mit dem Schweizer Manor-Preis ausgezeichnet. Seine Werke wurden im Rahmen von Einzelausstellungen unter anderem im Artists Space (New York 2007), in der Galerie Francesca Pia (Zürich 2007) und in der Kunsthalle Bern (2008) gezeigt. Aloïs Godinats Arbeiten werden im Bielefelder Kunstverein erstmalig einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland präsentiert.

Die Ausstellung von Aloïs Godinat wird mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung realisiert.

Der Bielefelder Kunstverein erhielt für sein künstlerisches Programm 2009 den Jahresförderpreis für Kunstvereine der Kunststiftung NRW - Jump.

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Andreas Bunte // Alois Godinat