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Fünf Budapester Kulturzentren und Gemeindehäuser erscheinen als Protagonisten fünf zusammenhängender Videos. In guckkastenartigen Displays werden die einzelnen Sequenzen projiziert. Intim platziert die bühnenhafte Schausituation die Betrachter und Bilder zueinander.

Ruhige, formal an Architekturfotografie angelehnte Kameraeinstellungen oszillieren zwischen sachlichen Details der Raumorganisation und einem visionären Blick, der dem Faktischen ein utopisches Moment unterstellt. Die Bilder liefern eine formale Archäologie der Institutionen. Über visuelle Oberflächen verweist die Arbeit auf ein dahinter liegendes, vielschichtiges Bezugsnetz. Zur Emanzipation der Arbeiter klasse begründet, stehen die Kulturhäuser auch für eine Politik, die die Freizeitgestaltung möglichst stark im kollektiv-öffentlichen Raum ansiedeln und gestalten will. Dieser Zusammenhang macht ein kontrollgesellschaftliches Motiv im Bildungs- und Aufklärungsgedanken sichtbar: Kultur als Erziehung.

So stößt Kultur und Freizeit in die Ambivalenzen und Widersprüche rund um gesellschaftliche Utopien und Projekte ihrer Umsetzung vor. Dabei liest sich die Arbeit mit ihren bewußt offenen Bildern auch als Plädoyer für mehr Komplexität in einer politischen Atmosphäre, die von Vereinfachungen geprägt ist.

Drei Jahre nach seiner ersten institutionellen Einzelausstellung im Grazer Kunstverein (2005) hat Andreas Fogarasi 2007 mit Kultur und Freizeit den Goldenen Löwen der Kunstbiennale von Venedig für den besten Länderpavillon erhalten.

Die Jury lobte die "intelligente und poetische Verbindung" zwischen Inhalt und visueller Sprache, die Fogarasi geschaffen habe. Als ebenso wichtig wird der Zugang des Künstlers zur Modernität, "ihrer Utopien und ihres Scheiterns im Kontext einer geteilten Geschichte" angesehen.

Die Präsentation von Andreas Fogarasis "Kultur und Freizeit" ist die erste Ausstellung der Arbeit nach der Kunstbiennale von Venedig und aufgrund der besonderen Inszenierung (s.o.) eine neue Version des Originals.

Andreas Fogarasi, Jahrgang 1977, lebt in Wien

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Andreas Fogarasi, Kultur und Freizeit
Kurator: Sören Grammel