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Eröffnung am Donnerstag, 27. November 2008, 19–22 Uhr

Samstag, 6. Dezember 2008, 19.30 Uhr Gespräch mit der Kunsthistorikerin Dr. Ines Lindner, Kiel/Berlin

Samstag, 20. Dezember 2008, 19.30 Uhr Gespräch mit der Gestenforscherin und Musikerin Dr. Ellen Fricke, Berlin

„Eine ganz wesentliche Funktion der Hand ist es, Gegenstände mit hohem Freiheitsgrad in viele mögliche Lagen und Kraftvermittlungen zu bringen. Dafür ist die Hand ideal vor allem wegen ihrer großen Reichweite, ihrer sehr hohen Beweglichkeit und vor allem der äußerst feinen Kraftrückkoppelung“, erklärt der Systemiker und AV-Designer Heiner Büld in einem gefilmten Interview, das in der Ausstellung "Grifformen" von Anette Rose zu sehen ist.

Seit 2006 beobachtet die Künstlerin Anette Rose, die bei Valie Export und Heinz Emigholz studiert hat und deren Arbeiten bereits auf diversen Filmfestivals, in unterschiedlichen Ausstellungen und im Fernsehen zu sehen waren (u. a. "16 Traumstücke" in der ZDF-Reihe "Das kleine Fernsehspiel", 2001), in ihrer inzwischen aus zwölf Modulen bestehenden "Enzyklopädie der Handhabungen", wie die Hand und ihre haptile Intelligenz in der zeitgenössischen industriellen Fertigung zum Einsatz kommen und wie diese durch Maschinen, Fließband oder Roboter, also maschinelle wie computergesteuerte Fertigungslogiken ergänzt, perfektioniert und ersetzt werden. Jenseits der kulturell festgeschriebenen Trennung in Hand- und Kopfarbeit geht es ihr in der "Enzyklopädie der Handhabungen" um die vielfältigen Verknüpfungen zwischen dem Greifen und Begreifen – Hand, Auge und Wort.

Als künstlerische Forschung ist die "Enzyklopädie der Handhabungen" „work in progress“. Sie ist ein Modulsystem, das sich ergänzen und unterschiedlich zusammensetzen lässt. In der Ausstellung Grifformen kombiniert Anette Rose Module, die manuelle Handhabungen, Maschinenbewegungen und Rede begleitende Gesten zum Inhalt haben. In Bild und Ton zeigt sie beispielsweise mit dem Walzen und (Ver-)Schleifen von Metall, dem Verputzen von Porzellan, dem Verarbeiten von Haaren zu Pinseln oder dem Ketteln von Textilien Arbeitsprozesse, die sie in deutschen Manufakturen und Industriebetrieben, etwa einer Porzellan-, einer Pinsel- und einer Strumpffabrik oder auch in einem Werk des bekannten Leuchtmittelherstellers Osram mit einem Kamera- und einem Tonmann aufgezeichnet hat. Die immer mit zwei Kameras synchron gefilmten Videosequenzen werden in den Modulen entweder synchron gezeigt - so beispielsweise die Bewegung der Hände und die Mimik der Fabrikarbeiter während ihrer Tätigkeit - oder auch linear hintereinander montiert, etwa bestimmte Ausschnitte aus Abläufen massenindustrieller Produktion. Ebenfalls montiert sie die synchron gefilmte Gestik und Mimik des bereits am Anfang des Textes zitierten Interviews hintereinander, in dem der „evolutionäre“ Wandel industrieller Produktionslogiken vom Schraubstock hin zum Fließband und zur Robotik aus der Sicht einer Person reflektiert wird, die die Entwicklung modernster maschineller und computergesteuerter Fertigungsverfahren genau verfolgt.

Einzelne Module der "Enzyklopädie der Handhabungen" von Anette Rose waren bereits in Ausstellungen, unter anderem im Berliner Museum für Kommunikation (2006) und im MARTA Herford (2006 und 2007/08) zu sehen. Dabei nutzte die Künstlerin zur Präsentation ihrer Videos ausschließlich Monitore, die sie auf eigens dafür hergestellten Tischen im Raum platzierte. In der Ausstellung Grifformen kombiniert Anette Rose erstmalig die Präsentation einzelner Module auf Monitoren und als Videoprojektionen.

Zur Vertiefung und Diskussion der Thematik lädt Anette Rose an zwei Abenden während des Ausstellungsbetriebs die Kunsthistorikerin Dr. Ines Linder und die Gestenforscherin und Musikerin Dr. Ellen Fricke zum Gespräch in den Cluster-Raum ein.

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