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Die Werke von Angelika Loderer könnte man als medienreflexive Skulpturen bezeichnen, insofern als die Künstlerin die Materialeigenschaften und Verarbeitungsprozesse ihrer Werkstoffe als grundlegende Parameter ihrer Arbeit in den Gestaltungsprozess einfließen lässt. Ihre Skulpturen sind häufig aus Metall gegossen oder bestehen aus „sekundären“ Materialien aus dem Bereich der Metallgießerei wie beispielsweise Wachs oder ein spezieller Guss-Sand, der sich durch hohe Formstabilität auszeichnet und im Sandgussverfahren verwendet wird. Er ist essentiell für die Herstellung der eigentlichen Gussform, hinterlässt im fertigen Objekt aber keine Spuren – er bleibt also unsichtbar. Loderer macht das Hilfsmittel zum Medium und „baut“ damit fragile und temporäre Skulpturen, die durch ihre Bestimmung als Guss-Sand auf den Werkstoff Metall verweisen und dieses gleichzeitig in einen spannenden und paradoxalen Dialog zwischen der Dauerhaftigkeit des einen und der Flüchtigkeit des anderen bringen.

Die Unsichtbarkeit der materialspezifischen Verarbeitungstechniken findet in Loderers Werk ihr Äquivalent in der Vorliebe für Formen, die dem bestehenden und insbesondere dem natürlichen Formenrepertoire entnommen sind, der menschlichen Betrachtung an sich aber nicht zugänglich sind: so hat Loderer beispielsweise durch Ausgießen von Maulwurfsgängen oder von Spechthöhlen natürliche Formen sichtbar gemacht. Die Ausführung in Bronze erzeugt einen reizvollen Spannungsbogen zwischen der vergänglichen, natürlichen Form und der Beständigkeit des edlen und hochwertigen Metalls, das neben Stein das traditionellste Bildhauermedium ist und auf das Loderer mit Leichtigkeit reagiert.

Ihr unbefangener und experimenteller Umgang mit Materialien kennzeichnet Loderers Arbeitsweise: ungewöhnliche Materialkombinationen erzeugen reizvolle Objekte, die mitunter an „performative Skulpturen“ denken lassen, etwa wenn eine im Gusssand eingestampfte Matratze sich mit der Zeit aus ihrer Fesselung befreit und die Form sprengt oder mit Gips überzogene Heuhaufen im Lauf der Ausstellung welken und ihre ehemalige Hülle wie eine abgestreifte Schlangenhaut zurücklassen.

Loderers Skulpturen zeugen von der Ambivalenz zwischen Momentaufnahme und Dauerhaftigkeit, von Wert, Vergänglichkeit und Bedeutung: die Künstlerin hinterfragt zudem Wertzuschreibungen, indem sie einfache und alltägliche Formen durch wertvolle Materialien adelt.