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ANGST, KEINE ANGST

7. April – 17. Juli 2021

Initiiert von Huang Xiaopeng (1960–2020)
Ko-kuratiert von Dorothee Albrecht, Antje Majewski und Stefan Rummel

Das Projekt ANGST, KEINE ANGST zeigt vom 7. April bis zum 17. Juli 2021 in drei Kapiteln im Times Art Center Berlin verschiedene künstlerische Perspektiven auf gegenwärtige Ängste und Verunsicherungen. Die vom kuratorischen Team eingeladenen Künstler*innen aus den Generationen der 1960er bis 1990er Jahre präsentieren Skulpturen, Installationen, Videos, Performances, Malerei und Fotografie. Viele von ihnen setzen sich in ihrer Arbeit seit längerem mit dem Thema Angst auseinander. Die Ausstellung untersucht das breite Spektrum an Formen der Angst, die in unterschiedlichen geographischen und historischen Kontexten entstanden sind, und reflektiert den aktuellen, von kollektiver Angst und Sorge bestimmten Zustand der Welt.

Konkrete oder diffuse Ängste waren schon von jeher der Bodensatz für Aberglauben und ideologische Verirrungen und damit von teilweise verheerendem Einfluss auf ganze Gesellschaften. 1768 verbreitete sich innerhalb weniger Monate in zwölf chinesischen Provinzen mit einer Bevölkerung von mehr als 200 Millionen Menschen ein Gerücht über „Seelendiebe“ – Bettler und Mönche, die heimlich menschliche Seelen aufsaugen. In der dadurch ausgelösten Massenhysterie verloren zahlreiche Menschen ihr Leben. Während der Hexenjagden im Europa des Mittelalters, der Verfolgung von „Kommunisten“ in der McCarthy-Ära in den USA oder beim atomaren Wettrüsten zwischen Ost und West während des Kalten Krieges wurden Ängste instrumentalisiert. In der heutigen Welt mangelt es den Lebensbedingungen und zwischenmenschlichen Beziehungen an Stabilität; ökologische, soziale und kulturelle Grundsätze erweisen sich als höchst fragil. Kann Angst uns in diesen globalisierten Gemeinschaften zu einer kollektiven Antwort auf künftige Bedrohungen inspirieren? Kann sie uns konstruktive Mittel an die Hand geben, um das Unbekannte zu interpretieren? Sind wir in der Lage, uns anstatt für die Angst für den Mut zu entscheiden und dadurch einen Neubeginn herbeizuführen?

Über einen Zeitraum von zehn Wochen befasst sich jedes Kapitel des Projekts ANGST, KEINE ANGST mit einer anderen Perspektive auf diesen Themenkomplex:

Kapitel 1: Uncertainties – Walking on Unstable Grounds
7. April bis 1. Mai 2021
Nine Budde, Anne Gathmann, Anja Gerecke, Huang Xiaopeng, Klaas Hübner, Franziska Hünig, Friederike Klotz, Ulrike Kuschel, Li Juchuan, Li Xiangwei, Li Yifan, Ma Xinyu, Ma Yujiang, Antje Majewski & Vangjush Vellahu, Alice Musiol, Dirk Peuker & Bettina Nürnberg, Qin Jin, Stefan Rummel, Erwin Stache, Tam Waiping, Wei Yuan, Wu Sibo, Zhu Tao

Kapitel 2: Panic – The Moment of Fear
12. Mai bis 12. Juni 2021
Iyad Dayoub, Abrie Fourie, Anne Gathmann, Ge Yulu, Anja Gerecke, Huang Xiaopeng, Franziska Hünig, Ange Kayifa, Friederike Klotz, Lei Lijie, Li Lulu, Li Yifan, Alice Musiol, Pınar Öğrenci, Stefan Rummel, RZhen, Vangjush Vellahu, Janin Walter, Xi Lei, Yang Xinjia

Kapitel 3: Potentialities – Growing Out of Damaged Ground
25. Juni bis 17. Juli 2021
Thomas Adebahr, Hank Yan Agassi, Dorothee Albrecht, Chen Dandizi, Nina DeLudemann, Olivier Guesselé-Garai, Huang Xiaopeng, Mwangi Hutter, Yuko Kaseki, Ulrike Kuschel, Mikhail Lylov, Sajan Mani, Elke Marhöfer, Maternal Fantasies, Paulo Nazareth, Song Ta, Sun Haili, Wang Yinjie & Yao Chunchun, Wu Tiao Ren, Zhong Jialing

Das erste Kapitel der Ausstellung wird zur geplanten Eröffnung am 7. April eingerichtet und ist ab dann abhängig von geltenden Bestimmungen für das Publikum zugänglich.

Seit seiner Gründung im Jahr 2018 hat sich das Times Art Center Berlin bemüht eine Plattform für zeitgenössische Kunstpraktiken und forschungsbasierte Diskurse jenseits des Gegensatzes zwischen „Ost und West“ zu bieten. Indem es seinen Ausstellungsraum zum Experimentierfeld für Präsentationen macht, die direkt von Künstler*innen initiiert und organisiert werden, öffnet sich das Times Art Center Berlin der unabhängigen, autonomen Kunstproduktionen der Stadt.

Huang Xiaopengs vorzeitiger Tod im Oktober 2020 bedeutet nicht nur für seine Familie und Freundinnen einen tragischen Verlust, sondern auch für seine Kolleginnen, Student*innen und die die Kunstwelt, zu der er in den letzten Jahrzehnten einen enormen Beitrag geleistet hat. Seit Anfang vergangenen Jahres arbeitete Huang gemeinsam mit Dorothee Albrecht, Antje Majewski und Stefan Rummel an dem Projekt ANGST, KEINE ANGST. Die Beteiligten haben sich entschlossen, die Ausstellung in Huangs Sinne und in Erinnerung an seinen lebenslangen Einsatz für enge künstlerische Zusammenarbeit zu realisieren.