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Ausstellungseröffnung: 21. November 2007, 18 Uhr

Das Künstlerpaar Anna und Bernhard Blume (beide Jahrgang 1937) zählt zu den Pionieren und anerkanntesten Vertretern der inszenierten Fotografie. Ihre Werke wurden bereits weltweit an renommierten Ausstellungsorten gezeigt. Nachdem sie in der Schweiz das letzte Mal vor rund zwanzig Jahren in der Kunsthalle Basel präsentiert wurden, widmet ihnen das Haus Konstruktiv nun eine umfangreiche Einzelausstellung. Die Ausstellung und der begleitende Katalog entstanden in Kooperation mit dem Museum am Ostwall, Dortmund. Eigens für das Haus Konstruktiv entwickeln Anna und Bernhard Blume unter dem Titel »Abstrakte Kunst« eine neue Serie grossformatiger Fotografien. Diese Serie schliesst inhaltlich an die 1992/94 entstandene Bildfolge »Transzendentaler Konstruktivismus« an, die wir ebenfalls im Haus Konstruktiv präsentieren werden. Beide Serien setzen sich mit den formalen Mitteln und den spirituellen Aufladungen der konkreten, konstruktiven Kunst auseinander.

Der Wirklichkeitsgehalt der Fotografie Im Zentrum der Fotoarbeiten von Anna und Bernhard Blume stehen immer die beiden Künstler selbst, die sich als Protagonisten einer zunächst alltäglich erscheinenden Dingwelt in höchst absurden Situationen inszenieren. Dabei wirken ihre Fotoserien ebenso zeitlos wie aktuell: Im Hinblick auf die kritisch-humorvolle Dekonstruktion bürgerlicher oder künstlerischer Ideale stehen sie den Impulsen des Dadaismus nahe und besitzen vollumfänglich dessen Subversivität. Gleichzeitig erweisen sich die Serien als feinsinnige Reflexionen auf zentrale künstlerische Fragestellungen unserer Zeit wie z.B. das Ringen um eine authentische Bildsprache oder eine innovative Thematik. Anna und Bernhard Blume reflektieren zudem das Medium Fotografie, indem sie die Grenzen zur Malerei verwischen und den Wirklichkeitsgehalt der Fotografie mit den Mitteln der Fotografie selbst infrage stellen. Mit der Deformation oder Übertreibung der Wirklichkeit gelingt den beiden Künstlern eine Steigerung und Erweiterung der Realität ins Imaginäre. Beide Qualitäten, die der Subversion und Reflexion, bilden die Koordinaten für das grosse Interesse auch vieler junger Künstlerinnen und Künstler an den Bilderserien der Blumes. Kunstgeschichte als Reservoir

Wassily Kandinsky, der als einer der ersten konkret-konstruktiven Künstler des 20. Jahrhunderts gilt, verfasste 1911 ein Buch mit dem programmatischen Titel »Über das Geistige in der Kunst«. Er legte damit einen Grundstein für die Idee, dass sich in der abstrakten, autonomen Form und in den vom Künstler entwickelten, abstrakten Kompositionen, ein hinter den Dingen liegender Sinn veranschaulichen liesse. Die Sichtbarmachung des Unsichtbaren bildet seither ein zentrales Thema der konkreten Kunst. In den Fotoserien von Anna und Bernhard Blume wird diese Frage nach den religiösen Funktionen von Kunst, nach der spirituellen Aufladung der elementaren geometrischen Form und nach der Metaphysik des Ornaments mit seziererischer Genauigkeit untersucht. Humor und die Absurdität der Darstellungen, in denen das Künstlerpaar den Konstruktivismus gewissermassen am eigenen Leib exerziert, erweisen sich in diesen Serien als Austragungsort für den Ringkampf zwischen der künstlerischen Suche nach universellen Wahrheiten einerseits und dem tiefen Zweifel an der Existenz solcher Wahrheiten andererseits. Parallel zu den Fotos werden Anna und Bernhard Blume ältere Fotoserien zeigen und zudem eine Reihe von Zeichnungen präsentieren.

Der Zweifel als ästhetisches Instrument Mit der Ausstellung von Anna und Bernhard Blume präsentieren wir zwei der wichtigsten Pioniere inszenierter Fotografie, in deren Zentrum immer wieder die Suche nach dem Subjekt steht. Blumes werfen einen kritischen Blick auf die Inhalte konkreter, konstruktiver Kunst und eröffnen so eine Plattform für eine lebendige Auseinandersetzung mit den Motiven dieser Richtung. Mit diesem auf den ersten Blick ironischen und gleichwohl philosophisch fundierten Ansatz möchten wir das reflexive, das kritische Potential der konkret-konstruktiven Kunst aufzeigen. Blumes Haltung basiert zum einen auf einem hohen Mass an Zweifel und zum anderen auf einem humorvollen und liebevollen Umgang mit dem Individuum und seinem Umfeld. Diese Haltung verspricht in der Stiftung für konstruktive und konkrete Kunst, Selnaustrasse 25, 8001 Zürich, T +41 (0)44 217 70 80, F +41 (0)44 217 70 90, info@hauskonstruktiv.ch, www.hauskonstruktiv.ch Konfrontation mit dem künstlerischen Erbe unserer Stiftung eine konzentrierte, hochbrisante Ausstellung, für die wir ein internationales Medien- und Generationen übergreifendes Besucherecho erwarten.

BIOGRAPHIE 1937 Anna Blume wird in Bork/Westfalen geboren Bernhard Blume wird in Dortmund geboren 1960-65 beide studieren an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf 1967-70 Bernhard Blume studiert Philosophie an der Universität Köln 1987 tritt Bernhard Blume seine Professur an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, an das Künstlerpaar lebt seit 1967 in Köln

AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) 1987 Kunsthalle Basel 1989 Museum of Modern Art, New York 1991 Museum für Moderne Kunst, Frankfurt 1992 Grosse Deichtorhalle Hamburg 1993 Landesmuseum Münster 1995 Kunsthalle Bremen 1996 Milwaukee Art Museum, USA 1997 Kestner Gesellschaft Hannover Centre National de la Photographie, Paris 2000 Museum Küppersmühle, Duisburg Museum of Photography, Chicago, Illinois 2002 Folkwang Museum Essen 2003 Kunsthalle Göppingen 2005 Museum Ludwig, Köln 2006 Museum am Ostwall, Dortmund Zürich, 07.09.07

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