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Ausgangspunkt des vor etwa einem Jahr begonnenen Projektes von Anna Jermolaewa bildete eine ihr bis dato unbekannte Fotografie aus ihrer Schulzeit. Das Foto wurde 1986 im ehemaligen Leningrad aufgenommen und zeigt die Künstlerin und ihre fünf KlassenkameradInnen. Entdeckt hatte es Anna Jermolaewa auf der russischen Internetplattform „ВКонтакте“, auf welcher man ehemalige MitschülerInnen suchen und finden kann. Auf dem Foto sind alle Beteiligten 16 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt dachten einige von ihnen über Selbstmord mit 40 Jahren nach; denn 40 schien uralt und weit entfernt. Seit der Matura hatte Jermolaewa ihre MitschülerInnen nicht mehr gesehen. 2011 feierten sie alle ihren vierzigsten Geburtstag.

Anna Jermolaewa recherchierte über ihre ehemaligen KlassenkameradInnen und fand heraus, dass vier von den sechs Personen, die auf dem Foto abgebildet sind, im Ausland leben. Das ist typisch und bezeichnend für die russische Gesellschaft, denn die Generation Anna Jermolaewas ist eine Auswanderergeneration. Sie beschloss ihre ehemaligen KlassenkameradInnen zu finden und zu besuchen und Interviews über die Verwirklichung ihrer Lebenswünsche und –träume zu führen.

Entstanden ist ein Portrait unterschiedlichster Lebensmodelle von Personen, die nun über die ganze Welt verstreut leben. Es sind Gedanken über die Realisierung bzw. Nicht-Realisierung der Lebensträume, Folgen der Entwurzelung, über die Möglichkeiten der Neuorientierung, Selbstbestimmung und Eingliederung in die jeweils neuen Lebenssituationen, über das Älterwerden, aber auch über das Älterwerden-Wollen bzw. -Nicht-Wollen ... und nicht zuletzt auch über die schwierige Emigration, Kindererziehung, die russische Mafia, Hochzeitskleider und Portraitzeichnen.

Anna Jermolaewa, geboren 1970 in St. Petersburg, lebt und arbeitet seit 1989 in Wien.

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Anna Jermolaewa
Das vierzigste Jahr