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Das französische Künstlerpaar Anne und Patrick Poirier präsentiert im Parterre des Panorama-Gebäudes Modelle und Architekturen, welche aus den verschiedensten Kinderspielzeugen oder Elementen und Konglomeraten industrieller Maschinerien entwickelt wurden. Durch die einheitliche Farbgebung scheinen sie sich wie Ölflecken über den Boden und im Raum auszubreiten und die Natur und das menschliche Leben gleichsam zu verdrängen. Sie erinnern auf ästhetischer und emotionaler Ebene an industrielle Landschaften. Verwüstete Bauten, Ruinen, militärische Einrichtungen, Soldaten, Flugzeuge und gestrandete Schiffe sind Elemente der dargestellten Kosmen, denen eine Ähnlichkeit zu Filmkulissen nicht abzusprechen ist. In Kleinformat, doch nicht weniger bedrückend sind Gewalt, Krieg und Zerstörung vielerorts präsent. Daneben bleibt es bei menschenleeren, urbanen Szenerien und utopisch anmutenden Stadtgebilden, die jedoch eine besondere Ästhetik sowie eine unerwartete Liebe zum Detail aufweisen. Die verschiedensten typisierten Landschaften verbindet, dass sie nicht zu orten sind und anonym bleiben.

Die in der Ausstellung präsentierten Modelle – alle zwischen 1999 und 2000 entstanden – gehören zu einem Themengebiet, mit welchen sich das Künstlerpaar bereits über viele Jahre beschäftigt. Dieses umfasst die Auseinandersetzung mit Geschichte und Kultur, welche seit Jahrtausenden in der Architektur und der Landschaft ihre Spuren hinterlassen. „Ostia Antica" war das erste architektonische Modell, welches Anne und Patrick Poirier in den 1970er Jahren aus Tausenden von Miniaturziegelsteinen bauten. Neugierde und Entdeckergeist waren Antrieb zur Darstellung des verkleinerte Szenariums der vergrabenen antiken Stadt – Erinnerung und Zeugnis menschlichen Lebens. Noch heute – oftmals unbewusst – bilden Kriege Ausgangspunkt für das Schaffen der Künstler, die mit Jahrgang 1942 der Nachkriegsgeneration angehören. Die Modelle regen an zur Reflexion über Vergangenheit und Zukunft, Natur und Menschheit. Dabei schöpfen Anne und Patrick Poirier stets aus der Erinnerung, die Ursprung aller Kulturen ist, das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst und leitet.

Steigt man die Stufen zum Panoramabild, das Marquard Wocher in der Zeit von 1809-14 gemalt hat, empor, so tritt man mitten in eine romantische, idyllische Kleinstadt. Der Blick weist über die Stadt Thun und deren Umgebung hinaus, aber auch zurück ins kleinbürgerliche Leben des 19. Jahrhunderts, welches nicht unweit von Arkadien zu liegen scheint. Vor dem Hintergrund der oftmals apokalyptischen Landschaftsszenerie des Künstlerduos erscheint der wundersame Blick Wochers in die Stadt Thun noch idyllischer, noch romantischer. Demgegenüber stehen die eindrücklich inszenierten Welten von Anne und Patrick Poirier als Visionen der Zukunft – oder bereits als Bilder der Gegenwart? Quel Futur! Pressetext

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Anne & Patrick Poirier im Wocher-Panorama Thun