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"Time Slice" heißt eine Reihe von Gemälden, die die kalifornische Künstlerin Anne Hoenig in der gleichnamigen Herbstausstellung im "loop - raum für aktuelle kunst" präsentiert. Eine weitere Ausstellung -"Men in suits"- wird parallel dazu in Brandenburg gezeigt. Beide Ausstellungen resultieren aus der Kooperation von "loop - raum für aktuelle kunst" und dem Brandenburger Theater, das "Men in Suits" in der Kunsthalle Brennabor am Freitag, den 10. September 2004 eröffnet. Anlässlich der Ausstellungen erscheint ein Katalog, der sowohl "Time Slice" als auch "Men in Suits" mit Texten von Barbara Wiegand, Oliver Kielmayer und Thomas Wulffen dokumentiert.

"Time Slice" zeigt eine weibliche Protagonistin, die in unterschiedlichen Situationen dargestellt wird. Die Bilder verbindet weder eine übergeordnete Erzählung, noch eine dramaturgische Entwicklung oder "richtige" Abfolge. Es handelt sich um eigenständige Momentaufnahmen, Short Cuts einer Person, die insgesamt geheimnisvoll bleibt. Den Einblick in die Welt dieser Bildprotagonistin nimmt der Betrachter zum Anlass möglicher persönlicher Geschichten. Paradoxerweise wird er hierzu durch Abwesenheit, durch das Fehlen einer eindeutigen Intention im Bild, verführt. Dieser Ansatz wird auch formal umgesetzt ? Gestik, Körperhaltung, Plazierung des Modells erscheinen archetypisch, ohne dass dies dem Betrachter bewusst wird.

Die Interieurs oder Bildhintergründe, in denen die dargestellte Frau agiert, entwirft Anne Hoenig unabhängig von den Skizzen und Fotografien, die sie von ihrem Modell anfertigt. Erst in ihren Gemälden verknüpft die Künstlerin Raum und Person mit ungewöhnlicher handwerklicher Perfektion. Basierend auf Studien von Gemälden aus Mittelalter und Renaissance, arbeitet Anne Hoenig dabei mit einer äußerst aufwändigen, mehrschichtigen Maltechnik, durch die es infolge der vielen übereinander gelegten Farbschichten oft mehrere Monate dauert, bis ein bestimmter, beabsichtigter Farbton entsteht. Das Resultat sind strahlende und üppige Farben, die den Bildern etwas Vollmundiges geben, vergleichbar mit einem Schluck eines großen Rotweins.

Es geht Anne Hoenig bei "Time Slice" also grundsätzlich NICHT darum, eine Geschichte zu erzählen oder gar das Wesen, die Persönlichkeit der dargestellten Frau zu erfassen. "IT'S THE IMAGE, NOT THE PERSON", sagt die Künstlerin auch über ihre Malerei. Die gemalte Person in ihrem Handlungsraum dient letztlich als Projektionsfläche für erinnerte Emotionen. Die Betrachter sollen die Körpersprache der Dargestellten individuell interpretieren, und in der Tat reagieren sie oftmals mit beinahe physischen Reaktionen, wie Anne Hoenig immer wieder beobachtet. Anne Hoenig beweist mit "Time Slice" Sinn für gestische Dramaturgie und Ikonografie, für die präzise Modellierung eines Charakters durch Kleidung und Haltung, sowie ihr untrügliches Flair für Expression und Suggestion.

Mit diesen Ansätzen zeigt "Time Slice" Malerei, die traditionelle Technik und Sujet in eine neue, aktuelle Form überträgt. Die Inszenierung neuzeitlicher "Portraits" in klassisch anmutender Technik erzeugt ein interessantes Spannungsfeld zwischen traditionsreichen kunstgeschichtlichen Referenzen und der Ikonografie der Popkultur.

Pressetext

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Anne Hoenig: Time Slice