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Der Badische Kunstverein freut sich, die Künstlerin Annette Wehrmann (1961- 2010) in einer umfassenden Einzelausstellung zu zeigen. Wehrmanns Arbeiten sind Teil einer Politisierung der Kunst in den 1990er-Jahren. Auf singuläre Wei- se verbindet die Künstlerin Methoden der Konzeptkunst und Aktionskunst mit Situationismus, Feminismus und Science-Fiction. Ihre Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Performances, Videos und Texte finden eine zugängliche Sprache, die sich den vermeintlich festgesetzten Normen offensiv entgegenstellt. In einer eigenwilligen Mischung aus anarchistischer Prosa, intellektuellem Diskurs und trockenem Humor äußerte Wehrmann ihr Unbehagen an der Welt und stärkte eine autonome Haltung, der sie sich in ihrer Kunst verschrieben hatte.

Die Ausstellung im Badischen Kunstverein versammelt verschiedene Arbeiten und Werkkomplexe der Künstlerin. Einen zentralen Raum nehmen Wehrmanns von feministischer Science-Fiction-Literatur, dem Jazzmusiker Sun Ra und der Architektengruppe Archigram beeinflussten UFO-Architekturen ein. Der öffent- liche Raum, insbesondere dessen zunehmende Privatisierung und Kommerzia- lisierung, ist ein weiteres Thema in Wehrmanns Kunst, das in der Fotoserie „Blumensprengungen“ (1992-95) zum Ausdruck kommt. Eine frühe skulpturale Arbeit sind die aus Backsteinen gemauerten „Fußbälle/Kugeln“ (1989-90), mit denen Wehrmann in einer Performance Fußball spielte. Auch die Installation „DSB für die Zukunft“ (1993-96) gründet sich auf eine frühe Aktion, für die sie eine neue Währung und somit einen alternativen ökonomischen Raum schuf. Wehrmanns textbasierte und performative Arbeitsweise verdeutlicht sich bei- spielhaft in ihren auf Luftschlangen getippten Texten, die sie in Lesungen vor- trug und im Raum installierte.

Ein separater Teil der Ausstellung zeigt einen Auszug aus den zahlreichen litera- rischen Referenzen, derer sich die Künstlerin gleichermaßen aus Wissenschaft und Populärkultur bediente. Dieser Teil dient dem Versuch einer Kontextualisie- rung, um das Werk von Annette Wehrmann in seiner Vielschichtigkeit und Kom- plexität zu fassen.

Kuratiert von Ort des Gegen e.V. und Anja Casser, Badischer Kunstverein. Im Anschluss an die Ausstellung ist eine Publikation geplant.

Annette Wehrmann (1961-2010) lebte und arbeitete in Hamburg. Sie studierte Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und an der Städelschule in Frankfurt. 2013 erschien ihr Buch „Luftschlangentexte“ im Starship Verlag, Berlin

Der Ort des Gegen e.V. gründete sich 2011 in Hamburg zur Rettung des künst- lerischen Nachlasses von Annette Wehrmann.

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Annette Wehrmann. Wir gucken fern, weil wir uns die Revolution nicht leisten können

künstler:
Annette Wehrmann