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Eröffnung: Mittwoch, 5. April 2017, 19 Uhr

Die abstrakte Malerei der amerikanischen Künstlerin Anoka Faruqee ist gekennzeichnet durch pulsierende optische und chromatische Effekte. Wiederkehrendes Motiv ihrer Bilder sind Muster und Texturen, die sie scheinbar unendlich justiert und durch kleine Permutationen variiert, um die Gesetzmäßigkeiten der Malerei auszuloten. Eines ihrer zentralen Anliegen ist dabei, eine Spannung zwischen atmosphärischen Lichteindrücken und Illusionen, sowie der Materialität von Farbe zu erzeugen.

Beeinflusst einerseits von digitalen Technologien andererseits von den geometrischen Mustern islamischer Kunst, untersucht Faruqee in einer Werkgruppe von Diptychen (2000 –2005) die Beziehungen zwischen Original und Kopie, Authentizität und Reproduktion. Beispielsweise ordnet sie jeweils zwei Bilder einander zu, von denen eines durch spontane Farbausschüttungen entsteht und das andere diese Vorlage in einem langwierigen Arbeitsprozess nachahmt. Die Künstlerin teilt das Bild dazu in ein feinmaschiges Gitter und malt die kleinen – an Pixel erinnernde – Felder in den jeweils identischen Farbnuancen aus. Die so entstandene, scheinbar digitalisierte Version des ersten Bildes ist sowohl Kopie, als auch Original. Letztlich hinterfragen die verschiedenen Versionen des Bildes so den Wert, der in jedem der Bilder steckt, sei es in ihrer seltsamen Spontanität oder in der gewohnten menschlichen Bestimmtheit.

In ihren seit 2012 entstandenen Werkgruppen Moiré Paintings, Circle Paintings und Wave Paintings widmet sich Faruqee hingegen dem Moiré-Muster: Ein optisches Phänomen, das Interferenzen in Wellenformationen, magnetischen Feldern und auf Computerbildschirmen gleichermaßen beschreibt. Um diese Bilder zu schaffen, zieht sie gekerbte Werkzeuge mit verschiedenen Gesten von freihändig bis kontrolliert durch feuchte Farbe. Paradoxerweise zeichnen sich die Gemälde durch die große Perfektion und Selbstkontrolle ihres Entstehungsprozesses ebenso aus, wie durch jene Momente des Handwerklichen, in denen durch das Zittern der Hand und das Rinnen der Farbe Unzulänglichkeiten und Fehler entstehen. Obwohl letztere oft Überbleibsel der menschlichen Geste sind, resultieren sie zugleich aus dem Ungenügen von Werkzeug und Material. Sie können sowohl als malerische Geste, als auch als materieller Fehler und elektromagnetische Verfälschung gelesen werden. Wesentlich für ihre systematische Auseinandersetzung ist, dass sie das Muster nicht als an der Oberfläche haftendes Dekor, sondern als eine körperliche, aus einzelnen modularen Formen und Farben aufgebaute Struktur versteht. Ihre Bilder zeichnen sich durch ein modelliertes Schimmern und eine große Dynamik der Tiefe aus. Die visuell miteinander verbundenen Schichten des Musters changieren durch die schwer zu erfassenden Überlagerungen von Blickpunkten zwischen Bewegung und Stillstand.

Anoka Faruqees Ausstellung in der Secession ist ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Europa.