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In unserer Ausstellung zeigen wir das eindrucksvolle und wegweisende frühe Werk des in Innsbruck lebenden Künstlers Anton Christian. Die Ausstellung präsentiert jene Werke und Werkgruppen, die 1973 im Institute of Contemporary Art in London gezeigt wurden, sowie Arbeiten aus der Ausstellung Artnet London 1976. Ergänzt wird die Präsentation durch nie gezeigte Studien und Zeichnungen zu seinem Werk. In mehreren zurückliegenden Ausstellungen haben wir immer die aktuellen Entwicklungen seines Werkes präsentiert, diese Ausstellung vervollständigt nun den Überblick über Anton Christians Gesamtwerk. Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch mit einem Text von Univ.-Prof. Dr. Christoph Bertsch und 40 Farbabbildungen.

Christoph Bertsch schreibt in dem Katalogbuch Anton Christian Frühe Werke: "Christian stellt hier selbst seine Bezüge klar, die in Folge über Jahrzehnte für sein Denken und Schaffen wesentlich bleiben, benötigt keine weiteren Interpretation. Auch sein Misstrauen Kunsthistorikern und Kritikern gegenüber ist eine gleich bleibende Konstante, es sind vor allem Texte befreundeter Schriftsteller, die sein Werk begleiten (H.C. Artmann, Helmut Eisendle, Erich Fried, Felix Mitterer, Walter Klier, Reto Hänny etc.). Nicht die Interpretation, sondern der aktiv schaffende Prozess ist ihm wichtig, kreative, emotionsvolle Texte, die er den Zwängen des Wissenschaftsbetriebes geopfert sieht.

Nach dem Denkmal für einen Tag im Herbst (1971), bestehend aus einer toten Krähe, entstehen seine frühen skulpturalen Arbeiten vor allem in einer Kombination von Fundstücken, den Ergebnissen seiner Tierversuche, der direkten Auseinandersetzung mit dem organischen Material mit anderen Materialien. Unterschiedliche Bedeutungsebenen werden so gekoppelt, die Zusammenhänge vor allem gefühlsmäßiger Art miteinander in Beziehung gebracht und die emotionale Erinnerung des Betrachters angesprochen. So der Pflug mit einem Sägefischroßtrum und einem eisernen Pflug von 1975, heute zerstört, oder I never was a sheep aus dem Jahre 1973. Aus demselben Jahr stammt seine stark konzeptuell geprägte Arbeit Fünf Portraits. Der Künstler schickt an fünf Freunde eine Holzkiste mit der Bitte, die Person interpretierende Gegenstände in diese Kiste einzuschließen und diese dann an den Künstler zurück zu senden (Roland Göschl, Peter Weiermair, Helmut Grimmer, Richard Krische, Oswald Oberhuber). Die Schlüssel werden im Anschluß in einen Eisenbehälter eingeschweißt, der Inhalt dieser Kisten ist bis heute unbekannt. Skizzen, Studien und Skizzenbücher von Anton Christian durchziehen sein gesamtes Werk, werden in der Ausstellung in der Galerie Elisabeth und Klaus Thoman nun erstmals umfassend präsentiert und zeigen die unmittelbare Kraft dieses Mediums, das Prozeßhafte des künstlerischen Tuns in ihrer ganzen Bedeutung. Zum Teil mit Konzepttexten versehen können sie als unmittelbare Quelle für Christian Schaffen gelten. Die Beschädigung des Körpers und seine Verwandlung in Raum und Zeit, die Weiterentwicklung der Figur durch eine betonte Gegenüberstellung von organischer Figur und anorganischer Räumlichkeit, wie Peter Weiermair schon 1979 feststellt, sind wesentliche Konstanten.

Es sind die Ereignisse der Veränderungsprozesse, die für Christian wichtig sind und diese lassen sich im gesamten Werk verfolgen. Seine Zeichnungen sind stark autobiografisch geprägt, haben einen immanent persönlichen Charakter. Die Zeichnung ist vielleicht das persönlichste der klassischen Medien überhaupt, spontan, unmittelbar, expressiv, den Gedanken des Künstlers am Nächsten. Anton Christian schreibt 1977 in seiner frühen Selbstbiografie von Francisco Goya gelernt zu haben, dass Mord und Haß nicht kultivierbar sind und daß Grässlichkeiten und die Unmenschlichkeit des Krieges von den Zynikern ein- und vorausgeplant sind. Die von Goya gezeichneten auf Holzpfählen aufgespießten Kinder, die Einäugigen, Wehrlosen, die Bewohner der Irrenanstalten und der Krankenhäuser finden wir auch heute und denen, die dies merken, droht, so Anton Christian, ein ähnliches Schicksal wie Goyas aufgespießten Kindern. Grundfragen des menschlichen Seins sind über Jahrzehnte das eigentliche Thema von Anton Christian, sie beherrschen sein imposantes künstlerisches Oeuvre. Wasser und Feuer, das Zurückführen unseres Lebens auf archaische Strukturen sind seinem Werk ebenso immanent wie die ständige Frage nach Krieg und Gewalt, Tod und Erinnerung. Die Literatur ist ein Grundpfeiler seiner Arbeit, die Schrift auch als gestalterisches Element bei seinen Zeichnungen und Bildern wesentlich. Bei aller Wichtigkeit der ästhetischen, kompositorischen und handwerklichen Fragen ist der Inhalt, die Aussage, für Christian von entscheidender Bedeutung. Er bezieht Stellung, scheut sich nicht, in unserer Gesellschaft unpopuläre Fragen zu stellen, unabhängig vom jeweils künstlerischen Medium, da er verwendet. Der rote Faden läßt sich von einer seiner ersten Skulpturen, dem Taufkleid für ein Kind in einem kriegsführenden Land bis zu den Bildern der letzten Wochen und Monate zu den Friedens- und Kriegszeiten des 20. Jahrhunderts verfolgen."

Pressetext

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Anton Christian - Frühe Arbeiten