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Das Ausstellungsprojekt befasst sich mit der Thematik der Arbeit, wie sie in den letzten vier Dekaden zum Topos in den bildenden Künsten geworden ist. Wichtig dabei ist, dass die Kunst sich nicht damit begnügt, arbeitende Menschen abzubilden, sondern Arbeitsbedingungen strukturell untersucht. Ausgehend von künstlerischen Positionen aus den 1960/70er Jahren bis hin zu ganz aktuellen Arbeiten werden Themen wie Frauenarbeit, Globalisierung und globalisierte Geschlechterverhältnisse oder Formen des Übergangs von sozialistischer zu kapitalistischer Arbeit aufgegriffen.

Der Großteil der historischen Positionen formuliert eine Reflexion auf die politischen Bewegungen der 1960/70er Jahre, sowohl unter den Aspekten linker als auch feministischer Ideologie- und Gesellschaftskritik. „Arbeit“ als soziale Aktivität (André Gorz) wird als gesellschaftliche Konstruktion offen gelegt und kritisch interpretiert. Dabei spielen aktivistische Kunstformen, die sich mit realen Arbeitssituationen auseinander setzen, eine wichtige Rolle. Die KünstlerInnen reagieren auf den in dieser Zeit einsetzenden Wandel in den Arbeitsverhältnissen, der „einerseits eine wachsende Destabilisierung der Beschäftigung durch zunehmende Informalisierung und Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse“ mit sich bringt und zugleich auch „eine wachsende Polarisierung der Beschäftigungsmöglichkeiten, die zu neuen sozialen Schichtunterschieden führt.“ (Saskia Sassen)

In den USA untersucht zum Beispiel Martha Rosler die Bekleidungsvorschriften für Kellnerinnen, Mierle Laderman Ukeles putzt die Stufen vor dem Haupteingang eines Museums in Hartford, Connecticut, und Mary Kelly dokumentiert einen kurzen Abschnitt aus ihrer Arbeit und Fürsorge für ihr neugeborenes Kind. Conrad Atkinson greift das Thema „Müllstreik“ auf, das Berwick Film Collective widmet seinen Film den Frauen, die in der Nacht die Londoner Büros putzen, Margaret Harrison kämpft für die britischen Heimarbeiterinnen. Carole Condé und Karl Beveridge reinszenieren auf der Basis von Interviews, die sie mit gewerkschaftlich organisierten ArbeiterInnen führten, die Arbeitswelt der General Motors Werke in Oshawa, Kanada. Richard Kriesche rekonstruiert ein Projekt, das er 1980 mit Strafgefangenen machte.

Die Globalisierung und die damit verbundene Migration tragen im Zuge dieser Entwicklung dazu bei, den sozialen Arbeitsbegriff aufzulösen. Erwerbsarbeit wurde in den westlichen Industriestaaten durch Auslagerungen ganzer Industriezweige in „Billiglohn-Länder“ entwertet. An ihre Stelle traten vielfach schlechter bezahlte, unsichere Arbeitsverhältnisse im Dienst-leistungsbereich. Darüber hinaus spielt die Einbindung von Technologien in den Alltag – die zum einen Formen wie Tele/Heimarbeit, Teilzeitarbeit etc. ermöglichten und zum anderen zu „Netzwerkgesellschaften“ geführt haben – für diesen Wandel im Arbeitsbegriff eine ganz entscheidende Rolle: Der flexible Mensch kann Alltags- und Arbeitsleben nicht mehr definitiv trennen. (Richard Sennett)

Teilzeitarbeit, Tele/Heimarbeit, Sexarbeit, Kinderarbeit, Frauenarbeit, „GastarbeiterInnen“ sowie Arbeitslosigkeit und Streik sind daher auch die Themen, die verstärkt seit den 1980er Jahren künstlerisch aufgegriffen werden. Eine Auswahl: Paul Graham fotografierte die Arbeits-ämter Englands, die unter der Regierung Thatcher überlaufen waren, Ursula Biemann verfolgt die weltweite Migration von Frauen in der Sexindustrie, Michael Blum versucht eine der Fabriken in Indonesien zu besuchen, wo seine Sneakers mit Weltlogo produziert werden, Olga Chernysheva gibt ein Bild der Hierarchie in einer russischen Schokoladenfabrik, Mladen Stilinoviç macht einen melancholisch-ironischen Kommentar zur postkommunistischen Situation in Kroatien, Christine S. Prantauer dokumentiert auf einem Großplakat mit einem täglichen Updating den weltweiten, täglichen Widerstand gegen Missstände und Verschlechterungen in der Arbeitswelt, Margareta Klingberg fotografiert MigrantInnen aus Thailand bei ihrer Arbeit sowohl in deren Heimat als auch in Schweden, Harun Farocki geht dem seit den Brüdern Lumière filmisch festgehaltenen Motiv „Arbeiter verlassen die Fabrik“ nach, Pia Lanzinger richtet einen Teleheim-Arbeitsplatz ein und Moira Zoitl führt exemplarisch die Situation der tausenden philippinischen Dienstmädchen in Hongkong vor. Carey Young hat sich für eine ihrer Arbeiten als Schauplatz die MPreis-Supermarktfilialen gewählt.

Folgende Künstlerinnen und Künstler nehmen teil: Robert Adrian X (CDN/A), Conrad Atkinson (UK), Berwick Street Film Collective (UK), Ursula Biemann (CH), Michael Blum (F/IL), Olga Chernysheva (RUS), Carole Condé und Karl Beveridge (CDN), Harun Farocki (D), Martin Gostner (A), Paul Graham (UK), Grup de Treball (E), Margaret Harrison (UK), Lulu Shur-Tzy Hou (Taiwan), Alexis Hunter (UK), -Innen plus (Korinna Knoll, Ellen Nonnenmacher, Susanne Ackers, Janine Sack und Cornelia Sollfrank) (D), Kirsten Justesen (DK), Tina Keane (UK), Mary Kelly (USA), Margareta Klingberg (S), Richard Kriesche (A), k.u.u.g.e.l. (A), Mierle Laderman Ukeles (USA), Pia Lanzinger (D), Marion von Osten (D), Adrian Paci (AL), Christine S. Prantauer (A), Martha Rosler (USA), Monica Ross mit Shirley Cameron und Evelyn Silver (UK), Ruth Schnell (A), Mladen Stilinoviç (HR), Anne Tallentire (UK), Jeff Wall (CDN), Carey Young (UK), Moira Zoitl (A)

Kuratorinnen: Silvia Eiblmayr, Verina Gfader, Tereza Kotyk Installationskonzept für die Halle: Dorit Margreiter

Symposium

11 Ursula Biemann, Künstlerin, Kuratorin Zu ihrer Arbeit Remote Sensing, 2001; ein Video, in dem Biemann die illegalen transnationalen Routen und Hintergründe der Frauen nachzeichnet, die weltweit in die Prostitution migrieren 11.45 Ljubomir Bratiç, Philisoph und Publizist, Wien Arbeit als nationalstaatliches Interventionsfeld / 40 Jahre Arbeitsmigration in Österreich 12.30 Erika Thurner, Professorin am Institut für Politikwissenschaft und Soziologie, Innsbruck Frauenarbeit – die stabile Innenseite der Politik 13.15 Marion von Osten, Künstlerin, Theoretikerin, im Gespräch mit k.u.u.g.e.l. über die neuen Arbeits- und Mobilisierungsformen Prekarität und Prekariat Pause 14 – 14.45 Uhr 14.45 Harun Farocki, Filmemacher, Gastprofessor Akademie der Bildenden Künste, Wien, präsentiert das StudentInnenprojekt Eine Einstellung zur Arbeit, 2005 15.30 Katy Deepwell, Kunsttheoretikerin und Herausgeberin von n.paradoxa: international feminist art journal, im Gespräch mit den KünstlerInnen Conrad Atkinson, Carole Condé und Karl Beveridge, Margaret Harrison, Kirsten Justesen und Richard Kriesche zu künstlerischen Strategien der 1970er Jahre (in englischer Sprache, mit zusammenfassender Übersetzung)

Katalog (dt. / engl.) Hg. Silvia Eiblmayr, Galerie im Taxispalais Beiträge von Katy Deepwell, André Gorz, Barbara Hundegger, Karin Jaschke, Sylvia Riedmann, Saskia Sassen; Einführung von Silvia Eiblmayr, Verina Gfader und Tereza Kotyk Revolver – Archiv für aktuelle Kunst, ca. 170 S, ca. 70 Abb., davon ca. 50 in Farbe

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Arbeit*
A: ’aml. – E: work, labour. – F: travail.
R: trud, rabota. – S: trabajo.
C: laodong
Kuratorinnen: Silvia Eiblmayr, Verina Gfader, Tereza Kotyk
Installationskonzept für die Halle: Dorit Margreiter

Künstler: Robert Adrian X, Conrad Atkinson, Berwick Street Film Collective , Ursula Biemann, Michael Blum, Olga Chernysheva, Carole Condé / Karl Beveridge, Harun Farocki, Martin Gostner, Paul Graham, Grup de Treball , Margaret Harrison, Lulu Shur-Tzy Hou, Alexis Hunter, Innen plus  (Korinna Knoll, Ellen Nonnenmacher, Susanne Ackers, Janine Sack / Cornelia Sollfrank), Kirsten Justesen, Tina Keane, Mary Kelly, Margareta Klingberg, Richard Kriesche, k.u.u.g.e.l. , Mierle Laderman Ukeles, Pia Lanzinger, Marion von Osten, Adrian Paci, Christine S. Prantauer, Martha Rosler, Monica Ross / Shirley Cameron / Evelyn Silver, Ruth Schnell, Mladen Stilinovic, Anne Tallentire, Jeff Wall, Carey Young, Moira Zoitl